Rückkehr nach St. Elwine
auf dem Küchentisch ab und sah sich um. Da jedoch alles mucksmäuschenstill blieb, nahm sie an, dass Kevin ihren Rat befolgt hatte. Sie hatten zusammen zu Mittag gegessen, wobei er lustlos in den Spaghettis herumgestochert hatte. „Was ist denn los?“, hatte sie wissen wollen.
„ Mir ist langweilig.“
„ Schatz, Miss Parker meinte, du sollst doch einfach mal zum Sportplatz gehen“, hatte sie daraufhin gesagt. „Der ist unten am Hafen. Da treffen sich die Jungen der Stadt meistens. Einmal in der Woche trainiert sogar jemand mit ihnen Baseball. Wäre doch gar nicht schlecht, wenn du da mitmachst, oder?“
„ Ich kenne die aber nicht“, hatte ihr Sohn beharrt.
„ Dann lernst du sie eben kennen. Ich werde heute Nachmittag im Salon gebraucht und anschließend schaue ich noch im Supermarkt vorbei. Du müsstest also irgendwie alleine klar kommen“, hatte Flo ihm erklärt.
„ Ja.“ Kevin hatte sich gerade die Tomatensoße in seinen Mundwinkeln breit geschmiert.
„ Mach mir aber keinen Blödsinn, verstanden?“ Flo hatte ihren Sohn eindringlich und, wie sie hoffte, streng angesehen.
„ Okay.“ Dabei hatte er das Wort seufzend in die Länge gezogen.
Sie würde zunächst erst mal die Einkäufe verstauen und dann ein bisschen sauber machen. Lächelnd stellte sie die mitgebrachten Kräutertöpfe ins Küchenfenster. Petersilie, Schnittlauch, Basilikum. Sie hätte herzlich gern noch Oregano, Minze und Estragon mitgenommen, aber leider ließ ihr monatliches Budget das nicht zu. Flo liebte es, mit frischen Zutaten zu kochen. Obendrein sahen die Keramiktöpfe auch noch dekorativ aus.
Sie hatte jetzt alles vom Tisch geräumt und faltete die Tüten zusammen. Aus Sparsamkeit hob sie die Dinger auf, um den Müll darin zu entsorgen. Da fand sie Kevins Zettel. Sie musste vorhin wohl die Tüten darauf abgestellt haben.
„ Ich bien draußen spiellen!“
Flo lächelte und schlüpfte aus ihren Jeans. Sie zog sich bequeme Shorts an und griff nach dem Staubtuch. Die Wohnung war nicht eben groß, aber sie genügte ihr: Küche, Bad, Wohnzimmer und für jeden ein eigenes Schlafzimmer. Die Miete war mehr als akzeptabel und mit dem Geld, das ihr Val monatlich überwies, würde sie obendrein noch das Schulgeld für Kevin bezahlen können. Den Rest wollte sie für den Jungen sparen. Um für die täglichen Kleinigkeiten zum Leben aufkommen zu können, brauchte sie allerdings bald einen richtigen Job. Bisher half sie dreimal die Woche nachmittags im Schönheitssalon und ab und zu, meist Samstagabend, im Pub. Es war besser als nichts, aber eben auch nicht genug. Wenn sie sich vor drei Tagen nicht gar so dämlich angestellt hätte, wäre vielleicht noch ein Bürojob für sie drin gewesen, Dusseltrine! Seufzend drückte sie auf den Knopf der Musikanlage. Das war fast das Einzige, was sie aus ihrem gemeinsamen Haus nach der Scheidung mit Val mitgenommen hatte. Die kleine Anlage war einst ein Geschenk von ihrem Mann gewesen.
Die Klänge Tyler O’Brians erfüllten den Raum. Sie liebte die Songs des jungen Rockstars. Er lächelte ihr vom Cover der CD entgegen.
„ Wie schön du bist, Junge.“ Flo war kurz stehen geblieben um in Ruhe sein Foto zu begutachten - dieser verträumte, melancholische Blick, diese Augen, die selten zu lächeln schienen. Sie fragte sich zum wiederholten Mal, ob ihn irgendein Kummer bedrückte. Bestimmt jedoch keine verpasste Chance auf einen Bürojob, so viel war mal sicher!
Flo goss ihre Blumen, zupfte die vertrockneten Blüten von den Stängeln und warf sie in den Müll. Anschließend ließ sie ihren prüfenden Blick schweifen. Das Sofa, das sich bereits in der Wohnung befunden hatte, wirkte noch nicht besonders einladend. Sie würde einfach ein paar hübsche Kissen besorgen. Ansonsten war sie mit dem, was sie inzwischen erreicht hatte, ganz zufrieden, dabei hatte Floriane anfangs große Angst vor dem Alleinsein gehabt. Es lief jedoch bestens. Vielleicht sollte sie sich erkundigen, ob es im Ort die Möglichkeit gab, in der Abendschule eine Berufsausbildung zu absolvieren. Andererseits, wie sollte sie das bewerkstelligen? Sie konnte Kevin unmöglich jeden Abend allein lassen. Informieren kann man sich ja wenigstens und genau das würde sie in der nächsten Woche auch tun, nahm sie sich vor.
Flo beschloss kurzerhand einen kleinen Spaziergang zum Hafen zu machen, und vielleicht traf sie ja auf ihren Sohn. Sie steckte rasch ihr Handy ein, falls sie ihn doch verfehlen sollte.
Auf dem Sportplatz rannte
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