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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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blasse Gestalt auf der Koje und blieb wie angewurzelt stehen.
    Da schlief ja ein junger Bursche! Zuerst glaubte sie schon, Hugues habe sie in die falsche Kabine geschubst, bis ihr einfiel, dass er in Bordeaux einen Knappen dabeigehabt hatte. Aber natürlich!, schalt sie sich, denn damals hatte sie den Knaben kaum beachtet. Sie betrachtete die blasse Haut, sein Haar, das ebenso zerzaust und zerknittert war wie seine Kleidung und das Bettzeug. Wie jung er wirkte im Schlaf, und wie wehrlos. Den Rücken gegen die verriegelte Tür gepresst, sah Sophie ihn geraume Zeit an.
    Um ihn nicht aufzuwecken, tappte sie auf Zehenspitzen durch die kleine Kammer, beugte sich über den Schlafenden und legte ihm die Hand auf die Stirn, die sich lediglich eine Spur wärmer anfühlte als bei einem Gesunden. Bei Sophies Berührung regte der Kranke sich unruhig und riss so plötzlich die Augen auf, dass Sophie überrascht zusammenzuckte.
    „Oh!“, keuchte der Junge bei ihrem Anblick, und auch ihr stockte für einen kurzen Moment der Atem. Dann zog er die Stirn kraus und fixierte Sophie mit einem forschenden Blick. „Ihr seid doch die Dame aus Bordeaux“, stellte er mit einiger Verwirrung fest.
    Sophie nickte. „Richtig.“
    „Und wie kommt Ihr hierher?“, fragte er und stützte sich neugierig auf die Ellbogen.
    „Das ist eine lange Geschichte“, antwortete sie lächelnd, worauf er zögernd grinste.
    „Dann bleibt Ihr also hier?“, erkundigte er sich keck.
    Um ein Haar hätte Sophie seine Frage bejaht, aber sie konnte sich gerade noch bremsen. „Das weiß ich noch nicht“, erwiderte sie.
    „Aha, verstehe“, bemerkte er altklug und stellte sich dann selbstbewusst vor. „Ich bin Luc. Ritter Hugues meint, sobald ich mir meine Sporen verdient habe, werde ich der Chevalier Luc de Pamiers sein.“
    Sein offensichtlicher Stolz entlockte Sophie ein Schmunzeln. „Und mich nennt man Sophie“, gab sie zurück. „Wie lange lernst du denn schon als Knappe?“
    Das Gesicht des Burschen leuchtete auf. „Nicht ganz ein Jahr erst“, erklärte er begeistert, „doch gelernt habe ich schon ganz viel. Ritter Hugues sagt, ich wienere ihm die Klinge, wie er’s selber auch nicht besser könnte. Und ich kann auch schon Argent satteln …“
    „Ist das dieses riesige Pferd?“, unterbrach Sophie ihn amüsiert, denn sie stellte sich gerade vor, wie der schmächtige Luc das mächtige Schlachtross aufzäumte.
    „Genau. Argent ist vortrefflich abgerichtet und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Er tritt nicht einmal nach dem Hufschmied.“
    Sophie konnte ihm nur darin zustimmen, dass dies in der Tat vorzügliche Eigenschaften seien für ein Pferd.
    „Das wäre genau das Richtige im Kampf, sagt Hugues. Ein unruhiger Gaul, der geht einem nämlich durch, und zwar meist dann, wenn man’s am wenigsten erwartet.“ Aus seinem Mund klang das so, als habe er im ganzen Leben noch nichts Klügeres gehört.
    „Und wieso liegst du heute im Bett?“, fragte sie sanft, obwohl sie die Antwort bereits kannte.
    Luc guckte betreten. „Mir war ein bisschen übel“, gestand er, wobei seine Augen vor Verlegenheit regelrecht glühten, „doch Ritter Hugues meint, ich könne ja nichts dafür, wenn mir von dem Geschaukel ganz blümerant wird.“
    Sophie tätschelte ihm tröstend die Hand. „Das kommt gar nicht so selten vor“, versicherte sie ihm.
    Ihre Worte schienen ihn etwas aufzurichten. „Dem Ritter Hugues macht das nichts aus“, murmelte er betreten, als ärgerte es ihn, dass er seinem großen Vorbild nicht ganz gerecht wurde.
    „Nun, vielleicht ist er Seereisen gewohnt“, vermutete sie schulterzuckend.
    „Na und ob, denn er ist bereits in der ganzen Welt herumgekommen“, schwärmte er.
    „So?“, antwortete sie überrascht. Ob das wohl stimmte? Oder brachte der Bursche bei all seiner Schwärmerei bloß einiges durcheinander?
    „Jawohl“, betonte Luc. „Nach Paris und Saint Denis und jetzt sogar in die Gascogne.“ Allmählich fielen ihm die Augen zu, denn noch steckte ihm die Seekrankheit in den Knochen. „Und jetzt auch noch in die Bretagne“, murmelte er, wobei seine Stimme immer leiser wurde.
    „Schlaf“, flüsterte Sophie drängend. „Umso rascher wirst du wieder gesund.“ Fast war ihr, als hätte der Knabe noch nickend geseufzt, ehe er sich zur Wand rollte.
    Einige Zeit später wurde Sophie jäh aufgeschreckt, als es leise an der Tür klopfte. Sofort begann ihr Herz ängstlich schneller zu schlagen.
    „Ja?“, flüsterte

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