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Rücksichtslos

Rücksichtslos

Titel: Rücksichtslos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Slottke
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Gefühl verlassen. Das hatte ihr vergangene Woche geflüstert, dass die Hebamme, diese Zurrer, irgendetwas mit der Sache zu tun hatte. Doch da sie am gleichen Tag krank geworden war, war sie sich nun überhaupt nicht mehr sicher. Es war zum Verrücktwerden.
     
    *
     
    Als Philipp gegen Abend heimkam, fand er seine Verlobte schlafend auf dem Sofa vor. Er schlich so leise es ging durchs Wohnzimmer. Doch als er die Tür zum Bad öffnete, erwachte sie. Er küsste Katharina zur Begrüßung auf die Stirn und murmelte, dass sie liegen bleiben solle.
    Als er sich wieder aufrichten wollte, zog sie ihn zu sich nach unten und flüsterte: „Bleib hier. Ich hab gerade so ein Kuschelbedürfnis.“
    „ Soso.“ Philipp grinste und strich eine Haarsträhne von ihrer Wange.
    „ Mhm … und nicht nur kuscheln.“
    „ Du warst doch erst so krank.“
    „ Eben. Zeig mir, dass ich noch lebe.“

Donnerstag, 15.12. 201 1
     
    Gegen neun Uhr setzte Philipp Katharina bei der Kriminal direktion ab. Sie fühlte sich heute wieder einigermaßen auf dem Damm. Zum einen, weil Philipp ihr sehr deutlich gezeigt hatte, dass sie noch lebte. Zudem hatte sie auch sehr lange geschlafen. Doch als sie die Treppen zu ihrem Büro hinaufging, wurde ihre Hochstimmung sogleich wieder gedämpft. Sie keuchte wie eine Dampflok.
    Sie stieß die Tür zu ihrem Büro auf. Schweißtropfen standen ihr auf der Stirn. Ihr Kollege unterhielt sich mit einem schlanken, eher leptosomen Mann, der mit dem Rücken zu ihr stand. Er trug einen hellbraun karierten Anzug. Beim Anblick der dunklen gegelten Haare runzelte Katharina die Stirn und stöhnte innerlich auf. Was tat der denn hier? Der hatte ihr gerade noch gefehlt.
    Staatsanwalt Armin Sandfordt drehte sich um und warf ihr mit hochgezogenen Augenbrauen einen gespielt überraschten Blick zu und schaute demonstrativ auf seine Armbanduhr.
    „ Treten Sie auch schon Ihren Dienst an?“, fragte er gestelzt.
    „ Ich war … “
    „ … krank“, unterbrach er sie rüde. „Das weiß ich. Aber entweder Sie sind krank, dann bleiben Sie zu Hause. Oder Sie sind gesund, und dann haben Sie hier pünktlich zum Dienst zu erscheinen.“
    Der kam ihr gerade geschlichen. Und wenn sie ständig Überstunden machten, dann war das egal? Was bildete sich dieser Lackaffe überhaupt ein? „ Gut. Dann geh ich wieder . “ Mit diesen Worten warf Katharina Thomas einen bedeutungs vollen Blick zu und verließ das Büro. Mit Wut im Bauch stapfte sie direkt zu ihrem Vorgesetzten Eduard Bauer. Sie klopfte und drückte gleichzeitig die Türklinke. Ihr Chef blickte erstaunt auf, als sie in sein Zimmer stürmte.
    „ Ich weiß, Sie können nichts dafür. Aber dieser Kerl regt mich tierisch auf.“ Katharina schilderte kurz das Geschehene. „Also, ich kann jetzt wieder heimgehen, obwohl mir dieser Fall unter den Nägeln brennt, und mich für den Rest der Woche krankschreiben lassen. Oder ich kann mir hier in aller Ruhe die Aktennotizen der letzten Tage durchsehen, so wie ich es mit Herrn Lauter besprochen habe.“
    Eduard Bauer stöhnte ebenfalls und zwirbelte nervös seinen dunklen Schnauzer.
    „ Selbstverständlich bleiben Sie hier. Der Herr Staatsanwalt ist schließlich nicht Ihr Vorgesetzter und hat nicht über Ihre Arbeitszeit zu bestimmen. Ihre Meinung zu ungeklärten Fällen liegt uns immer sehr am Herzen. Schon oft haben Sie Dinge gefunden oder gesehen, die anderen nicht aufgefallen sind. Aber bitte verlangen Sie nicht von mir, mich mit Sandfordt auseinanderzusetzen.“
    „ Ich denke, das kriegen wir auch so geregelt. Hauptsache, wir Kommissare halten zusammen.“
    Bauer nickte erleichtert und Katharina schlug den Weg in Richtung Alfreds Büro ein. Solange sich dieser Besserwisser in ihrem Arbeitszimmer aufhielt, würde sie sich nicht mehr dort blicken lassen.
     
    Kurz vor zwei klappte Katharina den letzten Ordner zu. Alfred blätterte in einem anderen. Sie hatte sich einen Überblick über die Aktivitäten der Tage verschafft, in denen sie krank gewesen war, und ließ alles nochmal Revue passieren. Sämtliche Geburtskliniken, Geburtshäuser, Hebammen und Frauen häuser waren von den Soko-Mitgliedern abgeklappert worden. Doch keinem ihrer Kollegen war irgendetwas aufgefallen. Mist! Sie war sich sicher gewesen, dass sie über eine dieser Anlaufstellen für Schwangere wenigstens die Identität der Toten von der Staustufe herausfinden würden. Allerdings hatten sie aufgeklärt, wo die Leiche in den Main geworfen worden war. Die

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