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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riana O Donnell
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sie wieder den Kinderwagen. Kevin war wach und regte sich vergnügt. Für Viola eine gute Ausrede, dem Kessel und den Kelpies fernzubleiben. Dabei schwankte sie nach wie vor zwischen dem Wunsch nach Flucht und dem dringenden Bedürfnis, das Treiben zu beobachten. Schließlich konnte Viola sich nicht mehr bezähmen. Auch aus der Distanz musste etwas zu sehen sein - sie brauchte nur einen Aussichtspunkt. Viola sah sich um. Gleich rechts von ihr gab es eine Anhöhe, beherrscht von einem gewaltigen Findling. Von da aus müssten Wäldchen und Koppeln einzusehen sein. Allerdings konnte sie den Kinderwagen nicht hinaufschieben. Viola warf einen prüfenden Blick auf Kevin, der friedlich mit einem Beißring spielte. Bestimmt blieb er noch fünf Minuten ruhig. Sie war ja gleich zurück ...
    Viola versicherte dem Baby, dass sie alles im Griff hätte, versetzte die Kette mit bunten Bärchen noch mal in Schwingungen und lief dann den Abhang hinauf. Tatsächlich war die Höhe fast ausreichend, um über Schilf und Wiesen hinwegzublicken, und als sie dann noch den Findling erstieg, war die Sicht hervorragend. Viola erkannte die Koppel mit Bills Ponys - und sah die vier fremden Pferde daran vorbeiziehen. Sie wanderten mit erhobenen Köpfen und alarmiert aufgestellten Ohren. Besonders Ahis beagnama zeigte lebhaftes Ohrenspiel und trabte auch manchmal an, aber von Panik waren die vorgeblichen Pferde weit entfernt.
    Viola fragte sich, ob die Sonne sie wirklich so sehr blendete, dass sie den Corral nicht bemerkten. Gut, auch Kelpies waren nicht unfehlbar, Ahi hatte schließlich schon einmal einen Zaun übersehen. Aber diesmal war ihnen die Bautätigkeit sicher nicht entgangen. Was also bezweckten sie damit, jetzt im Gänsemarsch gelassen in die Falle zu gehen? Neben Lahias schiefergrauem beagnama erkannte Viola die sahnefarbene Ahlaya und die leuchtend helle Liaya.
    Sie beobachtete fasziniert, wie zunächst die Stuten, dann der Hengst den Corral betraten. Bill hatte dort Heu und Hafer ausgelegt, und die Kelpies taten zumindest so, als ob sie sich dafür interessierten.
    Bill machte Paddy und Ainné gerade hektische Zeichen. Die erfahrenen Jäger begannen, das breite Tor zu schließen.
    Viola konnte den Blick kaum von Ahi wenden, der jetzt scheinbar verwirrt zum Tor des Corrals blickte und sich dann auf der Hinterhand herumwarf. Die Kelpies begannen, wild im Corral zu galoppieren wie Pferde - die Menschen sahen vom Rand aus triumphierend und sicher auch beeindruckt zu. Aber Viola wollte sich gar nicht vorstellen, dass dieses Pferd dort unten Ahi war.
    Sie wandte sich ab. Sie musste herunterklettern und sich um Kevin kümmern. Als ihr Blick jedoch den Kinderwagen streifte, erfasste sie eisiger Schrecken. Neben der Sportkarre stand ein Pferd. Eine schneeweiße Stute, deren lange Mähne weit über ihren Hals herabhing. Kevin griff gerade nach einer der Strähnen.
    Viola hangelte sich von ihrem Findling. Sie rannte den Hügel hinunter - und erkannte zu ihrem Entsetzen, wie sich Kevins kleine Faust um das seidige Haar des Kelpies schloss.
    Aber er konnte sich nicht auf dessen Rücken ziehen! Das war unmöglich ... Viola versuchte, sich zu beruhigen, während sie den steinigen Weg herabrannte.
    »Lass ihn!« Sie rief, aber das Kelpie reagierte nicht. Und dann verschwamm das Bild der Stute. Stattdessen erschienen die Umrisse einer alten Frau. Ahlanija. Sie schien sanft auf Kevin einzureden und griff nach ihm ...
    »Untersteh dich, ihn anzufassen!«, keuchte Viola. Sie war jetzt wieder auf dem Weg und erreichte den Wagen, während die greise Amhralough ihren Bruder an die Brust drückte. Das Baby gluckste zufrieden. Es hielt immer noch eine Strähne ihres langen, weißen Haares.
    »Gib ihn augenblicklich zurück!« Viola blitzte sie an. »Das ist gegen die Regeln. Er kann noch gar nicht reiten!«
    Ahlanija lachte. »Aber er fasst schon recht sicher zu ...«, bemerkte sie und machte keine Anstalten, Kevins Finger zu lösen.
    »Ach, neuerdings ist also ein Baby in der Lage, Pferde zu stehlen?«, schleuderte Viola ihr entgegen. »Ist das eure Vorstellung von ›Wir machen immer nur ein Angebot‹?«
    Ahlanija schüttelte lächelnd den Kopf. »Sieh an, das Menschenkind!«, bemerkte sie. »Das nicht mit uns singen wollte, aber auch nicht stark genug war, einen der unseren zu binden. Und nun willst du ein paar Pferde fangen ...«
    »Ich will meinen Bruder zurück!«, schrie Viola. »Ich bin nicht mehr mit Ahi zusammen, lasst mich in Ruhe!«
    Die alte

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