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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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wie sie, dass dies aus reinem Eigennutz geschah, nicht mehr, und auch nicht weniger. Als sie sich nun neben ihn stellte, um ebenfalls durch das kleine Fenster zu spähen, wagte er einen verstohlenen Seitenblick.
    Die Art und Weise, wie ihr neues Gewand ihre schlanke Figur betonte, brachte ihn auch diesmal aus der Fassung, so wie beim ersten Mal, als er sie in diesem neuen Kleidungsstück gesehen hatte. Farbe und Schnitt, vereint mit Sophies Energie, erinnerten ihn an die heimischen Weiden zu Pontesse. Fast schien es, als hätte sie seine Gedanken gelesen und das Gewand nur deshalb ausgewählt, um sich bei ihm in ein besseres Licht zu rücken, obwohl sein Verstand ihm sagte, dass das nicht möglich sein konnte.
    Im Grunde hätte er sie verlassen müssen. Der Gedanke daran trieb ihn jedoch stärker um, als vernünftig war. Gewiss, durch seine Anwesenheit brachte er sie in Gefahr, das ließ sich nicht leugnen. Stirnrunzelnd blickte er zu Boden, ehe er wieder verdrossen auf seinem Sitzmöbel Platz nahm. Ach, wenn doch die Sonne ein wenig eilen und endlich ihren Lauf beenden würde! Dann wüsste er nämlich, ob diese normannischen Ritter nur auf der Durchreise waren oder die Absicht hatten, sich in La Rochelle auf Dauer einzurichten.
    Schließlich fasste er den Entschluss, Sophie in der Stadt zurückzulassen, auch wenn dieser Gedanke ihm einen schmerzhaften Stich versetzte. Nun, er hatte ihr immerhin Kleidung beschafft, und auch das extra für sie gekaufte Pferd könnte sie getrost behalten. Er würde ihr außerdem noch etwas Geld überlassen und zudem den Mietzins begleichen. Doch Luc und er würden am heutigen Tag noch aufbrechen. Dies sah doch insgesamt nach einer zufriedenstellenden Lösung aus.
    Dieser Illusion gab er sich jedenfalls hin, als er sich schließlich erhob und anfing, rastlos in der Kammer auf und ab zu gehen.
    Sophie ahnte, dass etwas in der Luft lag, doch Hugues zog den ganzen Tag über ein solch düsteres Gesicht, dass sie ihn nicht fragen wollte. Inzwischen war er bereits derart häufig hin und her gelaufen, dass sie schon glaubte, sie müsse jeden Moment aufschreien, gleichsam als hörbares Echo seiner offensichtlichen Verdrießlichkeit. Was, in aller Welt, war bloß in ihn gefahren?
    Konnte es sein, dass er ihre Berührung genauso vermisste wie sie die seine? Verstohlen beobachtete sie ihn unter gesenkten Wimpern; immer wieder ging ihr Blick zu seiner rechten Hand, die sich öffnete und verkrampfte. Sophie stellte sich vor, wie diese Finger ihren Nacken umschlossen, ihre Brüste oder ihr Hinterteil – ein Gedanke, bei dem ihr Blut zu sieden begann. Ja, sie hatte in den vergangenen Tagen schon oft gedacht, er sei kurz davor, sie anzufassen, doch immer wieder hatte er sich dann abgewandt. Sie mochte kaum glauben, dass er nun ausgerechnet deswegen so ruhelos auf und ab marschierte.
    Als dann die Schatten länger wurden und Hugues plötzlich doch zu ihr sprach, schrak sie regelrecht zusammen.
    „Sophie“, schlug er recht barsch vor, „du könntest einmal zum Markt gehen.“ Sophie hatte das dumpfe Gefühl, als ginge es ihm um weit wichtigere Dinge als nur um einen Happen zu essen. Als er sie jedoch entschuldigend ansah, verflog ihr Verdacht. Im Grunde war der Vorschlag auch gar nicht so abwegig, denn das Brot war längst aufgegessen. Allerdings sah sie nicht ganz ein, wieso sie selbst gehen sollte. Er hätte ja auch Luc schicken können.
    Dennoch erklärte sie sich einverstanden. „Aye, Hugues, denn ich habe auch Hunger“, sagte sie, indem sie sich den Mantel über die Schultern legte. Es brachte ja nichts, sich solcher Kleinigkeiten wegen zu streiten. Und ein bisschen frische Luft kam ihr ganz gelegen. „Möchtest du etwas Besonderes?“
    „Nein.“ Ein wenig zu schnell schüttelte er den Kopf, sodass Sophie wieder so war, als verschweige er ihr etwas sehr Wichtiges. Sie musterte ihn einige Zeit, aber er wich ihrem Blick nicht aus und sah sie mit einer wahren Unschuldsmiene an, die eigentlich ihren Verdacht hätte erregen müssen. Allerdings wusste sie auch, was für ein erbärmlicher Lügner er war.
    „Hast du Geld?“, fragte er leise.
    Sophie wurde rot. Sie begriff, dass er sie vermutlich für ziemlich aufdringlich halten musste, weil sie es wagte, seinem Blick derart beherzt standzuhalten, statt einfach um etwas Bares zum Einkaufen zu bitten.
    „Nein, Geld habe ich keins“, erwiderte sie ruhig. Daraufhin schüttete Hugues sich einige Silberlinge aus seiner Lederbörse auf die flache

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