Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
mit einem kraftvollen Stoß tief in mich hinein. Ich keuchte, fühlte Schmerz und Lust und konnte kaum sagen, ob es seine Emotionen waren oder meine eigenen. Unser Akt war durchtränkt von Verzweiflung und Liebe. Ich krallte mich so fest in seine Schultern, dass kleine Rinnsale von Blut über seine Brust liefen, die ich gierig aufleckte. Seine Finger zogen an meinen Haaren, bogen meinen Kopf nach hinten und legten meine Kehle frei für seinen Biss.
Ich umschlang seine Hüften mit meinen Beinen, zog ihn tiefer in mich hinein und drängte meinen Hals gegen seine saugende Lippen. Surreal, dass er wieder bei mir war, wo ich ihn längst verloren geglaubt hatte. Aber etwas war immer in mir geblieben. Was auch immer er durchmachen musste, hatte auch mir hin und wieder Kraft entzogen. Ich erinnerte mich der Schwächeanfälle, des Schwindels und Fiebers, der Übelkeit in den letzten Wochen, die ich mir nicht hatte erklären können. Ein inneres Band, das nie zerriss. Man konnte uns nicht trennen, vielleicht nicht mal durch den Tod.
Ich gab mich seinen rhythmischen Stößen hin, die härter wurden, je näher er dem Höhepunkt kam, fühlte mich, als würde ich schweben in luftleerem Raum, durchflutet von dem Gefühl eins mit Armand zu sein. Nicht existierte mehr, außer uns und unserer Liebe.
Am tiefsten Punkt der Nacht lagen wir eng umschlungen nebeneinander, lauschten unserem Atem, dem Schlagen unserer Herzen und suchten nach Worten, um über das zu reden, was in den letzten Wochen geschehen war. Armand fand zuerst die Sprache wieder.
„Er sieht gut aus, dieser Dr. Blenders“, begann er, und seiner Stimme war nicht anzuhören, was er empfand.
Es fühlte sich merkwürdig an, nackt mit ihm im Bett zu liegen, der Raum noch erfüllt vom Duft unserer Lust und dann über seinen Nebenbuhler zu reden. Doch ich wollte das Thema nicht länger totschweigen. Was geschehen war, war geschehen, und ich gestand, dass ich es nicht bereute und für Steven etwas empfand.
„Ich dachte, du hättest mich verlassen. Als ich Steven kennen lernte …“
„Ich weiß“, unterbrach er mich, ehe meine Worte nach Verteidigung geklungen hätten. „Er ist der aus Tizians Linie, nicht wahr? Ihr beide habt den Fluch außer Kraft gesetzt. Ich habe es gespürt und es hat mich fast in Stücke gerissen. Ich denke, ein Teil dieses Schmerzes rührte gar nicht mal von dem Fluch, sondern dem instinktiven Wissen, dass du einen anderen geliebt hast.“ Er seufzte und was er sagte schnürte mir die Kehle zu. „Kaliste muss darüber wohl ebenfalls wütend gewesen sein. Vielleicht ist sie deshalb so aggressiv gegen mich vorgegangen, nachdem ich ihre Festung überwunden hatte. Sie hat ihren Zorn auf dich an mir ausgelassen und fast wäre es mein Tod geworden. Ironie des Schicksals. Weil es keinen Fluch mehr gab, der das Schwesternblut vom Bruderblut trennt, konnte Tizian mich retten. Er wagte nicht, mir allzu viel von seinem Blut zu geben, aus Angst, dass es doch zerstörerisch wirkt. Doch er gab mir genug, um zu überleben und zu dir zu gelangen.“
Tizian! Ich war mir immer sicherer, dass er mir den Tropfen seines Blutes damals mit gutem Grund gegeben hatte, weil er schon ahnte – oder sogar wusste – dass seine Schwester nichts Gutes im Schilde führte. Es war seine Lebensversicherung gewesen, michauch an sich zu binden. Und seine Rechnung war aufgegangen.
„Du bist sehr gefasst“, meinte ich. „Das … hatte ich nicht erwartet.
Er nickte und rang sich ein gequältes Lächeln ab. „Die letzten Wochen haben mich verändert. Ich weiß nicht, ob noch irgendetwas an mir so ist, wie du es vielleicht erwartest.“
Ich schluckte, weil ich nicht genau wusste, was er damit meinte, aber auch keine Ahnung hatte, wie ich ihn fragen sollte.
„Man hat verdammt viel Zeit zum Nachdenken in der Festung ohne Wiederkehr, wie sie das Ding genannt haben. Allein mit sich und immer neuen Gefahren, kommt man ins Grübeln und überdenkt einiges neu. Es tut weh, zu wissen, dass du mit einem anderen geschlafen hast. Aber während meinem Weg nach draußen ist mir unter anderem klar geworden, dass es dir auch weh getan hat, als ich noch auf die Jagd ging, ohne mich allein aufs Trinken zu beschränken. Oder als ich mich regelmäßig mit Franklin traf. Du konntest nicht einmal sicher sein, noch in einer Beziehung zu stecken und davon abgesehen konnte ich nur zu dir zurück kommen, weil du das gemacht hast. Man muss das ganze Bild betrachten, ehe man urteilt. Das habe ich
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