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Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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vor weniger als hundert Millionen Jahren warm gewesen, nach geologischen Begriffen also noch vor relativ kurzer Zeit. Wenn ihren Daten Glauben zu schenken war, hatte das ausgedehnte, flache Meer hier viel länger existiert, als es jemand für möglich gehalten hätte.
    Wissenschaftler ändern ihre Meinungen auch nicht lieber als Theologen oder Lastwagenfahrer, aber wenn die Fakten ihren Überzeugungen widersprechen, können sie sich nicht vor den Fakten verstecken oder sie bequem ignorieren. Die Fakten schienen zu besagen, dass der Mars wärmer und feuchter gewesen war, und zwar länger, als sie es für möglich gehalten hatten. Viel länger. Es ergab keinen Sinn. Es widersprach ihren sorgfältig zurechtgezimmerten Theorien über die Vergangenheit des Roten Planeten. Dennoch deuteten die Daten vom Mars genau darauf hin.
    Wenn Zweifel bestehen, wenn die Daten und die Theorien nicht übereinstimmen, dann suche man nach weiteren Daten. Die Planetenwissenschaftler auf der Erde deckten die Forscher mit Bitten um weitere Daten, weitere Fakten, weitere Informationen über die Geschichte des Mars ein. Bevor sie auch nur erwogen, ihre geliebten Theorien über den Roten Planeten ad acta zu legen, wollten, brauchten, verlangten sie weitere Daten.
    Jamie wusste, dass er alle Anstrengungen unternehmen sollte, die Wünsche von der Erde zu erfüllen. Die Unstimmigkeiten im geologischen Bild störten ihn ebenso sehr wie die Wissenschaftler daheim auf der blauen Welt. Dennoch stand er nun untätig draußen vor der Kuppel und guckte angestrengt in die Luft, um einen ersten Blick von dem zurückkehrenden Raketenflugzeug zu erhaschen. Und dachte an die Felsenbehausung. Ich kann nicht zum Canyon aufbrechen, solange Dex und Possum nicht zurück sind, sagte er sich. Ich kann mich nicht einfach meinen Pflichten hier entziehen und mich Hals über Kopf auf eine Suche begeben, die nicht einmal im Missionsplan steht.
    Aber er spürte den Lockruf jener Nische hoch oben in der Wand des Canyons. Ihm war, als würden seine Ahnen ihn rufen. Wie damals, als sein Großvater ihn zum ersten Mal in das verlassene Dorf der Alten auf der Mesa Verde mitgenommen hatte.
    »Deine Vorfahren haben ihre Häuser hier vor langer Zeit errichtet, Jamie«, hatte Großvater Al gesagt.
    »Das waren nicht unsere Vorfahren«, hatte Jamie mit all der rechtschaffenen Selbstsicherheit eines Zwölfjährigen erwidert. »Wir sind Navajos, das waren Anasazi.«
    »Aber natürlich waren sie unsere Vorfahren«, hatte Al mit Nachdruck behauptet. »Anasazi heißt ›die Alten‹.«
    Der junge Jamie hatte störrisch den Kopf geschüttelt. »Unser Volk ist erst hergekommen, als sie schon weg waren, Grandpa. Das hab ich in einem der Bücher gelesen, die du mir gegeben hast.«
    Al hatte nur leise gelacht. »Ach, Bücherschreiber. Was wissen die schon?«
    Vielleicht hat Al Recht, dachte Jamie. Vielleicht sind wir doch miteinander verwandt, wir alle, sogar hier auf dem Mars.
    Dann lenkte eine rasche Bewegung am dunkler werdenden Himmel seine Aufmerksamkeit auf sich. Ein kurzes Aufblitzen, das war alles. Jamie suchte das kupferne Gewölbe über sich ab, sah jedoch nichts.
    Ein weiteres Aufblitzen, und diesmal hielten seine Augen es fest. Das Flugzeug nahm Gestalt an, während es träge hoch droben am Himmel kreiste. Jamie wandte den Blick nicht davon ab, um es nicht wieder aus den Augen zu verlieren. Automatisch schaltete er sich übers Tastenfeld an seinem Handgelenk auf die Kommunikationsfrequenz.
    »Setzen zum Landeanflug an«, sagte Rodriguez' Stimme ruhig und professionell.
    »Landeanflug, verstanden«, sagte Stacy Deschurowa genauso ausdruckslos und geschäftsmäßig.
    Jamie hörte zu und beobachtete, wie das Flugzeug hoch oben am karamellfarbenen Himmel größer wurde, und ganz tief drinnen durchlief ihn ein freudiger Schauer über das Wunder, dass er hier auf dem Mars stand, während zwei Forscher nach einem Ausflug zum höchsten Berg im Sonnensystem zu ihrer Basis zurückkehrten.
    Rodriguez bestand darauf, dass sie sich alle von ihnen fern hielten, als er und Fuchida aus ihren Anzügen stiegen.
    »Ich will keine Stinkwitze hören«, erklärte der Astronaut mit Nachdruck.
    Jamie hatte ihnen erlaubt, direkt in die Kuppel zu gehen, ohne das Flugzeug zu entladen. Der Biologe stützte sich schwer auf Rodriguez und benutzte ihn als Krücke. Stacy Deschurowa kam heraus und half Jamie, Fuchidas Probenbehälter in die Luftschleuse der Kuppel zu tragen, während die beiden Männer ihre

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