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Ruf der Geister (German Edition)

Ruf der Geister (German Edition)

Titel: Ruf der Geister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Bern
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öffnete Lea die Augen. „Josh …“ Sie hob die Hand, strich ihm über die Wange. „Du siehst furchtbar aus, ganz zerschlagen.“
    „Ist nicht schlimm. Wie geht es dir?“
    „Ich glaube, die haben mich zugedröhnt“, sagte sie mit einem leisen Lachen.
    „Mich auch, meine Beine sind wie aus Butter.“
    Lea richtete sich auf und verzog schmerzhaft das Gesicht. „Wie geht es ihm?“
    Sein Blick senkte sich. „Er ist tot.“
    „Warst du noch mal bei ihm?“
    „Ja.“ Er sog scharf den Atem ein. „Lea, es tut mir so leid!“
    Sie lächelte und fuhr ihm sachte durch das dunkle Haar. „Josh … es ist nicht deine Schuld.“
    „Ich hab es nicht gesehen.“
    „Er war dein Freund!“ Sie zog ihn trotz ihrer Verletzung in ihre Arme. „Hör jetzt auf, stark sein zu wollen“, flüsterte sie ihm zu.
    Leise schluchzte Joshua auf und ließ sich in ihre U marmung fallen. Vor seinem geistigen Auge zogen Erinnerungen an Mark vorbei, die er für immer im Herzen behalten wollte.
    „Als ich ihn kennenlernte, rettete ich ihn aus dem Rhein-Herne-Kanal . Seine Schwester hatte seinen Teddy ins Wasser geworfen“, sagte er leise. Die Verbindung zu Peter Krantz würde er ihr später erklären.
    Lea lehnte sich an ihn und hörte wortlos zu.
    „Er wäre fast ertrunken und sie stand nur da und scha ute zu. Ihre Freunde lachten über seine Versuche, sich über Wasser zu halten. Ich hab ihn schließlich rausgezogen. Gott, Lea! Wie konnte ich so etwas vergessen?!“
    „Wie lange ist das her?“
    Joshua musste kurz überlegen. „25 Jahre.“
    „Das ist eine lange Zeit. Du warst ein Kind!“
    „Aber da war so viel mehr. Jetzt weiß ich wieder, dass Nadja ihn immer mit dem verdammten Nachtmorrgu geärgert hat. Aber mir war nie bewusst, wie grausam sie dabei vorgegangen sein muss. Mark hat es angedeutet, aber nie viel darüber geredet. Jetzt verstehe ich auch Marks Worte, als wir in seiner Wohnung waren! Er sagte mir, seine Mutter hätte nie hingeschaut. Niemand hat das!“
    „Du warst doch für ihn da!“
    „Manchmal sagte er, ich würde ihn beschützen. Aber ich war eben nicht immer bei ihm.“
    „Josh, du hast daran keine Schuld!“
    Joshua schüttelte den Kopf und fuhr sich durch das Gesicht, ignorierte die Schmerzen, die er sich dabei selbst zufügte. Er wagte nicht, in den Spiegel zu schauen, Mark hatte ihn einige Male hart getroffen. „Es fühlt sich nicht so an, Lea.“
    „Er war nicht er selbst, Joshua“, flüsterte Lea. „Er nannte mich immer Nadja und befürchtete, dass der Nachtmorrgu kommt, um ihn zu holen. Manchmal redete er wie ein Kind. Es ist nicht deine Schuld!“
    „Aber er hätte dich töten können“, sagte er unendlich leise.
    Lea seufzte. „Ich weiß. Wie ein Anfänger hab ich mich aufgeführt! Obwohl ich jetzt so lange bei der Kripo bin. Er hat mich mit meinem eigenen Elektroschocker ausgeknockt, kannst du dir das vorstellen? In meiner Wohnung? Nachdem er mich dann gefesselt hatte, konnte ich nicht mehr viel ausrichten.“
    Erst jetzt bemerkte Joshua die Kompresse an ihrem Hals, wo die Elektrowaffe sie verletzt hatte. Er strich ihr sanft über die Wange und konnte doch die Bilder von Marks Tod nicht vertreiben.
    Wird der Tod dunkel sein, Josh? Ich … ich will nicht in die Finsternis.
    Er würde nicht zulassen, dass man ihn mit einem Sarg in die ewige Dunkelheit hinabließ.
    „Lea, ich muss noch mal mit Marks Vater sprechen.“
    „Geh nur, aber komm wieder.“
    Vorsichtig küsste Joshua sie und ging hinaus, um Herrn Weber zu suchen. Er fand den Mann weinend auf einem Balkon des Krankenhauses.
    Sie sprachen noch lange über die Geschehnisse und Marks Vater war kaum fähig, die Taten seines Sohnes oder den Hass seiner Pflegetochter zu begreifen. Aber eines verstand er: Joshuas Wunsch.

ERINNERUNGEN
     
    Lea stand am Fenster in Joshuas Küche und beobacht ete die Meisen, die um den Futterknödel wie Bienen um eine Blüte schwirrten. Sie müsste längst zu Hause sein und ihr kleines Chaos beseitigen, trotzdem mied sie ihre Wohnung. Auch wenn Lea es nicht zugeben mochte, aber die Angst wich nicht, wenn sie an ihr Zuhause dachte. Die Furcht, etwas Böses und Fremdes dort anzutreffen, überwog alle guten Erinnerungen.
    Joshua schien glücklich darüber zu sein, dass sie bei ihm blieb. Sie selbst hätte sich für diese Feigheit am liebsten geohrfeigt. Schließlich arbeitete sie bei der Kriminalpolizei und war gefährliche Einsätze gewohnt!
    Doch es war etwas anderes , in der vertrauten Umgebung

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