Rücksichtslos
GPS-Daten hatten sie direkt vor dieses Haus geführt.
„ Glaubst du, sie sind da drin?“
„ Werden wir sehen.“ Thomas beobachtete Armin West hoven und seine SEK-Leute, die zuerst alles absicherten und überprüften, damit sie nicht in eine Falle liefen. Nachdem die Alarmanlage im Wohnhaus des alten Hagen losgegangen war, rechneten sie mit dem Schlimmsten. Das Zufahrtstor öffnete sich und die schwarzen Schatten huschten lautlos hindurch. Im gleichen Moment hörten sie aus dem Haus einen Schuss. Alle schienen einen kurzen Moment in ihrem Tun innezuhalten. Ein zweiter Schuss ertönte. Westhoven gab eine Befehlssalve ab und Thomas schrie Philipp an.
„ Verschwinde im Auto und bleib bei Jürgen Hagen. Ich will euch nicht da drin sehen! Klar?“
Thomas rannte, mit gezogener und entsicherter Waffe, geduckt los. Alfred folgte ihm auf dem Fuß. Die Eingangstür des Hauses wurde aufgesprengt. Die SEKler verteilten sich rasch im Erdgeschoss und im Dachgeschoss, um alles abzusichern. Thomas und Alfred rannten um das Haus herum. Auf der Rückseite entdeckten sie eine lange Abfahrt, die in eine Tiefgarage zu führen schien. Thomas zögerte nicht lange und folgte ihr in den Keller des Hauses. Sofort hörten sie Schreien und Kreischen. So schnell sie konnten, folgten sie den Geräuschen.
*
Vor ihrem inneren Auge sah Katharina die junge Rothaarige bereits blutend auf dem Boden liegen. Doch in buchstäblich letzter Sekunde hatte sich ein großer Schatten zwischen sie und den Professor geschoben. Der Schuss ertönte und auf Karls Pullover erschien ein dunkelroter Fleck. Beinahe fassungslos starrte er von seinem Bauch zu seinem Ziehvater. Dessen Blick war nicht minder verblüfft.
Katharina nutzte die Ablenkung sofort aus und trat fest gegen Gerold Hagens Hand. Doch der hielt die Waffe fester umklammert, als sie gedacht hatte. Er drehte sich zu ihr um, und nur dank einer geschickten Rolle konnte sie sich aus der Flugbahn des zweiten Schusses in Sicherheit bringen. Sie nutzte ihre kinetische Energie aus und brachte den großen Mann mit einem Beinfeger aus dem Gleichgewicht. Er stolperte nach hinten, fiel über Karl und landete unsanft neben diesem auf dem Rücken. Die Pistole schlitterte über den Boden und unter einen Schrank. Kira stürzte auf Hagen zu. Und bevor dieser bemerkte, wie ihm geschah knallte Karl ihm mit fast letzter Kraft seine geballte Faust an die Schläfe. Da n ach lagen beide Männer reglos da.
Irene Kowatz kam hereingestürmt, um sich auf Katharina zu werfen. Doch als sie sah, wohin die Waffe geglitten war, hechtete sie ohne lange zu überlegen vor den Schrank, um nach ihr zu angeln.
Deborah Hagen hatte derweil kaltblütig eine Spritze aus ihrer langen Brusttasche gezogen und eine Kanüle darauf gesteckt. Sie stand hinter der Tür und beobachtete das Geschehen beinahe regungslos. Die Plastikkappe von der Nadel ziehend, wollte sie gerade auf Katharina zugehen, als Thomas in den Raum stürmte. Zwei Meter hinter ihm Alfred. Bevor Katharina auch nur eine Warnung rufen konnte, stand Deborah neben Alfred und rammte ihm die Spritze in Herzhöhe in die Brust. Die Nadel glitt zwischen den Rippen hindurch und fand ihren Weg direkt ins Herz. Im ersten Moment war der ältere Kommissar so überrumpelt, dass er nicht reagieren konnte. Und bevor er sich wieder gefangen hatte, hieb sie ihm das Knie in seine Hoden, und er ging mit schmerzverzogenem Gesicht zu Boden. Sie stürzte sofort hinterher und injizierte ihm den gesamten Spritzeninhalt direkt ins Herz. Anschließend zog Deborah wie eine Furie die Spritze samt Nadel heraus, um sie nun als Waffe zu verwenden.
Katharina und Thomas waren von den anderen Ereignissen abgelenkt, sodass sie das Ganze erst bemerkten, als die irre Deborah erneut zustechen wollte. Thomas schoss ihr in die Hand, und die Plastikspritze entglitt ihr. Scheinbar ohne den Schmerz zu fühlen, stürmte sie auf ihn zu, doch er schaffte es, sie zu überwältigen und ihr Handschellen anzulegen, ohne erneut von der Waffe Gebrauch machen zu müssen.
Katharina hatte mit Irene Kowatz ein leichtes Spiel, da diese schon auf dem Bauch vor ihr lag, um die Pistole unter dem Schrank zu suchen. Kira hatte Arme und Beine des Professors gemeinsam mit den anderen Schwangeren mittels Mullbinden zusammengebunden. Sie kniete sich neben Karl, der ihr das Leben gerettet hatte, um nach seiner Bauchwunde zu sehen.
*
Karl nahm alles wie im Nebel wahr. Kira beugte sich über ihn.
„ Danke“, schluchzte
Weitere Kostenlose Bücher