Ruegen Ranen Rachedurst
könnte, so etwas zu tun? Bitte überlegen Sie!“
„ Nein, nur das Übliche!“
„ Was heißt denn ,das Übliche‘?“, mischte sich Benecke ein.
Frau Schneider zog noch einmal intensiv an ihrer Zigarette und verzog dabei das Gesicht. Irgendwie schien ihr das Nikotin nicht wirklich zu schmecken. Vielleicht rauchte sie nur in extremen Stresssituationen.
Sie atmete tief durch und erklärte dann: „Mein Mann hat Anlagegeschäfte gemacht. Und Sie wissen doch, wie das in letzter Zeit gelaufen ist. Da gibt es eben auch mal ein paar Turbulenzen an der Börse, die dann zur Folge haben, dass es zu Verlusten kommt. Und dieselben Leute, denen das Risiko zuerst nicht groß genug sein kann, sind dann plötzlich am Jammern und wollen ihr Geld zurück!“
„ Ist da jemand besonders hervorgetreten?“, hakte Benecke nach.
„ Da war eine Frau. Rothaarig und sehr aggressiv. Gerlinde Grasmück hieß die. Das weiß ich so genau, weil ich sie angezeigt habe.“
„ Sie?“, fragte Benecke etwas irritiert. „Ich dachte, diese Gerlinde Grasmück hätte ihrem Mann zugesetzt.“
„ Hat sie auch. Sie hat meinen Mann für ihre finanziellen Verluste verantwortlich gemacht und behauptet, er habe sie falsch beraten. Regelrecht verfolgt hat sie ihn - und schließlich hat sie sogar mir aufgelauert und gemeint, ich sollte finanziell für das einstehen, was mein Mann getan hätte.“ Sie schüttelte den Kopf. „Völlig durchgeknallt! Ich habe mir das nicht bieten lassen und ihr eine Anzeige aufgebrummt, nachdem ich sie dabei beobachtet habe, wie sie mir mit Lippenstift ein paar Unfreundlichkeiten auf die Windschutzscheibe meines Wagens geschrieben hat.“ Frau Schneider zuckte mit den Schultern. „Dann war erst einmal Ruhe.“
„ Auch in Hinblick auf Ihren Mann?“, fragte jetzt Hauptkommissar Jensen, der sich eifrig Notizen gemacht hatte.
„ Ja, jedenfalls hat er mir nichts Gegenteiliges erzählt. Seltsam nicht?“ Ihr Gesicht nahm dabei einen nachdenklichen Ausdruck an.
„ Wie lange werden Sie hier in der Gegend bleiben, Frau Schneider?“, fragte Jensen.
„ Für die nächste Zeit habe ich mir auf Rügen ein Hotelzimmer genommen, und ich hoffe, dass Sie bald mehr herausfinden.“
„ Und wo können wir Sie erreichen?“, fragte Jensen erneut.
„ Im Seehotel Binz-Therme Rügen.“
Hauptkommissar Jensen pfiff unwillkürlich anerkennend durch die Lippen.
Frau Schneider schaute ihn etwas entrüstet an und meinte spitz: „Sie werden mich doch auf dem Laufenden halten?“
„ Selbstverständlich“, versicherte Jensen.
„ Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte und lassen mich allein. Ich kann einfach nicht mehr.“
„ Dafür haben wir natürlich Verständnis“, erklärte Jensen. „Ich nehme an, für ein Essen in der Kantine des Polizeipräsidiums kann ich Sie im Moment nicht begeistern?“
„ Nein“, entgegnete Frau Schneider kühl und setzte dabei demonstrativ ihre Sonnenbrille wieder auf.
Sie blickte sich nach einem Aschenbecher um, aber den gab es nirgends. So geschah das Unvermeidliche. Die Asche fiel zu Boden. Sie tat so, als wäre das nicht geschehen und ließ sich nichts anmerken. Das erinnerte Benecke an das wichtigste Tatortindiz, den australischen Käfer. Ein paar Schritte hatte sie bereits hinter sich gebracht, da hielt Beneckes Stimme sie zurück. „Ach, Frau Schneider. Eine allerletzte Frage noch.“
„ Bitte jetzt nicht!“, erwiderte sie äußerst gereizt.
„ Hatte Ihr Mann irgendetwas mit Käfern zu tun?“
Sie drehte sich um und zog die Stirn in so tiefe Falten, wie Benecke es zuvor bei ihr noch nicht gesehen hatte.
„ Käfer?“, echote sie laut.
„ Im Hals Ihres Mannes hat jemand – vermutlich der Täter – das Präparat eines australischen Feuerkäfers platziert. An solch ein Präparat kommt man gar nicht so leicht heran. Und außerdem frage ich mich, warum der Täter Ihren Mann damit in Verbindung bringen wollte.“
„ Das ist wirklich sehr seltsam …“
„ Hat er selbst Käferpräparate gesammelt?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das hätte ich wirklich mitbekommen. Aber wer weiß, was noch alles unter der Oberfläche schlummert?“
„ Da hat sie nicht ganz unrecht“, murmelte George kopfschüttelnd.
***
Zumindest George und Benecke ließen sich zu einem Kaffee in der Präsidiumskantine überreden, während Jensen die Frikadelle mit Kartoffelsalat probierte.
Beneckes iPhone klingelte. Es war Lydia. Sie meldete sich aus dem Nationalpark Jasmund. „Hör mal,
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