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Rücksichtslos

Rücksichtslos

Titel: Rücksichtslos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Slottke
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nicht sprechen oder dürfen Sie nicht?“ Sofort bereute sie den barschen Ton. Die junge Frau kam ihr trotz ihres nervösen Verhaltens als der einzige normale Mensch in diesem Gefängnis vor.
    „ Entschuldigung“, wisperte Kira. „Ich bin nur kurz vor dem Durchdrehen.“
    Ihre Blicke kreuzten sich und in den rehbraunen Augen blitzte für den Bruchteil einer Sekunde so etwas wie Verständnis und Bedauern auf. Doch der Augenblick war so kurz gewesen, dass sich Kira sofort fragte, ob sie sich das eingebildet hatte. Wenig später war sie wieder allein. Sie setzte sich an den Tisch und biss hungrig in die mittlerweile trockene Scheibe Brot. Mittag war schon vorüber und sie wunderte sich, dass das Mittagessen noch nicht auf dem Tisch stand. Vielleicht bekam sie heute keines, weil sie nicht gefrühstückt hatte. Na, das wäre auch egal. Außer ihren Essgeräuschen hörte sie nichts. Auch nicht aus dem Nebenzimmer, aus dem sie am Vorabend die Schreie vernommen hatte. Sofort machte sich wieder Beklemmung in ihr breit und ein unsichtbares Band legte sich eng um ihre Kehle.
     
    *
     
    Nach dem Mittagessen fühlte sich Katharina derart müde, dass das bequeme Sofa sie wie magnetisch anzog. Sie legte ihren Kopf auf ein kleines flauschiges Sofakissen und duselte sofort ein. Eine Stunde später erwachte sie einigermaßen ausgeruht. Nachdem sie noch eine Weile gedöst hatte, griff sie zum Telefon und wählte Pohls Nummer in der Rechtsmedizin. Sie wollte eben auflegen, hatte den Hörer schon vom Ohr entfernt, als sie seine verzerrte Stimme vernahm.
    „ Jetzt wollte ich gerade auflegen. Hier ist Katharina Bergen.“
    „ Ach Frau Bergen. Das freut mich. Aber Sie arbeiten doch hoffentlich nicht schon wieder?“, erklang seine fröhliche sonore Stimme.
    „ Nein. Für heute wurde mir noch eine Zwangspause ver ordnet.“
    „ Das hält Sie aber offensichtlich nicht davon ab, mich anzurufen. Was kann ich für Sie tun?“
    „ Meine Gedanken schweifen immer wieder zu der ermor deten jungen Frau. Sie konnten leider keine Todesursache feststellen.
    „ Ah. Lauter hat Sie auf dem Laufenden gehalten. Nein, ich konnte absolut nichts feststellen. Das wurmt mich gewaltig.“ Er schnaubte in den Hörer und Katharina hörte ihm seine Unzufriedenheit an. Er war beruflich genauso ein Perfektionist wie sie.
    „ Irgendein Gift, das man nicht nachweisen kann?“
    „ Daran dachte ich auch schon. Da wir Spuren von Benzodia zepinen gefunden haben, ist mir auch GHB eingefallen. Vielleicht hat sie eine Überdosis erhalten und einen Atemstillstand erlitten. Das kann ich aber auf keinen Fall beweisen, da die Substanz nach ein paar Stunden nicht mehr nachweisbar ist.“
    „ K.o.-Tropfen. Gamma-Hydroxy-Buttersäure . D aran hätte ich nicht gedacht. Halten Sie es für ausgeschlossen?“
    „ Sag niemals nie. Nein. Nur weil ich keine Spuren der Substanz gefunden habe, kann ich noch lange nicht ausschließen, dass sie der Frau verabreicht wurde. Wobei es noch andere Stoffe gibt, die man nicht oder nicht mehr nachweisen kann. Vielleicht wurde sie ja auch gefügig gemacht. … Das ist allerdings hochspekulativ. Eventuell würden wir weiterkommen, wenn wir wüssten, um wen es sich bei der Toten handelt. Da sind Ihre Kollegen in den vergangenen Tagen noch nicht vorangeschritten, oder?“
    „ Nein. Soweit ich weiß nicht.“ Das musste sie noch mal recherchieren. Es kitzelte in ihrem Hals, und sie versuchte, das zu verdrängen. Gleich am nächsten Tag würde sie sich auf die Akten stürzen und die ermittelnden Kollegen kontaktieren. Thomas hatte für den frühen Nachmittag eine Besprechung angesetzt. Somit wäre sie endlich wieder auf dem neuesten Stand. Die Situation, in diesem Fall hinterher zu hinken und nicht alles zu wissen, ließ sie unruhig werden. Oder vielmehr: es regte sie auf.
    Pohl und Katharina unterhielten sich noch kurz über den anderen Mord. Doch diesbezüglich schienen die Ermittlungen ebenfalls stillzustehen. Absolut frustrierend. Als sie zu allem Übel noch von einem Hustenanfall geschüttelt wurde, beendete sie das Gespräch. Katharina stöhnte und legte sich zurück auf das Sofa. Dieser kurze Anruf und die Hustenattacke hatten sie total geschwächt. Sie beschloss, liegen zu bleiben, damit sie am nächsten Tag fitter sein würde, da sie unbedingt an dem Fall weiterermitteln wollte. Er ließ ihr keine Ruhe. Sie fühlte sich, als hätte sie den roten Faden verloren. Ihr Gespür war ihr abhanden gekommen. Meistens konnte sie sich auf ihre

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