Rückkehr von den Sternen
hinaus. Die Treppe. Eine cremefarbene, dann eine grüne Wand. Die Tür meines Zimmers. Ich machte weit das Fenster auf, atmete tief. Wie gut die Luft war. Seit ich ihr Zimmer verlassen hatte, war ich völlig ruhig. Ich lächelte sogar, aber weder mit dem Gesicht, noch mit den Lippen. Dieses Lächeln hatte ich in mir, nachsichtig meiner eigenen Dummheit gegenüber, auch der Tatsache, daà ich nichts wuÃte und es doch so einfach gewesen war. Gebückt wühlte ich im Innern meines Sportkoffers. Unter den Stricken? Nein. Irgendwelche Päckchen, was denn, nein, nicht das, Moment mal â¦
Nun hatte ich ihn. Ich streckte mich wieder und fühlte mich plötzlich beschämt. Die Lichter. Nein, so konnte ich es nicht. Ich ging eben, um sie zu löschen, als Olaf eintrat. Er war noch nicht ausgezogen. War er denn überhaupt nicht ins Bett gegangen?
»Was machst du denn da?«
»Nichts.«
»So? Und was hast du da? Versteck es nur nicht!«
»Nichts â¦Â«
»Zeig her!«
»Nein.«
»WuÃte ichâs doch. Du ScheiÃkerl!«
Den Schlag hatte ich nicht erwartet. Ich öffnete die Finger, der Griff rutschte mir aus der Hand, und wir beide kämpften bereits, ich warf mich über ihn, er sprang zur Seite, der Schreibtisch fiel um, die mitgezogene Lampe krachte gegen die Wand, daà das ganze Haus aufdröhnte. Nun hatte ich ihn erwischt. Er konnte sich nicht mehr befreien, wand sich nur, ich hörte einen Schrei, ihren Schrei, lieà ihn los, sprang zurück.
Sie stand in der Tür.
Olaf kam auf die Knie.
»Töten wollte er sich. Deinetwegen!« röchelte er. Er faÃte sich mit beiden Händen an den Hals. Ich wandte mein Gesicht ab. Stützte mich an der Wand, meine Beine zitterten. Ich schämte mich, schämte mich furchtbar. Sie sah uns an, erst den einen, dann den anderen. Olaf hielt sich immer noch den Hals.
»Geh fort«, sagte ich leise zu Olaf.
»Zuerst muÃt du mich fertigmachen.«
»Hör auf damit.«
»Nein.«
»Bitte, mein Herr, gehen Sie doch«, sagte sie.
Ich verstummte mit offenem Mund. Olaf starrte sie ungläubig an.
»Mädchen, er â¦Â«
Sie schüttelte langsam den Kopf.
Er behielt uns im Auge, ging etwas seitlich, dann ein biÃchen rückwärts und verschwand.
Sie sah mich an. »Ist das wahr?« fragte sie.
»Eri â¦Â«, stöhnte ich.
»MuÃt du?« fragte sie.
Ich nickte: »Ja.« Aber sie schüttelte den Kopf.
»Wieso?« sagte ich. Und wiederholte noch einmal, etwas stotternd: »Wie â so?« â Sie schwieg. Ich ging auf sie zu und sah, daà sie den Kopf an die Schulter legte und ihre Hände, die einen Teil des flaumigen Mantels hielten, zitterten.
»Warum? Warum hast du eine solche Angst vor mir?«
Sie schüttelte wieder den Kopf.
»Nicht?«
»Nein.«
»Aber du zitterst ja?«
»Nur so.«
»Und ⦠wirst du mit mir gehen?«
Sie nickte zweimal, wie ein Kind. Ich umarmte sie, so leicht ich konnte. Als ob sie ganz aus Glas wäre.
»Habe keine Angst«, sagte ich. »Sieh â¦Â«
Meine Hände zitterten nun auch. Warum zitterten sie nicht, als ich langsam weiÃe Haare bekam, als ich auf Arder wartete? An welche Reserven, an welche verborgenen Winkel stieà ich nun, um endlich zu erfahren, was ich ertragen konnte.
»Setz dich«, bat ich, »du zitterst ja noch immer. Oder nein, warte!«
Ich legte sie auf mein Bett. Deckte sie bis an den Hals zu.
»Besser so?«
Sie nickte: »Ja, besser.«
Ich wuÃte nicht, ob sie nur in meiner Anwesenheit so stumm war oder von Natur aus einsilbig.
Ich kniete am Bett nieder.
»Sag mir doch etwas«, flüsterte ich.
»Was?«
»Von dir. Wer du bist. Was du machst. Was du willst. Nein â was du wolltest, ehe ich über dich herfiel.«
Sie zuckte leise die Achseln, so als ob sie damit sagen wollte: âºNichts habe ich zu sagen.â¹
»Willst du nichts erzählen? Warum? Vielleicht â¦Â«
»Das ist nicht wichtig«, sagte sie. Als ob sie mich mit diesen Worten geschlagen hätte, rückte ich von ihr ab.
»Wieso, Eri⦠wieso �« stammelte ich. Aber ich verstand es bereits. Nur zu gut.
Ich sprang auf und fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen. »So will ich es nicht. So kann ich nicht. Ich kann es nicht. So darf es nicht sein. Ich â¦Â«
Ich
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