Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
Bewegungslosigkeit verdammt war, wusste man es ungemein zu schätzen, die Kontrolle über seinen Körper zurückzuerlangen.
Noch etwas steif kam er zumindest wieder auf alle viere. Erniedrigend. Er spürte die Blicke der Wächter in seinem Rücken, war sicher, dass sie hämisch grinsten, soweit das mit ihren Krokodilsmäulern möglich war. Wenn er erst wieder hier raus käme, würde er ihnen schon zeigen, wie man einen Lord zu behandeln hatte. Er schnaubte. Falls er wieder hier raus kam. Er hatte keine Ahnung, warum man ihn gefangen genommen hatte. Nur tausend Vermutungen, die alle nicht sonderlich erfreulich waren.
Um nicht länger als nötig in dieser entwürdigenden Haltung verweilen zu müssen, biss er schließlich die Zähne zusammen und kämpfte sich auf die Beine, taumelte, musste sich an der schmalen Pritsche abstützen, die man ihm hingestellt hatte, schaffte es dann aber, sich gänzlich aufzurichten und das Gleichgewicht zu halten.
Vorsichtig, um dem Schwindel in seinem Kopf keine neue Nahrung zu geben, sah er sich in seiner kargen Unterkunft um. Zumindest sicher. Durch diesen Steinkoloss drang kein Sonnenstrahl. Fenster gab es nicht und die Gittertür führte auf einen finsteren Gang, in dem die Wächter nun Posten bezogen.
In einer Ecke stand ein kleiner Käfig. Nachdem er relativ fest auf seinen Beinen stand, schritt er hinüber und lugte kurz hinein, verzog dann das Gesicht. Dieses Dinner war geschmacklos. Es mochte nett gemeint sein, obwohl eine delikatere Auswahl angemessener gewesen wäre, aber bevor er das Blut dieses widerlichen Gewürms trank, hielt er lieber eine Weile Diät.
Mit seinen Sinnen tastete er den Bau ab, kam jedoch nirgends weit. Überall stoppte ihn eine undurchdringliche Wand, die Kalistes kühlen Charme versprühte. Die Königin hatte sorgsam darauf geachtet, dass kein Durchkommen zu irgendwem war, der ihrem abtrünnigen Sohn vielleicht zu Hilfe eilen konnte. Entweder sie war aus einem bestimmten Grund böse auf ihn, oder sie hatte seine Machenschaften durchschaut.
Mit ihrem Zorn konnte er leben, den hatte er sich schon häufiger eingehandelt. Doch wenn so kurz vor dem Ziel sein schöner Plan aufgeflogen war, stellte ihn das vor ein großes Problem. Ein tödliches womöglich.
Die Vorstellung behagte ihm nicht, denn er kannte Kalistes Foltermethoden. Sie verstand es, ihresgleichen unsagbare Qualen zuzufügen und einen noch am Leben zu halten, wenn man sich schon längst tot wünschte und die Flammen der Unterwelt einer weiteren Stunde ihrer Behandlungen vorzog.
Im Geist ging er durch, welchen Fehler er gemacht haben könnte, doch er fand keine Schwachstelle in dem Netz, das er gesponnen hatte.
Wann kam die Königin, um sich seiner anzunehmen? Und auf welche Art? Die Ungewissheit und Warterei waren zermürbend. Er zermarterte sich den Kopf, wie er ihr gegenübertreten sollte, mit welchen schönen Worten sich ihr Zorn wohl besänftigen ließe, doch diese Überlegungen waren müßig, wenn man nicht einmal wusste, wie die Anklage lautete.
Ein paar Mal glitt sein Blick zum Käfig hinüber, denn diese Tiere sonderten ein Sekret ab, das nach frischem Blut duftete und seinen Hunger anstachelte.
Ihm war bewusst, dass die Gier mit jeder Stunde des Wartens qualvoller wurde und hatte eine dunkle Ahnung, dass diese Kreaturen noch um einiges widerwärtiger schmeckten, als sie aussahen. Wie lange konnte er dem Lockstoff widerstehen? Und welche Pein war größer? Der Hunger oder das, was vom Blut der wurmartigen Tiere ausgelöst wurde? Er gedachte nicht, es herauszufinden, nur sein Blutdämon lechzte schon jetzt nach Nahrung.
Zieht in die Schlacht mit schwerem Herzen
Franklin hielt sich mit den Schuldzuweisungen erstaunlicherweise zurück. Mein Handeln sei nur zu menschlich gewesen, immerhin ging es um den Mann, den ich liebte. Ich verzichtete auf den Hinweis, dass ich kein Mensch mehr war.
Mein Vater machte sich nun ebenfalls große Sorgen. Jetzt, wo wir wussten, dass Armand uns nicht aus freien Stücken verlassen hatte, sondern gefangen gehalten wurde. Er war bemüht, es sich nicht anmerken zu lassen, konnte mich jedoch nicht täuschen. Auch er fürchtete um das Leben meines Geliebten und malte sich das Schlimmste aus, was vielleicht mit ihm geschehen sein könnte.
Zu seinem Glück gab es eine Ablenkung, die ihn stark beanspruchte. Die kleine Samara hatte nach anfänglicher Enttäuschung darüber, dass mein Vater nicht der Elfenkönig war – als er mir die Story erzählte,
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