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Ruegen Ranen Rachedurst

Ruegen Ranen Rachedurst

Titel: Ruegen Ranen Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Baeumer
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das?“, fragte der Kriminalbiologe erstaunt.
    „ Weil das Opfer erst betäubt wurde. Das ist schon fast wie ein Giftmord, und der wird doch überwiegend von Frauen begangen. Und dann die Sache mit dem Käfer. Übrigens herzlichen Dank für Ihre tolle Mitarbeit. Meine Mitarbeiter hätten diesen Fund nicht so schnell identifizieren können. Man merkt, dass Sie sich mit exotischen Insekten auskennen. Was denken Sie denn über diesen außergewöhnlichen Mord, Herr Kollege?“
    Benecke zuckte mit den Schultern. „Um ehrlich zu sein, ich gebe mir immer große Mühe, gar nichts zu denken. Ich meine dabei nicht das Denken an sich, das wir Menschen ohnehin kaum unterdrücken können, sondern das vorschnelle Schlussfolgern ohne die Tatsachen vollständig zu kennen, geschweige denn analysiert zu haben.“
    Gratzow lachte. „Aber neugierig auf das, was sich andere Leute so zusammenreimen, sind Sie trotzdem, was?“
    „ Das kommt ganz auf den Fall an“, entgegnete Benecke mit einem verschmitzten Lächeln.
    Der Kriminalbiologe war schon auf halbem Weg zur Tür, da hielt Gratzows Stimme ihn noch einmal zurück.
    „ Augenblick noch!“, sagte der Gerichtsmediziner. „Eine Sache hätte ich beinahe noch vergessen.“
    „ Und die wäre?“
    „ Die Kleidung ist untersucht worden. Das ist noch nicht offiziell und Jensen wird den Bericht wahrscheinlich heute im Verlauf des Tages bekommen. Aber es fand sich relativ viel Sand in den Schuhen und in der Kleidung. Das Opfer muss also am Strand gewesen sein …“
    „ Und wieso wissen Sie das schon vor Hauptkommissar Jensen?“, hakte Benecke gleich nach.
    „ Weil ich mit der Person, die diese Untersuchungen durchführt, gestern Abend beim Essen war. Kurzer Dienstweg, wenn Sie verstehen, was ich meine.“

    Ein Mann, der am Strand gewesen ist, Ranen-Met getrunken hat, betäubt wurde und dann gewaltsam seinen Kopf verloren hat. Benecke fragte sich beim Verlassen des Kühlraums, was wohl mit den anderen Vermissten geschehen war. Der Fall wurde immer rätselhafter. Und anders als es eigentlich hätte sein sollen, führten die zusätzlichen Fakten keineswegs dazu, dass man dadurch mehr Klarheit gewann. Das Gegenteil schien vielmehr der Fall zu sein.

    Auf dem Flur traf er wieder auf Frau Schneider. Die Witwe hatte sich eine Zigarette angezündet. Eigentlich war Rauchen hier strengstens untersagt. Aber wer hätte Frau Schneider in dieser Situation schon zurechtweisen mögen?
    Das wagte nicht einmal Hauptkommissar Jensen, der in diesem Augenblick gerade von der Toilette zurückkehrte.
    Frau Schneider unterhielt sich angeregt mit George, der ihr aufmerksam zuhörte. Sie hatte sich ihre Sonnenbrille in ihre Haare gesteckt und sah ihn mit ihren leuchtend blauen Augen an.
    „ Ich wirke jetzt vielleicht äußerlich nicht so emotional, aber es ist einfach nicht meine Art, in Tränen auszubrechen, verstehen Sie? Wie es hier drinnen aussieht!“ – dabei deutete sie auf ihr Herz – „das geht niemanden etwas an. Ich bin Geschäftsfrau und immer auf meine Unabhängigkeit bedacht gewesen. Geschäftlich sind wir getrennte Wege gegangen. Ich bin in der Immobilienbranche, mein Mann im Finanzwesen. Ich sage Ihnen, das ist auch besser so. Wir hätten uns jederzeit trennen können, ohne irgendwelches Theater mit Unterhalt und dergleichen. Kinder hatten wir ja sowieso keine. Wäre wohl bei zwei Workaholics auch schwierig geworden. So gute Nannys gibt´s ja gar nicht …“ Sie zog an ihrer Zigarette und Benecke fiel auf, dass ihre Finger zitterten. Offenbar war es mit ihrer Beherrschtheit doch nicht so weit her.
    „ Frau Schneider, können Sie sich vorstellen, wer Ihrem Mann so etwas angetan haben könnte?“, mischte sich nun Jensen ein.
    George war anzusehen, dass er nicht sonderlich davon begeistert war, wie Jensen sich hier in das Gespräch einklinkte. Er hätte die Witwe wohl einfach am liebsten noch ein bisschen weiterreden lassen und dabei vielleicht mehr über Frank Schneiders persönliche Lebensumstände erfahren, als wenn man diese eher reservierte Frau zu frontal anging.
    „ Ich habe wirklich keine Ahnung“, sagte sie. „Und verdammt noch mal, es ist auch nicht meine Aufgabe, das herauszufinden! Davon abgesehen, ich bin im Moment nicht in der Lage, irgendeine vernünftige Aussage zu machen.“
    „ Wir brauchen aber dringend Ihre Hilfe, Frau Schneider“, sagte Jensen. „Wurde Ihr Mann bedroht? Gab es Feinde? Irgendjemanden, mit dem er Schwierigkeiten hatte oder der ein Motiv haben

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