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Rückkehr nach Wedenbruck

Rückkehr nach Wedenbruck

Titel: Rückkehr nach Wedenbruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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für ihn, wenn er nur auf die Koppel kommt. So alt ist Bongo schließlich noch nicht, oder? Jedenfalls haben wir ihn jetzt für den Behinderten-Reitunterricht bekommen. Und ich durfte heute zum ersten Mal mit ihm ins Gelände gehen.“
    „Bravo! Ja, du sitzt gut im Sattel, das sieht man sofort. Na komm, wir müssen in die gleiche Richtung. Reiten wir zusammen.“
    Mit Zottel neben sich machte Bongo nicht mehr den kleinsten Versuch, in seinen alten Stall nach Peershof zurückzukehren. Vergnügt trabten die beiden Ponys nebeneinander her. Kurz vor dem Hof parierten Bille und Robert zum Schritt durch.
    „So, du musst jetzt nach links hinüber, Robert. Kannst du das rote Dach des Stalls erkennen?“, fragte Bille, der klar geworden war, dass der Junge nur sehen konnte, was sich direkt vor seiner Nase befand.
    „Ich denke schon. Bongo weiß ja Bescheid.“
    „Gut. Ich muss nämlich dort drüben hin, zum Turnierstall.“
    „In Ordnung. Danke für die Begleitung, Frau ...“
    Robert stockte. „Äh ... Entschuldigung, aber Sie haben sich noch gar nicht vorgestellt!“
    Bille lächelte. „Tut mir Leid, du hast Recht. Ich bin Sibylle Abromeit, ab morgen eine deiner Reitlehrerinnen im Internat.“
    „Oh! Sehr angenehm! Wirklich, sehr angenehm“, sagte der zierliche Junge mit den dicken Brillengläsern strahlend und blickte mit seinen fast blinden Augen in Billes Richtung. Dann ritt er hoch aufgerichtet davon.
    „Ich freu mich auch, dich kennen gelernt zu haben“, murmelte Bille. „Wir werden viel Spaß miteinander haben, da bin ich sicher.“

Reitunterricht mal anders

    „Na? Lampenfieber?“ Johnny der Indianer sah Bille mit einem breiten Lächeln an.
    „Ich? Ach was, ich doch nicht!“ Bille grinste. „Na ja, ein kleines bisschen. Vor so einer Meute zu stehen, darin hab ich schließlich noch keine Übung.“
    „Wird schon schief gehen.“ Johnny klopfte ihr beruhigend auf die Schulter. „Nimm Zottel mit in die Manege, der wickelt die Horde gleich um den Finger.“
    „Um den Huf, meinst du wohl.“ Bille lachte. „Manege ist übrigens gut. Hoffentlich wird das nicht so eine Art Raubtierdressur. Wo stecken sie denn, meine zukünftigen Reitsport-Asse?“
    „Die sollen sich alle drüben in der Reithalle auf der Tribüne versammeln, steht am schwarzen Brett.“
    „Okay, dann zieh ich mal los. Drück mir die Daumen.“ Bille verließ den Schulstall und ging zur Reithalle hinüber. Sie hatte sich einige Sätze zur Begrüßung zurechtgelegt, aber die wollten ihr jetzt natürlich nicht mehr einfallen.
    Auf der Tribüne herrschte ein Lärm, als hätte es gerade eine Runde Popcorn umsonst gegeben. Die Klasse quiekte, gickerte und schrie durcheinander, dass man es bis auf den Hof hinaus hörte. Als Bille leise die Tribüne betrat und sich neben ihre Schüler auf eine Bank setzte, wurde sie von keinem bemerkt.
    „Ob die streng ist?“, fragte ein Mädchen mit einem langen blonden Zopf nicht weit von ihr und stellte lässig ihre Füße auf die Lehne der Bank vor sich.
    „Vielleicht spricht sie nur englisch. Die kommt doch aus Amerika!“, wusste eine andere zu berichten.
    „Quatsch, aus Mexiko! Da sprechen sie spanisch.“
    „Dann kann sie bestimmt nur Westernreiten. Wenn die damit ankommt, mach ich nicht mit!“, tönte ein dicker Junge. „Westernreiten - das ist doch totaler Kindergarten.“
    „Robert hat sie schon gesehen“, berichtete ein anderes Mädchen. „Er findet sie spitze.“
    „Robert? Der kann doch gar nicht sehen“, trumpfte der Dicke auf.
    „Ich hab genug gesehen!“, verteidigte sich der schmächtige Robert, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. „Sie ist auf einem Pony geritten.“
    Alles lachte.
    „Auf einem Pony!“, wiederholte ein größerer Junge abfällig. „Die lass ich mal meinen Hektor reiten, der schmeißt sie in der ersten Runde ab.“
    Bille schmunzelte. Langsam stand sie auf und ging in die Bahn hinunter. Erschrockenes Schweigen breitete sich aus. Die Schüler starrten sie an, als wäre sie gerade eben mit einer Rakete durchs Dach gebrochen und mitten in der Halle gelandet.
    „Hallo. Ich bin Bille Abromeit, eure neue Reitlehrerin. Ich möchte euch bitten, jetzt zu mir herunterzukommen, damit ich euch kennen lernen kann. Aber vorher gehen bitte diejenigen, die ein eigenes Pferd mitgebracht haben, in den Stall hinüber und holen es her, damit ich alle einmal sehe. Nur mit Trense, ungesattelt, klar? Die mit den Pferden stellen sich dann in einer Reihe in der Mitte der

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