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Rücksichtslos

Rücksichtslos

Titel: Rücksichtslos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Slottke
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versucht, ein wenig Dampf zu machen. Zu neuen Erkenntnissen waren sie jedoch, wie erwartet, nicht gelangt. „Ein schleimiger Wichtigtuer“, hatte Thomas gemeint. Da war ihm Gruber mit seinen berechen baren Wutausbrüchen hundert Mal lieber. Katharina hatte den Neuen erst einmal gesehen, als er den Kripobeamten vorge stellt worden war. Es war selten, dass ihr jemand auf Anhieb unsympathisch war, doch dieser Staatsanwalt mit seinen gegelten dunklen Haaren gehörte dazu. Schon die zweite Person in den letzten Tagen, die sie auf Anhieb unausstehlich fand.
    Als sie zu Hause ankamen, freute sie sich unbändig und ließ sich aufs Sofa fallen. Philipp werkelte zwischenzeitlich in der Küche. Katharina genoss diese heimelige Atmosphäre und schloss die Augen. Heute hatte sie noch „Hausarrest“. Thomas und Philipp hatten ihr verboten, sich am heutigen Tag in der Kriminaldirektion blicken zu lassen. Doch das konnte sie nicht davon abhalten, sich Gedanken zu machen. Bislang hatten sie eigentlich keinen Anhalts punkt. Nichts, was sie auch nur einen Schritt voran gebracht hätte. Die Untersuchung des Mainufers hatte nichts Wesentliches ergeben. Die Todesursache der jungen Frau stand weiterhin nicht fest. Katharina würde nachher mit Pohl telefonieren. Das hatte man ihr schließlich nicht verboten. Sie schmunzelte und überlegte weiter. Auch die Hinweise aus der Bevölkerung, denen ihre Kollegen nachge gangen waren, hatten bislang rein gar nichts erbracht. Sie wussten weder, wo man die Tote in den Main geworfen hatte, noch wann.
    „ Du kannst kommen“, drang Philipps Stimme an ihr Ohr.
    Gleichzeitig strömte Essensgeruch in ihre Nase. Hm. Roch das gut! Putengeschnetzeltes mit Gemüsereis. Bis gestern hatte sie noch keinen Appetit gehabt. Dafür jetzt umso mehr.
    „ So, hau rein, damit du wieder ein paar Kilo auf die Rippen bekommst . “
    Philipp hatte recht. Sie hatte mindestens drei Kilo abgenommen. Und da sie noch nie Fettpölsterchen gehabt hatte, schlackerte die Hose unschön an ihr.
    „ Ich weiß übrigens, was ich tun werde“, meinte Philipp, als sie am Tisch saßen.
    „ Inwiefern?“
    „ Du weißt doch, dass mir die Arbeit im Institut nicht mehr so richtig Spaß macht.“
    „ Ja.“
    „ Ab dem nächsten Semester werde ich meine Vorlesung halten und zusätzlich ein Praktikum führen. Parallel dazu kann ich an aktuellen Forschungen im Bereich der Quanten mechanik teil nehmen.“
    „ Das hört sich gut an. Was meint Fathma dazu?“
    „ Na ja. Einerseits versteht sie mich. Sie meinte, ich sei in der letzten Zeit nicht auszuhalten gewesen. Andererseits bedauert sie es, verständlicherweise, dass wir künftig nicht mehr so oft zusammen arbeiten werden.“
    „ Aber vor ein paar Jahren warst du doch auch öfter nicht im Institut gewesen. Oder?“
    „ Ja. Aber im letzten Jahr hat sie sich daran gewöhnt, dass ich täglich da war. Ich werde nach wie vor bestimmt zweimal die Woche im Institut aufkreuzen. Es ist ja immerhin meins. Ich brauche nur etwas mehr … “
    „ … anspruchsvolle Forschung“, ergänzte Katharina und zwinkerte Philipp zu.
    „ Genau. Vielleicht stelle ich noch einen Physiker an, damit Fathma nicht den ganzen Tag allein ist.“
    „ Sprich es mit ihr durch.“
    „ Werde ich tun. Ich hab dir doch von Jürgen und seiner Frau erzählt?“
    Katharina überlegte kurz. „Dein Schulfreund.“
    „ Genau. Ich dachte, wir laden die Zwei entweder vor oder nach Weihnachten mal zu uns ein.“
    „ Ist okay. Mist. Weihnachten. Das ist ja schon übernächstes Wochenende.“ Und sie hatte noch kein Geschenk für Philipp.
     
    *
     
    Kira lag viele Stunden wach, bevor sie gegen Morgen in einen unruhigen, aber tiefen, Schlaf gefallen war. Sie hatte nicht einmal mitbekommen, dass ihr jemand das Frühstück ins Zimmer gestellt hatte. Nun erwachte sie mit einem dumpfen Gefühl im Magen. Kira streckte sich, und ein Knurren entwich ihrer Kehle. Links von ihr fiel etwas polternd zu Boden. Erschrocken setzte sie sich im Bett auf und blickte in die braunen Augen dieser grauen Maus, die anscheinend dafür zuständig war, die Zimmer in Ordnung zu halten. Das Geräusch war von einer auf den Boden gefallenen Sprüh flasche ausgegangen.
    „ Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken“, meinte Kira. Doch die junge Frau gab keine Antwort. Mit zitternden Händen hob sie die Flasche auf und säuberte den Spiegel über dem kleinen Waschbecken.
    „ Warum antworten Sie denn nicht?“ Kira war genervt. „Können Sie

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