Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
noch gedämpft, fast ängstlich.
    »Der Plan lässt uns eine Menge Spielraum«, erklärte Jamie.
    »Jedenfalls genug, um den alten Rover zu bergen und uns den Pathfinder zu holen«, sagte Trumball munter.
    »Vielleicht.«
    »Warum nicht? Wir könnten die alte Karre auf dem Rückweg aus dem Sand ziehen.«
    Jamie nickte langsam. Seine Gedanken rasten. Ich bin der Missionsleiter, sagte er sich. Ich kann eine Exkursion zu der Felsenbehausung ansetzen, wann immer ich es für richtig halte. Ich brauche weder seine Erlaubnis noch seine Mitarbeit. Ich muss ihm diesen verrückten Ausflug zum Pathfinder nicht erlauben. Ich muss ihn nicht bestechen, um zu tun, was ich will.
    Dennoch hörte er sich sagen: »Auf dem Rückweg zur Basis halten wir bei dem alten Rover an und untersuchen ihn, Dex.«
    »Prima!«
    »Das heißt nicht, dass wir noch mehr tun«, warnte ihn Jamie. »So weit stimme ich mit dir überein: Wir sollten nachsehen, ob der alte Rover noch zu benutzen ist.«
    »Ist er bestimmt.«
    »Weil du es so willst?«
    »Weil es so ist«, sagte Dex mit der felsenfesten Gewissheit eines kleinen Jungen, der noch an den Weihnachtsmann glaubt.
    Drei Tage lang studierte Trudy Hall die Flechte, die unmittelbar unter der Gesteinsoberfläche am Fuß der Steilwand des Canyons lebte. Drei Tage und drei Nächte.
    Hall wollte die Organismen in ihrem natürlichen Habitat studieren, insbesondere ihre Tag- und-Nacht-Zyklen. Da sie die Flechte deshalb nicht stören durfte, arbeitete sie hauptsächlich mit Fernerkundungssensoren. Sie machte Fotos, brachte Thermometer an, um permanent die Außen- und Innentemperatur des Gesteins aufzuzeichnen, nahm Proben von den Marsluft-Mikrometern in der Flechte und überwachte mit Infrarotkameras den Wärmestrom aus Steinen mit und ohne Flechten. Am zweiten Tag begann sie, direktere Untersuchungen an einigen Flechten vorzunehmen: Mit Jamies Hilfe führte sie Sonden in mehrere Steine ein, um chemische Mengenverhältnisse zu messen.
    Trumball sammelte unterdessen Gesteinsproben, holte oberflächennahe Kerne herauf (ohne irgendwo auf Permafrost zu stoßen) und begann mit der detaillierten geologischen Kartierung des Gebiets. Und er stellte natürlich ein halbes Dutzend Geo/Met-Baken entlang eines sorgfältig abgesteckten Pfades auf, der parallel zur Felswand verlief. Jamie half ihm. Dex ließ ein paar Sprüche darüber vom Stapel, dass der Missionsleiter als sein Assistent fungierte. Jamie überging sie kommentarlos.
    »Wir müssen uns Proben aus der Felswand selbst besorgen«, erklärte er Jamie am zweiten Abend ihres Aufenthalts im Canyon. »Und Baken darin anbringen.«
    Jamie nickte zustimmend. Sie standen im Innern des Rovers, direkt bei der Luftschleuse, und saugten mit schnurlosen Handsaugern den Staub von ihren Anzügen. Der marsianische Staub roch so stechend nach Ozon, dass einem die Augen tränten, wenn er nicht sofort entfernt wurde.
    »Immer noch kein Permafrost?«, fragte Jamie über das Heulen des Staubsaugers hinweg.
    »Keine Spur. Muss tiefer unter der Oberfläche sein. Hier unten ist es ein paar Grad wärmer, weißt du.«
    »Aber die Wärmestrommessungen …«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach ihn Trumball und bückte sich, um seine Stiefel zu reinigen. »Der Wärmestrom aus dem Innern ist hier schwächer als oben.«
    »Trotzdem kein Permafrost.«
    »Er muss tiefer unten sein.«
    Jamie schüttelte den Kopf. »Das ergibt keinen Sinn. Wie kann die Flechte hier leben, wenn weniger Wärme aus dem Innern heraufkommt und das Wasser weiter entfernt ist?«
    Trudy Hall, die auf ihrer Liege saß, ihren Laptop auf den ausgestreckten Beinen, rief ihnen zu: »Hört euch meinen Vortrag nach dem Abendessen an, der wird all eure Fragen beantworten.« Dann machte sie ein nachdenkliches Gesicht und fügte hinzu: »Na ja, zumindest einige.«
    Halls improvisierter Vortrag begann, nachdem sie die Überreste ihres Abendessens in den Wiederaufbereitungseimer geworfen und den Klapptisch saubergewischt hatten. Jamie holte sich seine zweite Tasse heißen Kaffee und setzte sich dann auf seine Liege. Dex, der neben ihm saß, trank langsam und bedächtig einen Becher Fruchtsaft. Die oberen Liegen waren noch an die gekrümmte Wand geklappt. Stacy Deschurowa war vorn im Cockpit und überprüfte das Diagnosesystem des Rovers, eine lästige Pflicht, der sie sich jeden Abend unterzog.
    Hall stellte ihren Laptop auf den Tisch und zeigte den beiden Männern mit Hilfe von Fotos und Grafiken auf dessen Bildschirm, dass die Flechte

Weitere Kostenlose Bücher