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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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dass alle Macht der Welt ihn nicht von mir trennen könne. Mir wurde heiß und kalt in seiner Umarmung. Mein Körper reagierte auf ihn, aber nicht nur in der gewohnten Weise, sondern auch noch auf eine ganz andere, viel intensivere. „Wo bist du gewesen?“
    „Geschäftlich in Italien. Ich habe mir dort ein Weingut angesehen, das ich kaufen möchte. Als Franklin mich um diese Auszeit bat, standen meine Reisepläne schon so gut wie fest. Sonst wäre ich auch nicht darauf eingegangen. Aber du hast Recht, ich hätte es dir sagen sollen. Das war dumm von mir, ma chère.“
    Ich hörte Armands Blut rauschen, es raubte mir fast den Verstand. Wie benommen lauschte ich seinen Worten, ohne den Sinn zu begreifen. Alles, was ich hörte, war sein Blut. Mein Verlangen danach brannte heißer als jedes Feuer.
    „Armand!“, unterbrach ich ihn plötzlich. „Lass mich trinken, bitte!“
    Er blickte überrascht, sogar ein wenig schockiert. Damit hatte er nicht gerechnet.
    „Melissa!“
    „Bitte, Armand! Lass mich von dir trinken!“
    Er konnte meiner Bitte nicht widerstehen. Er riss sich selbst eine kleine Wunde am Hals, und ich presste meine Lippen darauf und trank gierig den süßen Saft. Ich bemühte mich, nicht die Kontrolle zu verlieren und nur so viel zu trinken, wie ich brauchte. Obwohl es mir schwer fiel, riss ich mich schließlich von ihm los. Der Schmerz ließ augenblicklich nach. War es für einen Vampir ebenso? Spürte auch er jede Nacht körperlichen Schmerz, wenn er erwachte? Und mit ihm die Gier nach frischem Blut? Wenn es so war, dann konnte ich gut verstehen, warum keiner von ihnen der Jagd entsagte. Es war unerträglich, dieses Verlangen nicht zu stillen.
    Berauscht lag ich in seinen Armen, und er hielt mich fest. Nicht mit einem Wort stellte er in Frage, dass ich ihn darum gebeten hatte. Er liebte mich schon zu sehr. Das machte ihn blind für alles, was er nicht sehen wollte.
    So hinterfragte er nicht meine plötzliche Sucht nach vampirischem Blut, obwohl sie sich in der folgenden Zeit immer deutlicher zeigte. Im Gegenteil, er genoss es sogar und ließ mich trinken, wann immer ich ihn darum bat. Sah es doch ganz so aus, als wäre er seinem Ziel, mich zu seiner Gefährtin zu machen, näher denn je.
    Das fremde Blut spürte er nicht. Es war beinahe so, als hätte Dracon nie von mir getrunken und mich nie trinken lassen.
    Ich zeigte mich einige Wochen lang sehr gehorsam im Mutterhaus, unternahm nicht einmal Ausflüge mit Armand. Er kam lediglich zu mir, wenn wir uns sehen wollten – beinah jede Nacht. Meine Arbeiten erfüllte ich mit Fleiß und Gewissenhaftigkeit. Eigentlich hätte es unbegrenzt so weiter gehen können, doch eine Sache blieb: Meine Sucht nach Blut. Durch sie wurde mein Leben mehr und mehr zu einer Hölle, aus der es kein Entrinnen gab. Es war unleugbar, was Lemain gesagt hatte.
    Ich war nicht länger Mensch.
    Aber auch noch kein Vampir. Ich rollte mich nachts unruhig von einer Seite zur anderen, konnte nicht schlafen, fiel bestenfalls in einen sekundenlangen Schlummer, aus dem ich schweißgebadet wieder erwachte. Und dann wusste ich nicht, wo ich war. Hörte Dracons höhnische Stimme, Sophies beruhigendes Timbre, Lemains flehentliche Bitte um Vergebung für das, was er mir hatte antun müssen, damit ich weiterlebte. Weiterlebte! Dann fragte ich mich stets: Was ist los mit mir? Ich bin todmüde, meine Augen brennen, aber ich kann nicht schlafen. Es ist Nacht. Dunkelheit dort draußen. Und in mir nichts als diese Unruhe. Aber ich wusste es ja. Wusste ganz genau, was mit mir los war. Zu viel Blut. Zu viel Dunkles, mächtiges Blut. Blut von Lemain. Es rauschte so heiß durch meine Adern, dass es mich schier verbrannte. Es machte mich hungrig, rasend, rastlos. Armand! Wo war er? Wenn er auch nur eine Nacht nicht zu mir kam, konnte ich sicher sein, bis zum Nachmittag Fieberschübe zu bekommen. Es war wie bei einem Junkie. Und lange würde ich es vor den anderen nicht mehr verbergen können.

Das wahre Gesicht
     
    Ich glaubte zwar, dass es niemandem auffiel, doch schließlich bat Franklin mich wieder einmal zu sich in seine privaten Räume. Wir hatten Ende August, und seit Tagen war es kalt und regnerisch. Das schlechte Wetter führte allgemein zu einer gedrückten Stimmung im Mutterhaus. Auch Franklin war nicht davon verschont geblieben, daher machte mir sein ernstes Gesicht zunächst keine Sorgen. Ich hatte mir nichts vorzuwerfen. In den letzten Wochen war ich ein wahres Musterkind der Ashera

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