Rückkehr nach St. Elwine
Jubeln gebracht, von denen sie nicht einmal geahnt hatte, dass sie solche überhaupt besaß. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, würde Elizabeth annehmen, man hatte ihn am College beiseite genommen und ihm in aller Ausführlichkeit erklärt, was Frauen bevorzugen und wo und vor allem wie man sie berührte.
Josh hatte sogar an ein Kondom gedacht.
Nicht sie.
Das war unverzeihlich. Gerade sie kannte doch die Folgen nur allzu gut. Das brachte ihre tägliche Arbeit mit sich. Liz hatte wirklich geglaubt, ihn zu kennen.
Aber?!
Sie spürte ein unruhiges, kleines Flattern in ihrem Bauch. Sie konnte sich nicht in ihn verliebt haben. Wann sollte das denn passiert sein? Nein, sie nicht! Sie würde nie einem Mann die Kontrolle über sich geben.
Niemals!
Und ihm, Joshua Tanner, schon gar nicht.
Sie waren viel zu verschieden. Lediglich in einer Frage waren sie sich einig. Sex.
Ein wunderbarer Gleichmacher, überfiel es sie sofort wieder.
Also leb es aus, solange es dauert, forderte sie sich auf. Man konnte durchaus davon profitieren, wenn man einen kühlen Verstand behielt. Wenn zwischen einem Mann und einer Frau solch eine überwältigende sexuelle Anziehungskraft existierte, wie bei ihnen Beiden, war es einfach vernünftig, irgendwann dem inneren Drängen nachzugeben. Ansonsten würden sie sich ewig fragen, ob man es nicht hätte wagen sollen. Josh erging es da sicher nicht anders. Hatte er nicht sogar etwas in der Art erwähnt? Vielleicht gehörten die Worte ja zu seinen üblichen Floskeln, wenn er mit einer Frau ins Bett ging. Aber sie kam nicht umhin zu bedenken, wie weich sein Tonfall dabei geworden war. In jenem Augenblick hatte er es tatsächlich geschafft, sie von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen.
Plötzlich fuhr sein Kopf herum und er sah sie an.
„ Guten Morgen!", sagte er und klang noch herrlich verschlafen.
Liz nickte nur.
„ Was denkst du?" Er drehte sich jetzt ganz zu ihr, stellte seinen Ellbogen auf und stützte seinen Kopf in die Hand.
„ Nichts", antwortete Elizabeth knapp.
„ Nichts?", hakte er sofort nach.
„ Ja, genau. Oder wolltest du hören, dass du ein Meister deines Faches bist?"
Josh lachte ein fast jungenhaftes Lachen. Eine Mischung aus Verlegenheit und Männerego, doch er wich ihrem Blick nicht aus.
Aha, der berühmte Morgen danach, dachte sie.
„ Nun ja, vielleicht ein bisschen. Es hätte meinem Selbstvertrauen geschmeichelt", gab er grinsend zu.
„ Hmpf - als ob du mich dazu brauchst." Liz konnte ein undamenhaftes Schnauben nicht verhindern.
„ Du warst jedenfalls wunderbar", antwortete er, ihren Einwand einfach ignorierend. Nach einem kurzen Moment der Stille fuhr er fort: „Ich habe so etwas noch nie erlebt - wie mit dir. Ich möchte, dass du das weißt."
Als sie die Ernsthaftigkeit in seiner tiefen Stimme hörte, schaute sie überrascht auf. Er klang ehrlich und überzeugend in seinem ruhigen Tonfall, das musste sie ihm lassen. Wahrscheinlich war er in der Lage, jeder Frau dieses Gefühl zu vermitteln. Vielleicht war das eine weitere Lektion vom College der Frauenversteher.
„ Lügner."
Liz lächelte, doch ihr war etwas unbehaglich zumute, als sie seine Antwort vernahm.
„ Ich lüge nicht", sagte er leise und betonte jedes Wort dabei mit einer Schärfe, die einen kalten Hauch von Angst durch das gemütliche Zimmer wehen ließ.
Doch dann nahm er sie bereits fest in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich, wie um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen.
Obwohl sie plötzlich, von einer ganzen Bandbreite von Gefühlen geradezu bestürmt wurde, spürte Elizabeth deutlich, wie ein starkes Verlangen in ihr aufstieg. Das verwirrte sie über die Maßen.
Dabei solltest du weglaufen, solange du noch kannst!
„ Lizzy, du machst mich verrückt."
Seine rau geflüsterten Worte spornten ihre Lust noch mehr an. Himmel - was war nur mit ihr los? Wie konnte er solche Leidenschaft in ihr entfesseln? So etwas hatte es ja noch nie gegeben. Oder doch? Ganz kurz zuckte ein Funken der Erinnerung durch ihr Hirn. Damals in besagter Halloweennnacht war sie schon einmal von solch heftigen Gefühlen überwältigt worden, dass sie letztendlich in Panik ausbrach. Jetzt verstand sie endlich, warum das passiert war. Kein Wunder, dass sie im Alter von siebzehn Jahren so erschrocken war. Da war dieses überstarke Bedürfnis gewesen, sich Joshua Tanner voll und ganz auszuliefern - genau wie jetzt. War sie nicht mehr bei Verstand oder brachte sie ihm einfach aus einem
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