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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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nur Hexerei. Die Hexen wollen uns auf immer in Sklaven von Brocéliande verwandeln.“
    Jetzt reichte es Hugues endgültig. „Luc!“, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, und drehte sich zu seinem Knappen um. „Es gibt keinen Ort namens Brocéliande. Das ist bloß eine Legende, ein Ammenmärchen, welches man Kindern erzählt, damit sie nachts artig im Bett bleiben.“ Er wies auf den Wald ringsum, wobei er sich allerdings des Gefühls erwehren musste, dass selbst die Bäume den Anschein machten, als hörten sie ihm zu. „Das hier ist ein Forst wie andere auch. Und wie in jedem beliebigen Wald kann man sich darin verlieren. Morgen früh werden du und ich dort auf die Klippe klettern und erkunden, wo der Weg verläuft. Eine logische und höchst einfach Sache, die mit Trug und Täuschung nichts zu tun hat. Ich wünsche, dass du dich in Zukunft mit solchem Geschwätz zurückhältst.“
    „Aber Milord …“, setzte Luc noch einmal nach, obwohl seine Überzeugungskraft bereits nachließ.
    „Nichts da!“, fuhr Hugues dazwischen. „Wir alle brauchen jetzt Schlaf. Sieh zu, dass du dein Ross ordentlich anbindest, und dann leg dich aufs Ohr!“ Mit diesen Worten wandte er sich ab, um mit der ihm üblichen Geschicklichkeit sein eigenes Reittier zu versorgen, damit der Knappe sich umso rascher schlafen legen konnte.
    „Und es ist doch Brocéliande! Das weiß ich genau“, brummte Luc trotzig, was Hugues allerdings geflissentlich überhörte. Sollte der Schlingel doch glauben, was er wollte – solange er ohne große Widerrede tat, wie ihm geheißen.
    Nun, da der Augenblick ihrer Vereinigung unmittelbar bevorstand, wurde Hugues doch zunehmend unbehaglich zumute, sodass er zögerte, sich zu Sophie zu gesellen. Das Lagerfeuer, welches er auf einer Landzunge neben dem sprudelnden Becken unter dem Wasserfall entzündet hatte, war zu glühenden Resten heruntergebrannt. Etwas weiter stromabwärts lag der Knappe in tiefem Schlummer. Sophie hatte sich auf Hugues’ Decke neben dem Feuer ausgestreckt; über den Kiefernkronen erhob sich silbern die schmale Sichel des Mondes. Ja, alles war so, wie man es sich nicht besser hätte ausdenken können. Dennoch prüfte er nun schon zum wiederholten Mal, ob auch sämtliche Pferde gut angebunden waren, und trat dabei fahrig von einem Fuß auf den anderen, während er Sophie verstohlen musterte.
    Wie sie da ruhte, den üppigen goldblonden Zopf über der Schulter, die schmale Hand gedankenverloren ins Wasser getaucht, wirkte sie wie ein vom Mondschein gewobenes Zauberwesen. Bei diesem fahlen Licht war nichts zu sehen von jenem kräftigen bronzefarbenen Ton ihrer Haut, auch nichts von jener Tatkraft, die Hugues’ Leidenschaft sonst so beflügelte. In dieser Nacht erschien sie ihm bleich und körperlos wie ein Mondstrahl, und flüchtig kam ihm der Gedanke, ob seine Sophie sich wohl in eine Wassernymphe verwandelt hatte, die der wahren Sophie lediglich beklemmend ähnlich sah.
    Ob sie ihn tatsächlich in ihren Armen willkommen heißen würde? Zwar hatte er sich in seiner Tollkühnheit vorgenommen, ihr wieder Lust zu bereiten, aber der Anblick dieses so zerbrechlich wirkenden Wesens erweckte doch Zweifel in ihm, ob sein Liebeswerben überhaupt angebracht war. Unschlüssig blieb er weiter im Schatten des Baumes stehen, die Zügel seines Hengstes noch fest in der Faust.
    „Hugues?“, fragte sie leise, die Stimme kaum mehr als ein Wispern im Wind.
    Bei ihrem Ruf hüpfte ihm das Herz im Leib. „Ja?“, antwortete er verlegen, und dass ihr Blick ihn traf, spürte er selbst im Dunkeln auf geradezu unheimliche Weise.
    Während er zu ihr hinübersah, erhob sie sich von der Decke, und dabei war ihm, als strahle sie ihn an wie die Sonne. Am Ufer entlang kam sie auf ihn zu, und plötzlich waren all seine Befürchtungen vergessen. Kurz vor ihm blieb sie stehen, und Hugues war ganz gefangen von der Schönheit ihres Lächelns.
    „Ich dachte schon, dir stünde nicht recht der Sinn danach“, scherzte sie zärtlich, und ein wenig verlegen lachte er in sich hinein. Als sich dann jedoch ihre Blicke begegneten, verging ihm schlagartig das Lachen.
    „Ich möchte mich aber nicht aufdrängen …“, stammelte er, worauf Sophie den winzigen Abstand, der noch zwischen ihnen bestand, mit einem raschen Schritt überbrückte. Sie legte Hugues die Hände auf die Brust, sodass er gar nicht anders konnte, als ihr ins Gesicht zu schauen.
    „Willst du mich denn, Hugues?“, hauchte sie. Er konnte nur

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