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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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gewesen.
    „Es geht dir nicht gut, Melissa“, eröffnete er das Gespräch. Er stand in einer angespannten, äußerst unnachgiebigen Haltung neben seinem Schreibtisch. Offenbar fehlte ihm die nötige Ruhe, um sich zu setzen.
    „Ich bin in Ordnung, wirklich“, antwortete ich, obwohl ich schon wieder das Gefühl hatte, von einem unerbittlichen Fieber gepeinigt zu werden. An meiner Wirbelsäule entlang bildete sich ein dünner Schweißfilm. Ich konnte es spüren und hoffte, dass man es meinem Gesicht noch nicht ansah.
    „Nein, das bist du nicht“, gab Franklin entschieden zurück. „Und ich kann nicht länger tatenlos zusehen, wie dieser Zustand sich verschlimmert.“
    „Franklin, ich bin wirklich kerngesund.“
    „Ich habe eine Entscheidung getroffen, Melissa. Sie ist mir nicht leicht gefallen, da ich dich hier eigentlich nicht entbehren kann.“
    „Moment mal!“, fiel ich im ins Wort. Hatte ich da richtig gehört? Entbehren? Das hieß, ich sollte weg von hier? „Was meinst du damit, entbehren? Es steht, soweit ich weiß, derzeit kein neuer Außenauftrag an. Alle laufenden Aufträge sind personell besetzt. Es gibt gar keine Notwendigkeit für mich, das Mutterhaus zu verlassen.“
    „Oh doch, die Notwendigkeit besteht“, antwortete er mit einer Heftigkeit, die mich einen Schritt zurücktaumeln ließ. „Und du wirst das Mutterhaus noch in dieser Woche verlassen.“
    „Und warum? Wo soll ich hin?“
    „Ich habe mit Paris gesprochen. Sie werden dich aufnehmen.“
    Ich war fassungslos. Warum sollte ich nach Paris gehen? Ich hatte mir nach dem letzten Ausflug nichts zuschulden kommen lassen. Der hatte mich tatsächlich fürs Erste kuriert.
    „Franklin, ich will nicht nach Paris“, sagte ich und versuchte es mit einem unsicheren Lächeln.
    „Es interessiert mich nicht, was du willst“, stellte er energisch klar. „Die Sache ist beschlossen.“
    So langsam wurde mir bewusst, dass er für Gegenargumente nicht mehr zugänglich war. Es war für ihn schlichtweg schon erledigt. Ich war nur hier, damit er mich davon in Kenntnis setzen konnte. Nicht, um mich mit ihm darüber zu unterhalten.
    „Es ist doch nichts vorgefallen, seit ich wieder zurück bin.“
    Franklins Geduld war sichtlich überstrapaziert. Ein eisiger Klumpen machte sich in meiner Magengrube breit.
    „Melissa, seit du bei uns bist, hast du dich ständig gegen unsere Regeln aufgelehnt. Du hast sie mehrmals gebrochen, hast meine Autorität untergraben und das ganze Mutterhaus mit deinem plötzlichen Verschwinden in Aufruhr versetzt.“ Ich verkniff mir die Bemerkung, dass er an diesem letzten Ausflug nicht ganz unschuldig war. Seine Laune schien mir auch so schon schlecht genug zu sein. „Ich kann deinen Ungehorsam nicht länger dulden. In Paris wird man dir beibringen, dich an die Regeln zu halten.“
    „Es geht nicht um meine Regelverstöße“, sagte ich, und meine Stimme war so kalt wie der Klumpen in meinem Bauch. „Es geht nur um Armand und mich. Du willst uns noch immer auseinander bringen, und du weißt ganz genau, dass er mir nach Paris nicht folgen wird.“
    „Keine Diskussionen mehr. Geh und bereite dich auf deine Abreise vor!“
    Ich setzte noch einmal an, doch er brachte mich mit einer herrischen Geste zum Schweigen.
    Nein! Das würde ich nicht hinnehmen. Er mischte sich in Dinge ein, die ihn nichts angingen. Er hatte immer wieder versucht, Armand und mich zu trennen, und nun hatte er das perfekte Mittel gefunden. Wenn ich jetzt ging, würde ich vielleicht nicht mehr zurückkommen. Ich wurde zornig. Und dann richtig wütend. Der Dämon in mir erwachte lauernd zum Leben. Zum ersten Mal. Ich mochte ein Mitglied der Ashera sein, aber ich war nicht sein Eigentum. Ich hatte einen eigenen Willen. Ich hatte Gefühle. Und ich liebte Armand. Ich würde mich nicht auf diese Weise von ihm trennen lassen.
    Voller Wut wollte ich auf Franklin losgehen, doch dann warf eine mächtige Kraft mich zurück. Ich schnappte überrascht nach Luft. Franklin stand immer noch unbewegt im Raum. Nichts an ihm zeigte, dass er diesen Stoß ausgeführt hatte. Doch es war so, und ich wusste es. Keuchend hielt ich mich auf den Füßen. So etwas hatte ich noch nie erlebt! Ich hatte nicht einmal damit gerechnet, dass Franklin über solche Fähigkeiten verfügte. Noch weniger, dass er sie gegen mich einsetzen würde. Immer war er der sanfte Vater unseres Mutterhauses gewesen. Der weise Lehrer, der geduldige Freund, der Denker. Der die Entscheidungen trifft und die

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