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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Fäden zieht. Doch nie der Akteur.
    „Du wirst dich nicht gegen mich stellen, Melissa! Das lasse ich niemals zu. Du gehörst der Ashera. Du gehörst mir.“
    Er sagte das so entschlossen und endgültig, dass ich abermals nach Luft schnappte. Skrupellos hatte Armand ihn einmal genannt. Und er hatte Recht, wie ich nun erkannte. Unter gewissen Umständen konnte Franklin durchaus skrupellos sein.
    „Ich gehöre niemandem, Franklin!“, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    „Oh doch, das tust du! Du hast es selbst so entschieden. An dem Tag, als du dem Orden beigetreten bist.“
    Das Glitzern seiner Augen war nicht minder gefährlich als das von Armand, wenn er auf Jagd ging. Franklin war stark, sehr stark. Stärker, als ich jemals vermutet hätte. Das also verbarg sich hinter der sanften, nachdenklichen Fassade. Ein mächtiger Führer, bereit, seinen Willen durchzusetzen. Und falls es nötig sein sollte, auch mit den übernatürlichen Fähigkeiten, die ihm gegeben waren.
    In diesem Augenblick brannte unendlicher Hass in mir darüber, dass er es wagte, mich so zu demütigen. Ja, ich war eines seiner Ashera-Kinder. Und ja, ich hatte die Regeln anerkannt, die mich ihm unterstellten und sie dann mehr als einmal gebrochen. Doch nichts auf der Welt gab ihm das Recht, über meinen Willen zu bestimmen. Schnaubend machte ich auf dem Absatz kehrt und wollte aus dem Büro stürmen. Aber die Tür ließ sich nicht öffnen.
    „Du verlässt diesen Raum nicht ohne dein Wort, dass du nach Paris gehst.“
    „Fahr zur Hölle!“
    Er wollte mit Telekinese kämpfen? Das konnte er haben. Mein Blick suchte den Raum ab und blieb an einem Speer hängen. Im nächsten Moment flog er durch die Luft. Franklin konnte ihn gerade noch rechtzeitig zur Seite schlagen. Seine Spitze bohrte sich tief in die Holzwand und blieb stecken.
    „Du gehst zu weit, Melissa!“
    „Ich gehe zu weit? Du hast die Waffen gewählt.“
    Und schon flog der nächste Gegenstand – ein Quarzbrocken – auf Franklin zu. Er landete krachend im Bücherschrank, ein ganzes Regal fiel dabei zu Boden. Franklins Lippen waren zu schmalen Strichen zusammengepresst.
    „Lässt du mich jetzt gehen?“
    Einen Moment lang dachte ich, er würde wieder angreifen. Aber dann schwang die Tür auf und hätte mich fast zu Boden geworfen. Ich sprang gerade noch zur Seite. Wütend funkelte ich Franklin an. Ohne ein weiteres Wort stürmte ich aus seinem Büro. Draußen stieß ich prompt mit Ben zusammen.
    „He, Sonnenschein. Was ist denn mit dir los?“
    „Frag – mich – nicht!“
    Er verzog die Lippen. „Franklin?“
    „Wie kommst du nur darauf?“, gab ich sarkastisch zurück.
    „De facto seid ihr wohl ziemlich heftig aneinandergeraten, wie?“
    „Er hat mich beinahe durch den halben Raum geschleudert, mit der Kraft seines Willens. Nur, weil ich ihm nicht gehorchen will. Dazu hat er kein Recht!“
    Ich ließ Ben stehen und floh in Richtung Kleine Bibliothek. Ben folgte mir und nahm in einem Sessel Platz, während ich wie ein Tiger ruhelos auf und ab lief.
    „Geh, Ben!“, sagte ich. „Geh und lass mich meine Gefühle wieder unter Kontrolle bringen, sonst geschieht ein Unglück. Ich bring ihn um! Ich zerreiß ihn in der Luft!“
    Den Speer und den Quarzbrocken erwähnte ich nicht. Sonst hätte Ben wirklich glauben können, ich würde Franklin umbringen. Ich dachte ernstlich darüber nach.
    „Na, na, na! Jetzt beruhige dich erst mal!“
    „Ich will mich aber nicht beruhigen!“
    Wie immer wollte Ben einlenken. Frieden stiften. Und mich trösten. „Mel, schau, er ist nun mal unser Führer. Er hat dir viel zu lange die Zügel schleifen lassen. De facto untergräbt das seine Autorität. Du bist genauso ein Mitglied der Ashera wie jeder andere hier. Wir müssen ihm alle Folge leisten.“
    „Aber wie kann er es wagen … ?“
    „Was? Seine übernatürlichen Fähigkeiten zu nutzen? Mel, er kann tun, was immer er will und für richtig hält.“
    „Aber ich hätte nie gedacht, dass er solche Fähigkeiten hat.“
    „Dachtest du, er wäre uns unterlegen? Er hat mehr Außenmissionen hinter sich als jeder andere hier. Er ist stärker als jeder von uns. Und das muss er auch sein. Wenn es sein muss, kontrolliert er uns alle.“
    „Er will mich nach Paris schicken“, eröffnete ich Ben. Das zumindest schockierte auch ihn.
    „Aber warum denn?“
    „Damit Armand nicht mehr in meiner Nähe ist, weshalb denn sonst?“
    Das gestaltete die Sache natürlich schwieriger.

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