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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Atemwege, aber nicht zu atmen erforderte im Augenblick eine Konzentration, die er nicht aufzubringen vermochte.
    Schließlich stand er bis zur Hüfte im Morast, das Vorwärtskommen war so mühsam, dass er keuchte und ihm der Schweiß inStrömen über Gesicht und Nacken floss. Die Substanz, durch die er sich kämpfte, war teerartig, klebte an ihm, zog und zerrte an seinen Gliedern. Sie fraß sich regelrecht in seiner Haut fest, wodurch er jedes Mal, wenn er einen Arm oder Bein aus der Masse zog und weiterbewegte, das Gefühl hatte, dass ein Teil seiner Epidermis im Moor zurückblieb. Es war wie ein gefräßiges Monstrum, das ihn Stück für Stück verzehrte, ihn verschlang. Es würde nicht aufgeben, entweder er versank zur Gänze in seinem hungrigen Leib, oder wurde Stück für Stück von ihm aufgefressen.
    Doch genau wie das Labyrinth musste auch dieser Sumpf ein Ende haben. Die Frage war nur, in welcher Richtung und Entfernung. Er musste aufpassen, falls er sich verirrte, hatte er keine Anhaltspunkte je wieder herauszufinden. Keine Mauern und Gänge diesmal. Hier könnte er Ewigkeiten im Kreis laufen ohne es zu merken. Oder wieder an der Stelle ankommen, von der er gestartet war. Er bezweifelte, ob er dann noch einmal den Mut und die Kraft aufbrachte, in diese stinkende Moorlandschaft zu treten.
    Plötzlich spürte Armand, dass er nicht mehr allein war. Jemand, oder etwas, war bei ihm. Erst vernahm er nur ein Zittern im lehmigen Boden. Dann Wellen in den wässrigeren Regionen. Etwas bewegte sich in dem dunklen Moder-See. Schleichend und schlängelnd. Er fühlte, wie es näher kam, an seinen Beinen entlang strich. Kalt und glitschig.
    Wieder diese Berührung, diesmal an seiner Hüfte, und als er sich umdrehte, sah er einen schwarzen, länglichen Körper, der von ihm wegschwamm. Ein Stück weiter hinten pflügte ein anderer durchs Wasser, kam direkt auf ihn zu. Panik überrollte ihn, jagte Adrenalin in seine erschöpften Glieder. Nicht länger auf das Ziehen und Zerren des Moores achtend, kämpfte er sich umso schneller voran. Immer wieder wechselte er die Richtung, wenn er irgendwo vor oder neben sich eine Bewegung zu sehen glaubte. Sein Vorsatz, nicht vom einmal eingeschlagenen Weg abzuweichen, weil man sich so schnell verirrte in diesem schwarzen Nichts, war mit einem Schlag unwichtig. Er rannte um sein Leben, das war ihm klar, denn was immer sich da durch Matsch und Schlamm wühlte und bohrte, war auf der Jagd nach ihm.

     
    „Hast du nichts zu tun, oder was?“, neckte mich Steven, als er auf mein Klopfen hin die Tür öffnete.
    Ich spielte mit dem Feuer, das wusste ich. Aber gleichzeitig war ich auch machtlos gegen die Faszination, die er auf mich ausübte.
    Ich zuckte unschuldig die Achseln. „Ich muss eh auf die nächsten Anweisungen von dem geheimnisvollen Sir Maxwell warten. Da kann ich auch Freunde besuchen. Mein Handy habe ich diesmal dabei.“
    Er grinste, bat mich herein, schenkte uns einen Whiskey ein und räumte mir einen Stuhl frei.
    „Und da kommst du in die Höhle des Löwen?“
    Ich verdrehte die Augen. „Wirst du mich fressen?“
    „Zum Anbeißen finde ich dich jedenfalls.“
    Sprüche klopfen konnte er. Ich genoss die entspannte Stimmung zwischen uns, bei der es trotzdem beständig knisterte. Steven war so ganz anders, als alle anderen Vampire, die ich kannte. Er lebte ein sterbliches Leben, spielte nicht ständig mit seinen Fähigkeiten. Ob er wohl auch bei der Jagd Prinzipien hatte?
    „Als Arzt hast du doch einen hippokratischen Eid geleistet.“
    „Das habe ich.“
    „Wie vereinbart sich das mit der Jagd nach Menschenblut?“
    Er lächelte und trank einen Schluck. „Es geht.“
    „Tötest du?“
    „Wenn es sich nicht vermeiden lässt.“ Die Aussage war vage, aber er wurde deutlicher, ohne dass ich weiter fragen brauchte. „Ich kann hier und da mal eine Blutkonserve aus dem Krankenhaus abzweigen. Aber wenn ich das zu oft mache, fällt es auf. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als zu jagen. Ich wähle sehr sorgfältig aus.“
    Es gefiel mir, dass wir uns darin ähnelten. Bedächtig stellte er sein Glas beiseite, kam zu mir herüber und stützte sich links und rechts von mir auf den Stuhl auf.
    „Was willst du sonst noch von mir wissen, Melissa Ravenwood?“
    Ich leckte mir nervös über die Lippen, seine Nähe machte mich kribbelig. Die Schmetterlinge tanzten wild unter meiner Haut, waren einfach nicht unter Kontrolle zu bekommen. Sanft fasste er meine Handgelenke, zog mich

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