Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
Urmutter höchstpersönlich gegenüber.
Sofort spannten sich seine Muskeln an und er machte sich bereit, sich seinen Weg zu Mel freizukämpfen. Er hatte keine Angst vor ihr. Sie war auch nur ein Geschöpf aus Knochen, Fleisch und Blut. Und bluten würde sie, falls sie sich ihm entgegenstellte.
„Kaliste!“, zischte er und zeigte deutlich seinen Mangel an Respekt. „Deine Folterkammer hat nicht gereicht, um mich zu brechen.“
Kalistes Lachen hallte unheimlich von den Mauern des Torbogens wider. „Als Folterkammer dienen die Ebenen nicht, Armand. Sie sind erschaffen jene aufzuhalten, die so dumm sind, einen Fluchtversuch zu unternehmen. Doch Respekt, das muss ich dir lassen. Du hast alle Ebenen überstanden. Etwas, das noch keiner vor dir geschafft hat. Ich habe dich unterschätzt. Das passiert mir ärgerlicherweise häufiger in letzter Zeit. Doch damit ist jetzt Schluss.“
„Wo ist Mel? Was hast du mit ihr gemacht?“
Kaliste lächelte wölfisch. „Ja“, meinte sie gedehnt, „was ist wohl aus dem Täubchen geworden? Hat es sich vielleicht die Flügel gebrochen?“
Sie spielte mit dem Ring an ihrer Hand, das Licht der Fackeln sammelte sich darin und schimmerte grün. Grün? Sie trug Mels Ring!
Wut schoss gleich einer verzehrenden Flamme in Armand empor, und die Gier nach Rache erwachte. Beides war kein guter Ratgeber im Kampf gegen einen mächtigen Gegner wie die Vampirkönigin. Er tappte blind in ihre Falle, denn kaum machte er einen Satz auf sie zu, war sie schon nicht mehr dort, wo sie Sekundenbruchteile zuvor noch gestanden hatte. Dafür traf ihr Schlag ihn mit voller Wucht und brach seine Wirbelsäule entzwei. Er schlitterte über den Boden, blieb nur wenige Zentimeter vor dem Abgrundliegen, für endlos lange Augenblicke völlig gelähmt, ehe das Blut brennend zu den zerborstenen Knochen floss und sie heilte.
Kaliste legte den Kopf in den Nacken und lachte schallend.
„Oh Armand! Du musst noch viel lernen, wenn du mich besiegen willst. Viel zu emotional. Das ist deine Schwäche und auch die deiner süßen Melissa.“
Er biss die Zähne zusammen und sprang wieder auf die Füße, führte einen Schlag gegen Kaliste aus, der für sie so überraschend kam, dass sie kaum ausweichen konnte. Er streifte ihre Wange mit der scharfen Klinge und sah mit Genugtuung zu, wie ein dünnes Rinnsal von Blut über ihr Gesicht lief, ehe sich die Wunde wieder schloss. Ein ungleicher Kampf, denn seine Selbstheilungskräfte arbeiteten immer noch zu langsam. Besser, er blieb auf der Hut.
Ihre Augen schossen Blitze in seine Richtung, was ihn daran erinnerte, was Mel über die Ringe gesagt hatte. Wenn man sie nach innen drehte, schützten sie ihren Träger. Sein Blick huschte zu ihren Händen, beide Steine wiesen auf den Handrücken, hoffentlich blieb das auch so, sonst sanken seine Chancen gen Null. Schnell lugte er zur Treppe hinüber, aber auch das verwarf er wieder. Sie fing ihn sicher ab, lange bevor er die Stufen erreichte.
Wie eine Furie stürzte sich die Königin wieder auf ihn, ihre Finger mit den langen, scharfen Nägeln zu Krallen gekrümmt. Er versuchte auszuweichen, doch sie reagierte schnell und hieb ihm die Klauen tief ins Fleisch. Er stöhnte, ließ vor Schmerz das eine Schwert los, weil alle Kraft aus seiner linken Seite wich. Kaliste traf präzise die Stelle, aus der schon die Raubfische ein Stück herausgerissen hatten und die immer noch nicht wieder gänzlich hergestellt war. Er fühlte, wie sie in seinen Eingeweiden wühlte, das Gesicht eine sadistisch grinsende Maske. Ihre schwarzen Haare umgaben ihr Haupt wie einen Todesschleier, der sich über ihn legen wollte. Mit aller Kraft riss er sich los, schlug mit der Rechten nach ihr und traf sie an der Schulter. Diesmal heilte auch ihre Wunde nicht so schnell, aber seine Unnachgiebigkeit fachte ihren Zorn an.
„Schluss jetzt mit diesen Spielchen. Du kommst sowieso nicht mehr lebend in die Menschenwelt, also gib auf und füge dich deinem Tod, Armand.“
„Das haben deine Schlangen, Fische und Dämonen auch geglaubt, aber wie du siehst, stehe ich noch immer auf meinen Beinen. Ich habe andere Pläne. Ich gebe erst auf, wenn ich nicht mehr atme.“
Sie lachte hämisch auf. „Das kannst du haben!“
Ihr Angriff traf ihn mit voller Wucht in den Brustkorb, presste jeglichen Sauerstoff aus seinen Lungen und ließ die Alveolen zerplatzen wie Seifenblasen. Nicht lebensbedrohlich für einen Vampir, dafür überaus unangenehm, weil die Reflexe der Lungen
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