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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riana O Donnell
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Pferdehandel schien man durchaus Geld zu verdienen. Viola war jetzt fast etwas gespannt auf Paddy Malone, aber als sie eintrat, brauchte sie nur ins Gesicht ihres Vaters zu sehen, um Shawnas Einschätzung bestätigt zu finden. Alan brachte eben eine Kanne Kaffee aus der Küche in den Wohnraum, aus dem laute Stimmen in breitestem irischen Dialekt drangen. Viola verstand nicht alles, was da gesprochen wurde, aber die Neugierde verging ihr auch gleich, als sie die Besucher ansah. Paddy Malone war rotgesichtig und vierschrötig, ähnlich wie sein Freund Bill, aber deutlich jünger und größer, ein Bär von einem Mann. Allerdings ein Bär mit Bierbauch. Seine Söhne - offenbar Zwillinge - waren ebenso breit und riesig, aber noch nicht gar so fett. Dennoch wirkten ihre Gesichter bereits feist und die runde Form ihrer Köpfe wurde noch dadurch betont, dass sie ihr rotes Haar stoppelkurz rasiert trugen. Die irische Variante des Skinheads, wozu auch die schweren Stiefel passten. Lederkluft trugen die vielleicht siebzehn oder achtzehn Jahre alten Jungen allerdings nicht. Dafür Jeans und weite, abgetragene Hemden.
    Beide grinsten anzüglich, als Viola in den Raum trat, und sie überprüfte unwillkürlich, ob ihr Rollkragenpullover nicht vielleicht heruntergerutscht war oder sich unversehens aufgelöst hatte. Die Kerle stierten sie an, als sei sie halb nackt! Viola wünschte sich weite Trainingshosen statt ihrer engen Jeans - oder noch besser eine Burka!
    Einer der Zwillinge leckte sich die Lippen. Sprechen schienen sie nicht zu können, das übernahm der Vater. »He, ist das die Stiefenkelin, Bill? Alle Achtung, die hätt ich mir auch ins Haus genommen! Da wird man wieder jung, was Alter!« Paddy Malone lachte dröhnend und schlug sich auf die Schenkel, als habe er den Witz des Jahres gerissen. »Gib mir darauf 'n Schnaps, Billy. Aber nich' für euch, Jungs, wenn ihr bei der Lady landen wollt, müsst ihr noch 'n bisschen nüchtern bleiben.« Er wandte sich an seine Sprösslinge, die inzwischen ebenso gierig auf die Whiskeyflasche wie auf Viola starrten.
    »Ich ... muss, glaub ich, grad mit dem Hund raus ...«, murmelte Viola und machte ein paar Schritte rückwärts. Wer wusste, was die Typen taten, wenn man ihnen den Rücken zudrehte? Verglichen mit den Malone-Zwillingen erschienen Viola selbst Hank und Mike wie sensible Gentlemen ...
    Guinness war zum Glück immer für eine Ausrede gut und fand gar nichts dabei, nach dem halben Tag draußen noch mal auf Tour zu gehen. Viola verzog sich mit ihm in den Laden und stibitzte eine Packung Kekse und eine Flasche Cola. Nach dem arbeitsreichen Tag war sie hungrig und dachte unglücklich an den Kartoffelsalat, den sie gestern in weiser Voraussicht zubereitet hatte, um nach der Arbeit etwas Genießbares zwischen die Zähne zu bekommen. Der würde jetzt in den Mägen von Paddy und seinen Horrorsöhnen landen ...
    Guinness stupste sie, woraufhin sie die Kekse bereitwillig mit ihm teilte. Ob sie einfach hierblieb? Es gab reichlich Zeitschriften im Laden und sogar ein paar Taschenbücher - sie würde sich nicht langweilen. Aber irgendwie ging es Viola wie Shawna. Sie mochte das Spektakel verabscheuen, aber sie würde es sich auch um keinen Preis der Welt entgehen lassen! Zumal sie wusste, mit wem Bill und seine Freunde sich hier anlegten. Etwas lag in der Luft - auch wenn Viola es nicht benennen konnte.
 

 
    Tatsächlich gestaltete sich das Einfangen der Wildpferde dann erstaunlich unspektakulär. Die Herde stand auf dem Grasland am See wie fast jeden Abend - und Viola erkannte mit eisigem Schrecken den grauen Hengst, der hier in einer Gruppe mit drei Stuten zu weiden schien.
    »Den hab ich schon mal gestreichelt«, wisperte Shawna. »Der ist ganz zahm!«
    Bill warf ihr einen mahnenden Blick zu. Er hatte seine Helfer vorher genau instruiert: Während des Treibens sollte möglichst kein Krach gemacht werden, um die Tiere nicht in Panik zu versetzen. Es reichte dann wirklich aus, dass sich die Menschen erhoben, nachdem sie sich im Halbkreis im Schilf angeschlichen hatten. Die Pferde schauten alarmiert auf, als sie der Bewegung gewahr wurden, und zogen sich vorsichtig zurück. Wie geplant in Richtung der Koppel. Dabei näherten sich ihnen die Menschen schrittweise. Der Plan sah vor, dass der Abstand zwischen den Treibern geringer wurde, je näher die Tiere dem Corral kamen.
    Viola ließ sich jetzt allerdings zurückfallen. Sie war sowieso nicht Teil des Kessels gewesen, schließlich schob

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