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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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musste ich lachen – inzwischen Vertrauen zu ihm gefasst. Sie sollte im Orden bleiben, denn ihre pyrokinetische Gabe war hier besser aufgehoben. Die Zirkusleute hatten keine Suche nach ihr eingeleitet, also brauchten wir diesmal auch keine Schwierigkeiten seitens der Behörden zu fürchten. Ihr Mal glich eher Engelsflügeln denn Flammen, doch Franklin wies darauf hin, dass die Färbung des Males viel ausmachte. Jenny war älter, hatte die geschlechtliche Reife erlangt und außerdem waren ihre Fähigkeiten bereits abrufbar. In Samara schlummerte all dies noch, sie war noch zu jung. Dennoch hätte sie den Schlüssel drehen können.
    Der Schlüssel, den besaßen wir zum Glück noch. Eine Gewähr, dass Sir Maxwell mich kontaktieren würde und inzwischen bestand kein Zweifel mehr, dass er und Sylion ein und dieselbe Person waren. Wir überlegten, ob ich direkt zu der Hütte fahren und dort auf ihn warten sollte, entschieden uns aber dagegen. Besser, sie ahnten nicht, dass sich Samara bei uns befand. Früher oder später würde Sylion sich melden, das war früh genug.
    Lucien war ohne Erklärung abgereist, was mich wunderte. Doch vielleicht tat er sich einfach schwer damit, dass mein Vater so viel Widerstandskraft zeigte. Einen triftigen Grund zu bleiben gab es nicht für ihn. Aber Steven kümmerte sich weiterhin um Warren, zumindest solange sein Urlaub noch andauerte. Dann musste auch er in die Staaten zurück. Mit keinem Wort fragte er mich nach meinem plötzlichen Aufbruch aufgrund des vermeintlichen Anrufs von Armand. Trotzdem konnte er die Enttäuschung nicht ganz verbergen. Verdammt, er liebte mich, obwohl ich nicht fähig war, dies zu erwidern. Gerade jetzt nicht, wo ich wieder hoffte. Wenn ich Cyron Gowls Worte richtig deutete, hatte man Armand entführt, was zeigte, dass der Plan, mir den Ring abzuluchsen keine Spontanentscheidung gewesen war. Dann konnten die Briefe Fälschungen sein. Wenn das stimmte, liebte er mich immernoch, da konnte ich ihm unmöglich den Rücken kehren.
    Das schien auch Steven klar zu sein, vielleicht mied er deshalb das Thema. Ein anderes schnitt er jedoch kurz nach meiner Rückkehr an, denn es lag ihm auf dem Herzen.
    „Mel, du solltest mit Warren reden.“
    Ich erschrak, ahnte nichts Gutes. Zu lange hatte ich mich nicht um ihn gekümmert. Doch es sah so aus, als sei er bei Steven in guten Händen und ich hatte momentan andere Probleme. Doch was Steven mir jetzt sagte, versetzte mir einen gehörigen Schrecken.
    „Ich denke, er ist nicht stark genug, auch wenn es anfangs eine Weile so aussah, als finge er sich. Was aber viel wichtiger ist, er selbst denkt das ebenfalls. Er beginnt sich aufzugeben, Mel.“
    Mir wurde eiskalt. Das durfte einfach nicht wahr sein. Nicht auch noch Warren.
    Ich eilte sofort zu ihm in die kleine Bibliothek, wohin er sich seit ein paar Tagen nach der Jagd mit Steven stets zurückzog und musste feststellen, dass die Wahrheit Stevens Worte noch übertraf. Warren hatte sich sehr verändert. Er litt sichtlich unter dem, was er war, schwankte zwischen Verzweiflung und Euphorie. Ein gefährlicher Zustand. Dem Wahnsinn zu nah.
    In der ersten Nacht an meiner Seite zeigte sich Dracons dunkles Erbe und machte ihm das Töten leicht. Steven erlebte ihn dann zurückhaltender und unsicher. Mit seiner Hilfe besserte sich das eine Weile, aber jetzt hatte er ein Stadium erreicht, in dem er Höllenqualen litt. Aber was um alles in der Welt sollte ich sagen oder tun? Ich konnte nicht mehr ungeschehen machen, was passiert war. Und ich konnte nicht ändern, dass Dracon so skrupellos war. Dass ich vielleicht die falsche Entscheidung getroffen hatte und sein Sterben damit nur hinausgezögert und qualvoller als nötig gemacht hatte. Eine kalte Angst beschlich mich. Die Angst einer Mutter um ihren Sohn. Doch ich rief mich zur Ruhe, wischte alle Bedenken beiseite. Er war mein und Dracons Sohn. Das Blut, das er empfangen hatte, war stark und immerhin blieb auch der erste Anfall von Schwäche nicht lange. Er konnte es wieder überwinden, solange noch mehr Verstand als Instinkt seinen Geist beherrschte.
    Trotzdem nahm ich mir vor, jetzt für ihn da zu sein. Wenigstens bis Sir Maxwell mich kontaktierte. Ich ging mit ihm auf die Jagd, führte Gespräche darüber, wie er sich fühlte, auch wenn seine Antworten immer häufiger in eine beängstigende Richtung deuteten. Die Melancholie und die Sehnsucht nach Flucht nahmen überhand. Wenn er ihnen erlag, konnte ihn niemand mehr retten. Der

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