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Ruf der Geister (German Edition)

Ruf der Geister (German Edition)

Titel: Ruf der Geister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Bern
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Angst und Schmerz stand in seinem Blick.
    „Es … tut weh …“
    Hilflos blickte Joshua zu einer der Schwestern, doch sie schüttelte den Kopf, gab ihm zu verstehen, dass er die größtmögliche Dosis an Schmerzmitteln bekommen hatte.
    „Joshua ...“
    „Ja?“
    „Wird der Tod … dunkel sein, Josh? Ich … ich will nicht … in die … Finsternis.“
    Verzweifelt rang Joshua um seine Fassung. Er riss sich zusammen und atmete tief durch.
    „Bei deiner Mutter ist es doch nie dunkel gewesen, Mark. Sie hat dir immer ein Li cht angelassen.“
    „Meinst du, ich … ich werd ʼ sie wiedersehen?“
    Aus tiefstem Herzen hoffte Joshua, dass man Mark dies gewährte.
    Die Lichter flackerten plötzlich. Joshua fuhr ein Schauer über die Haut. Er fühlte deutlich, dass jemand hinter ihm stand. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, denn er brauchte sich nicht umzudrehen − er kannte sie gut, seit seiner Kindheit.
    „Ja, das wirst du Mark. Ich verspreche es dir.“
    Eine Träne rann über seine Wange und Mark stöhnte gequält auf. Sein Körper krampfte sich zusammen und ein durchdringendes Piepen ertönte aus den medizinischen Geräten.
    Joshua wurde aus dem Zimmer geführt. Fassungslos sah er durch die Scheibe des Intensivzimmers dem verzweifelten Kampf der Ärzte zu, die Mark retten wollten. Die schemenhafte Gestalt von Marks Mutter verharrte still am Bett ihres Sohnes. Joshua schloss die Augen, wollte nicht sehen, wie Mark von ihm ging.
    Als ihn einer der Ärzte an der Schulter berührte, schrak Joshua auf. Er beobachtete, wie die Schwestern die Geräte abbauten. Sein Herz war schwer wie ein Stein, der ihn unwiederbringlich in die Tiefe ziehen wollte, das Gewicht war kaum zu ertragen.
    Man ließ ihn mit Mark allein. Langsam näherte sich Joshua seinem Freund. Er sah aus, als ob er schliefe , das Gesicht entspannt und blass. Behutsam strich er Mark eine Haarsträhne aus der Stirn. Seine Mutter hatte ihn mit sich genommen, sein Geist war fort.
    Stimmen hallten durch den Flur. Joshuas Herz zog sich zusammen, als er erka nnte, wer sich dort im Korridor befand. Er stellte sich in die Tür und sah Nadja gefasst entgegen. Marks Vater ließ er zu seinem Sohn; seiner Schwester versperrte er den Weg.
    „Lass mich durch, Joshua!“
    „Wage dich nie wieder in seine Nähe. Nie wieder!“
    „Du hast mir gar nichts zu sagen!“ Sie starrte ihn mit einem kalten Blick an.
    „Verschwinde, Nadja!“
    „Verschwinden?! Wenn du nicht schon so verprügelt aussähest, würde ich dir jetzt eine reinhauen!“
    „Dafür bist du zu feige. Du vergehst dich grundsätzlich nur an Schwächeren.“ Joshua lächelte böse. „Und an mich hast du dich noch nie herangewagt.“
    Nadjas Gesicht verzog sich zu purem Hass.
    „Er war dein Bruder und du hast einen Mörder aus ihm gemacht!“, herrschte Joshua sie an.
    „Mein Bruder? Nicht ganz, Josh. Haben sie dir nie erzählt, dass ich nur ein verdammtes Pflegekind war?“, spie sie hervor.
    „Was?“
    „Du bist ein ahnungsloser Trottel!“
    In Joshua keimte eine furchtbare Ahnung auf. „Wie heißt deine leibliche Familie?“, fragte er tonlos.
    „Was geht dich das an?!“
    Sie wandte sich ab, doch Joshua streckte den gesunden Arm aus und packte sie an der Schulter, drehte sie wieder zu sich herum. „Wie heißt sie, Nadja?!“
    „Sie heißen Krantz.“
    Joshua erbleichte.
    „Was … ist mit … Peter Krantz?“, brachte er mühsam hervor.
    „Woher kennst du meinen älteren Bruder?“ Nadja erstarrte.
    Joshua senkte den Blick. „Das ist jetzt … unwichtig.“
    Nadja drehte sich abrupt um und wollte aus der Intensivstation flüchten, doch Erich Salberg hielt sie auf. „Wir hätten da noch einige Fragen an Sie, Frau Weber.“
    Sie würden Nadja nicht belangen können, aber er hof fte, dass Erich und Robert ihr noch einmal sehr deutlich machten, was sie ihrem Bruder angetan hatte.
    Langsam kehrte er zu Mark zurück und nahm dessen schluchzenden Vater in die Arme.
    Wirklich begreifen konnte Joshua noch nicht, wie sich alles zusammengefügt hatte.
     
    *
     
    Joshua zog den Gürtel des Morgenmantels straffer. Zaghaft klopfte er an die Tür zu Leas Zimmer und trat ein. Sie lag in einem Einzelzimmer und schlief. Ihr blasses Gesicht hob sich von den braunen Locken ab, die sich zerzaust auf dem weißen Kopfkissen ausbreiteten. Voller Liebe betrachtete Joshua ihre schlafende Gestalt und dankte Gott, dass sie noch lebte. Sanft streichelte er über ihr Haar und fand ein wenig Frieden.
    Blinze lnd

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