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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Vielleicht würde es meine Nerven beruhigen. Meine Hand zitterte, als ich die Zigarette entgegen nahm. Er gab mir Feuer, ich nahm einen tiefen Zug, fühlte, wie der Rauch meine Lungen ausfüllte. Nach zwei weiteren Zügen wurde ich ruhiger, das Zittern ließ nach.
    „Er ist mein Dunkler Vater. Wir sind seit meiner Wandlung immer zusammen gewesen.“
    „Und jetzt?“
    „Vor drei Monaten kam ich nach Hause und er war weg. Er hat mir nur einen Brief hinterlassen. Ich weiß nicht wo er ist. Niemand weiß das, nicht mal sein Schöpfer. Nicht mal Lucien.“
    Steven nickte nachdenklich. „Liebst du ihn noch?“
    „Ich weiß es nicht“, rutschte es mir heraus, was mich selbst erschreckte. So schnell vergaß man doch nicht. Wir waren uns nah gewesen, viel näher, als Menschen ermessen können. Was sagte ich denn da? Verlegen räusperte ich mich. „Doch, ja. Ich denke, ich sollte ehrlich mit dir sein. Ich liebe ihn noch. Sein Verschwinden hat so viele Fragen zurückgelassen, ich kann damit einfach nicht abschließen, solange ich nicht sicher bin, dass er es wirklich so meint und unsere Liebe ihm nichts mehr bedeutet. Ich glaubte, dass wir für immer zusammengehören. So was steckt man nicht einfach weg.“
    Ich konnte von Steven kein Verständnis erwarten. Zu denken, dass er auf mich wartete, bis ich mir sicher war. Und wann würde das sein? Wenn ich mit Armand gesprochen und es aus seinem eigenen Mund gehört hatte? Und wenn er für immer verschwunden blieb, was dann?
    Es wäre so leicht, sich auf Steven einzulassen. Mit ihm zu gehen. Wenigstens für heute. Eine Nacht lang zu lieben und geliebt zu werden. Aber was war mit dem danach? Oder noch schlimmer: Was, wenn wir die Kontrolle verloren? Ein Tropfen Blut würde genügen. Ich erinnerte mich an das Erwachen des einen Tropfens, den Tizian mir gab, als ich noch sterblich war. Kalistes mächtiges Blut hatte sich auf ihn gestürzt und der Schmerz hätte mich beinah in Stücke gerissen, wenn Lucien nicht beide Dämonen beruhigt hätte.
    „Ich muss nach Hause, Steven. Ich habe mein Handy vergessen und wenn Sir Maxwell anruft …“
    Er schmunzelte. „Dann muss ich eifersüchtig sein.“
    „Das bist du?“
    Er schnippte die Zigarette in den Sumpf und packte mich so fest, dass ich nicht zurückweichen konnte.
    „Ja, Melissa. Das bin ich.“
    Seine Lippen streiften die meinen, er wartete ob ich zurückwich. Ich tat nichts dergleichen. Seine Zunge schmeckte süß, koste weich und zärtlich die meine. Er gönnte uns nur einen kurzen Moment, dann löste er sich wieder von mir.
    „Es liegt bei dir. Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Ich kann warten, aber ich mag dich wirklich sehr.“

So trügerisch der Schein oft ist
     
    Endlich hatte er einen Weg aus diesem Labyrinth gefunden, doch Armand war nicht sicher, ob er sich darüber freuen sollte. Was vor ihm lag, sah nicht freundlicher aus. Ein modriges, dunkles Gewässer, das hier und da seltsame Erhebungen aufwies, von denen er lieber nicht wissen wollte, aus was sie bestanden. In der Brühe herrschte ein ständiges Blubbern und Brodeln, auf eine unheimliche Art lebendig. Er konnte zurückgehen und sich weiter durch das Labyrinth quälen, in der Hoffnung, einen anderen Ausgang zu finden. Aber so lange, wie er bisher durch die Gänge geirrt war, konnte das wieder Tage dauern. Zeit, die er nicht hatte. Sein Körper war geschwächt, weil er auf seiner Wanderung kaum Ratten oder anderes Getier gefunden hatte. Die Wunden verheilten noch immer nicht ganz. Außerdem quälte ihn die Ungewissheit um Mel zu sehr.
    „
Alors
, dann wollen wir mal ein Bad nehmen.“
    Vorsichtig setzte er einen Fuß in das schwarze, morastartige Zeug. Es gab ein schmatzendes Geräusch von sich, Nässe durchtränkte seine Hosenbeine und nach nur wenigen Schritten hatte er seine Schuhe an den Sumpf verloren. Er war schon froh, jedes Mal seine Beine wieder freizubekommen, um den nächsten Schritt zu gehen. Mehrmals kämpfte er die Panik nieder, vielleicht ganz stecken zu bleiben und als Moorleiche zu enden. Wenn er nur seine Kräfte wieder voll einsetzen könnte, aber die Regeneration stagnierte inzwischen und bis er wieder ganz und gar zu alter Stärke zurückgefunden hatte, dauerte es sicher noch eine Weile.
    Je weiter er sich vorarbeitete, desto tiefer sank er ein. Der Geruch verursachte Übelkeit. Über allem lag eine dunkle Süße, durchsetzt von Moder und beißenden Gasen. An einigen Stellen hatte er das Gefühl, die Dämpfe verätzten seine

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