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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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nicht an. Ein leichter Wind wehte, trieb kleine Wellen über das Wasser. Um uns hörte man die nächtlichen Geräusche der Glades, ein einlullender Chor. Dass ich unweit von hier vor einigen Wochen diese rätselhafte Begegnung mit der dunklen Präsenz gehabt hatte, die sogar Osira in die Flucht schlug, konnte ich mir in Stevens Nähe kaum noch vorstellen. Ich fühlte mich wohl bei ihm.
    Er zündete sich eine Zigarette an. Ein kurzer Schauer durchlief mich, als das Streichholz aufflammte. Er sah es und lächelte mich an.
    „Das vergeht noch“, meinte er.
    „Was vergeht noch?“
    „Dieses Zusammenzucken bei Feuer. Wenn ein Vampir noch recht jung ist, so wie du, ist diese Reaktion normal. Ein Instinkt. Es verliert sich mit den Jahren. Weil auch Feuer uns so leicht nicht zu töten vermag.“
    „Aber es tut weh“, gab ich zurück und verzichtete darauf, zu erklären, dass ich weniger Angst vor dem Feuer hatte, als vielmehr den Anblick der kleinen Flamme in seiner Hand anregend fand.
    „Ja, das ist richtig“, gab er zu. „Aber was bedeutet uns schon Schmerz? Außer Impulse in den Nervenbahnen, über die wir schließlich erhaben sind.“
    Sein Lächeln wurde breiter und er nahm noch einen Zug von der Zigarette. Ich mochte die Art, wie er sie hielt. Nicht zwischen Zeige- und Mittelfinger, wie man das normal macht. Sondern zwischen Daumen und den Fingerkuppen von Zeige- und Mittelfinger. Dabei drehte er sie nach innen, wenn er die Hand senkte, sodass die Glut gefährlich nah an seine Handfläche kam. Es sah irgendwie cool aus. Und es passte zu Steven. Er grinste mich immer noch an und ich musste schließlich lachen.
    „Ich mag dich, Melissa Ravenwood“, sagte er leise und neigte den Kopf zur Seite.
    Es knisterte zwischen uns. Wir dachten beide dasselbe, obwohl es natürlich unmöglich war. Wir hatten nicht dasselbe Blut.
    „Ich mag dich auch, Steven Blenders“, sagte ich trotzdem und diesmal wurde sein Grinsen verschlagen, ganz so, als habe sich soeben eine Entscheidung ergeben.
    Er machte einen Schritt auf mich zu, ich wich nicht zurück. In meinem Bauch tanzten Schmetterlinge, als er die Hand auf meine Wange legte und sich zu mir hinunter beugte. Seine Lippen waren leicht geöffnet. Mein Herz schlug schneller, und meine Brust hob und senkte sich heftig. Sein Blick glitt über meinen Busen, so intensiv, dass ich es wie eine Berührung empfand. Er war so verdammt attraktiv. Ein Kuss. Was war schon dabei? Ich hatte so viele geküsst. Aber Armands Bild wollte mir nicht aus dem Kopf. Nein, ich war noch lange nicht so weit. Beschämt senkte ich den Blick und wich ihm aus.
    „Tut mir leid. Ich kann nicht.“
    Er runzelte die Stirn. „Was hast du? Ist es wegen dieser blöden Regeln, die irgendwelche Kalkleichen vor fünftausend Jahren beschlossen haben, ohne uns zu fragen?“
    Ich musste unweigerlich lachen. „Vorsicht, Lucien ist auch eine von diesen Kalkleichen.“
    Er grinste. „Sollen die sich also den Kopf drüber zerbrechen. Solange wir nicht voneinander trinken, ist doch nichts dabei.“
    Ich musste an Ivanka denken. Da war sehr wohl etwas dabei gewesen. Und das, obwohl es beides Mal das Blut der Schwester war. Doch ich ahnte inzwischen die wahren Gründe. Das Exempel, das Kaliste nur statuiert hatte, um ihre Position zu stärken, die nun eh nichts mehr wert war. Nein, darum machte ich mit keine Sorgen. Auch wenn es natürlich ein Risiko war, sich auf jemanden aus Tizians Linie einzulassen, falls das mit dem Fluch tatsächlich stimmen sollte. Ich haderte mit mir, was das anging. Einerseits glaubte ich nichts mehr von dem, was aus Kalistes Mund stammte. Andererseits hatte ich die Attacke der beiden Dämonen selbst schon erlebt. Aber ich trug beider Blut in mir und lebte. Verwirrt über diese Gedanken schüttelte ich den Kopf.
    „Hey, was ist? Wenn ich dich zu sehr bedränge, dann sag es. Ich mag dich wirklich.“
    Die Sorge in seinem Blick schmeichelte mir. „Ist schon gut. Es ist nur … ich glaube, ich bin noch nicht bereit dazu. Noch nicht frei genug.“
    „Nicht frei genug? Ich dachte, du bist Single.“
    „Ja und nein …“ Ich wusste nicht recht, wie ich es erklären sollte. „Vielleicht noch nicht so ganz.“
    Er streichelte mir über die Wange und zog sich dann ein Stück zurück. „Magst du es mir erzählen?“
    Ich rieb mir über die Arme, mich fröstelte. „Krieg ich auch eine?“, fragte ich. Ich hatte nie in meinem Leben geraucht, aber Lungenkrebs konnte ich nicht mehr bekommen.

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