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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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sie den neben ihr schlummernden Ritter. Unmöglich, dass er ihr von des Geschickes Mächten verwehrt sein sollte, obgleich sie seine Achtung gewonnen und ihn aus Todesgefahr errettet hatte. Wieder einmal stand sie kurz davor, der Vorsehung zu trotzen, als sie von lautem Plätschern aus ihren Betrachtungen gerissen wurde.
    Erschrocken fuhr sie herum, um nach dem Grund des Geräusches zu forschen. Es dauerte zwar eine Weile, doch dann entdeckte sie eine Frauengestalt, direkt am Fuß des Wasserfalls.
    Offensichtlich wähnte die Frau sich allein, denn sie legte ungezwungen ihre Kleider ab und offenbarte sich Sophies Blick gänzlich nackt, ohne es zu wissen. Um ein Haar hätte Sophie beim Anblick des weiblichen Wesens, das im Mondenschein ein Bad nahm, laut keuchend den Atem angehalten. Das dunkle Haar, das ihr über die Schulter bis hinunter zu den Knien fiel, glich in seiner Flut fast dem hinter ihr niederstürzenden Wasserfall. Als sie dann ins Wasser watete, breitete sich ihr Haar über den Tümpel gleich einem dunklen Schleier, der sich immer weiter ringsum erstreckte, je tiefer die Unbekannte in das Becken stieg.
    Zwar war es Sophie unangenehm, die Badende heimlich zu beobachteten, doch sie konnte den Blick nicht von ihr wenden, so schön war sie. Und als die Fremde dann auch noch zu singen begann, war Sophie außerstande, die Ohren davor zu verschließen. Auch wenn sie die Worte nicht verstand, war doch die Melodie von einer ergreifenden Schönheit. Vertraut und fremdartig zugleich, beschwor die Weise Bilder der unterschiedlichsten Märchen aus Sophies Kindertagen herauf – Sagen von wackeren Rittern und schönen Jungfern, von grimmigen Drachen und trutzigen Burgen, die es zu erobern galt.
    So verzaubert war sie von den anmutigen Bewegungen der fremden Frau, dass Sophie die quälenden Bilderfetzen ihres eigenen Albtraums beinahe vergaß. Dass so ein weibliches Wesen hier in der angeblich menschenleeren Wildnis hauste, kam ihr zwar merkwürdig vor, aber das Lied wischte alle Bedenken beiseite. Und während sie so, auf ihre Ellbogen gestützt, ganz ohne Scham die Badende betrachtete, konnte sie sich des Gefühls nicht erwehren, als bestünde zwischen ihnen ein unerklärliches Band.
    „Sophie?“, murmelte Hugues schlaftrunken, ohne dass sie darauf einging. Sie spürte, wie er sich zu ihr herumdrehte und fühlte seine Hand schwer auf ihrer Hüfte, aber dennoch konnte sie sich nicht von der Fremden im Wasserbecken losreißen.
    „Sophie?“ Diesmal klang seine Stimme schon etwas nachdrücklicher, doch Sophie wehrte ihn kopfschüttelnd ab.
    „Psst, Hugues!“, mahnte sie flüsternd. „Hörst du denn nicht den Gesang?“
    Sie merkte, dass er verwirrt war, kümmerte sich indes nicht darum, denn offensichtlich war der kurze Austausch nicht ungehört geblieben. Der Kopf der Badenden zuckte hoch, und ihre Augen richteten sich geradewegs auf Sophie, und in ihrem Blick lag eine solche Eindringlichkeit, die Sophie schier in den Bann schlug.
    Sie fühlte, wie plötzlich zwischen ihnen ein festes unsichtbares Band geknüpft wurde, und als sich der Blick der Badenden in ihre Augen bohrte, lag eine Wildheit darin, die Sophie vor Kurzem erst erlebt hatte. Erschauernd entsann sie sich an ihren Traum, und schlagartig ging ihr auf, dass die Augen der Frau noch blasser sein mussten als blass.
    So also, durchzuckte es Sophie, soll in Zukunft der Gang der Dinge für dich verlaufen! Nicht an Hugues’ Seite, sondern mit dieser Unbekannten – aus irgendeiner Laune des Schicksals heraus. Musste sie sich wohl bei ihren Lebensentscheidungen immer auf diese Weise von ihrem Traum leiten lassen? Einerseits begehrte Sophie gegen diese Erkenntnis auf, andererseits begriff sie jedoch, dass es nicht in ihrer Macht stand, von dem für sie vorherbestimmten Pfad abzuweichen.
    Durchaus möglich, dass sie ihres Geschickes Geduld bereits überstrapaziert hatte, indem sie Hugues von La Rochelle aus gefolgt war. Jedenfalls sah es so aus, als müssten sich Sophies und Hugues’ Wege über kurz oder lang trennen, denn offenbar wollte die Vorsehung es so.
    Sophie schloss die Augen und spürte die unwiderstehliche Kraft, die von dem rätselhaften Wesen ausging. Mit jedem Augenblick, der verstrich, wurde ihr immer deutlicher, dass sie viel von der Unbekannten lernen würde.
    Was aber sollte aus Hugues werden? Ja, wenn es denn wirklich so kommen sollte, dass ihre Traumbilder sie ihr ganzes Leben lang verfolgten, dann sah es ganz danach aus, als habe er

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