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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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weil ihr Zeh gegen eine ausgesprochen behaarte und muskulöse Wade stieß. Schlagartig fielen ihr die nächtlichen Ereignisse wieder ein, und als sie sich umdrehte, erblickte sie Hugues, der sie nachsichtig musterte.
    „Besser geschlafen diesmal?“, fragte er mit leiser, tiefer Stimme, die sämtliche Lebensgeister in Sophie mit einem Schlag erweckte.
    Sie nickte verwirrt. „Doch, allerdings“, erklärte sie. „Hab Dank.“
    „Ach, nicht der Rede wert.“ Auch er streckte sich jetzt behaglich, und als ihm dabei die Decke nach unten rutschte, bemerkte Sophie zu ihrer Bestürzung, dass seine breite Brust entblößt war. Sie spürte, wie ihre Wangen rot wurden, während sie versuchte, nicht auf das lohfarbene Vlies auf seinem Brustkorb zu starren. Sie wusste aber noch, dass sie irgendwann während der Nacht die Finger mit diesen Härchen verflochten hatte.
    „Scheint ein schöner Morgen zu werden“, befand er heiter und schwang die langen, muskulösen Beine über die Bettkante, was Sophie, die unwillkürlich dieser Bewegung mit Blicken folgte, plötzlich den Atem verschlug.
    Hatte er etwa nackt neben ihr im Bett gelegen? Sie wusste es nicht, doch der Gedanke an sich war schon mehr als beunruhigend. Hugues zwinkerte ihr zu, als amüsiere er sich über ihr Unbehagen. Am liebsten hätte Sophie ihm einen Klaps verpasst, denn offenbar war er nicht im Geringsten verlegen.
    „So gut habe ich nicht geschlafen, seit wir hergekommen sind“, fuhr er fort, da Sophie beharrlich schwieg, und rieb sich gedankenverloren die Bartstoppeln am Kinn. Dann bedachte er Sophie mit einem solch durchdringenden Blick, dass ihr fast das Herz aussetzte. „Von jetzt an teilen wir uns das Bett“, sagte er kurz und bündig.
    Scharf hielt Sophie den Atem an. „Aber Hugues“, wandte sie ein, „das schickt sich doch nicht!“ Dabei war ihre einzige Sorge eigentlich nur die, wie sie es anstellen sollte, die Finger von ihm zu lassen, wenn er ihr so nah war. Denn falls sie nicht füreinander bestimmt waren, stand es ihr auch nicht zu, ein solch inniges Verhältnis mit ihm zu pflegen. Sie hatte außerdem keineswegs die Absicht, sich dermaßen leichtfertig in Versuchung führen zu lassen.
    Hugues beugte sich über sie, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Ist dein Albtraum etwa zurückgekehrt?“, fragte er leise.
    Sophie konnte nur den Kopf schütteln. Dass dieser Schurke ihr aber auch so nah sein musste! Wie sollte sie da einen klaren Gedanken fassen? Dabei war ihm doch sowieso klar, dass der Albtraum sie diesmal nicht heimgesucht hatte.
    Gelassen zuckte er mit den Schultern. „Was spricht dann dagegen, dass wir uns beide einer angenehmen Nachtruhe erfreuen?“, fragte er nüchtern und stand auf, ehe Sophie protestieren konnte. Sobald er sich ein paar Schritte vom Bett entfernt hatte, versuchte sie, ihre Einwände vorzubringen, die er aber kopfschüttelnd von sich wies. „Das ist beschlossene Sache“, unterstrich er energisch, trat dann an seinen schlafenden Knappen und stupste ihm unsanft gegen die Schulter.
    Ja, möglicherweise war die Idee gar nicht einmal so schlecht, befand Sophie. Hugues zum Umdenken zu bewegen, war so gut wie unmöglich. Und sie hätte auch nichts dagegen, einmal einige Nächte ordentlich auszuschlafen, ohne dass die Albträume sich wieder meldeten. Erleichtert stand sie auch auf und schlang sich das Linnen um. Dass Hugues dabei ihre Beine einer genauen Betrachtung unterzog, merkte sie zu ihrem Glück nicht, weil sie ihm den Rücken zugewandt hatte.
    Genau an diesem Morgen nahmen die Normannen La Rochelle ein.
    Ein erster Hinweis auf die Besetzung war die zunehmende Zahl von Rittern auf den Straßen. Hugues fiel dies sofort auf, als der Markt öffnete. Eigentlich hatte er vorgehabt, Brot einzukaufen und damit dem Anblick von Sophies Beinen zu entgehen, deren Umrisse sich schattenhaft unter ihrem Nachthemd abzeichneten und Hugues geradezu quälten. Doch sowohl diese Marter als auch sein Vorhaben waren sofort vergessen, als er merkte, wie sich die Atmosphäre in der Stadt geändert hatte.
    Kaum hatte er die normannischen Helme mit dem typischen Nasenschutz entdeckt, kehrte er eilig, aber so unauffällig wie möglich zu seinem Quartier zurück. Die Hoheitszeichen auf Waffenröcken und Schilden, die er unterwegs bemerkte, bestärkten noch seine Befürchtungen. Er musste verschwinden, ehe man ihn entdeckte und als Anhänger der Capetinger erkannte. Eilig lief er die Stiege hinauf und bezog dicht am Fenster einen

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