Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
mon coeur. Eins nach dem anderen. So wie wir es immer getan haben. Du wirst sehen, am Ende hat sich alles geklärt, und wenn es wirklich dein Schicksal sein sollte und du Kaliste besiegst, wird niemand mehr unser Leben manipulieren können. Dann gehören wir ganz uns und der Rest kann meinetwegen zur Hölle fahren.“
Er küsste mich zärtlich, wurde fordernder und zog mich fest an sich. Als sich unsere Lippen voneinander lösten,sah er mich schelmisch an. „Ab morgen Nacht stehen wir unter Bewachung. Da sollten wir diese nutzen, was meinst du?“
Ich ließ mich willig darauf ein. Nicht wegen meines Vaters, sondern weil es womöglich in der Tat unsere letzte gemeinsame Nacht war. Bis zu unserer Abreise würden wir Enthaltsamkeit üben. Auch ich konnte mir nicht vorstellen, mich Armand hinzugeben, wenn mein Vater im Nebenzimmer auf der Couch schlief.
Und danach? So sehr ich es mir wünschte, ich konnte nicht mit Überzeugung glauben, dass wir alle unbeschadet aus der Unterwelt zurückkamen. Luciens Worte trugen eine Mitschuld, aber da war noch mehr. Ich versuchte, mich davor zu verschließen, doch unterschwellig quälten mich visionsartige Bilder von Dämonen, wie ich sie mir in den kühnsten Albträumen nicht ausmalen würde. Warum sollte Magotar mich vorlassen oder mir sogar sagen, wie ich Kaliste töten konnte? Was war ich denn? Nur ein junger Vampir, ein Bastard in seinen Augen. Nicht reinblütig, weil ich als Mensch das Licht der Welt erblickte. Wie Lucien sagte, wir waren weder Dämon noch Mensch, wir waren ein Nichts – für beide Seiten. Auch wenn wir in der Welt der Menschen durch unsere Überlegenheit brillieren konnten, dort unten galten wir weniger als Abfall.
Kaliste war seine Tochter, seine Prinzessin. Ich konnte von Glück sagen, wenn er mich zum Teufel jagte und nicht gleich selbst dafür sorgte, dass ich ihr nicht mehr gefährlich werden konnte.
All das fraß in mir und ich war dankbar, es für einige Stunden vergessen zu können. Mich Armands zärtlichen Händen und seiner geschickten Zunge hinzugeben. Elektrisierende Schauer durch meinen Leib zu spüren und mich am Anblick seiner ausgeformten Muskeln zu laben, die im Licht der Kerzen noch deutlicher hervortraten. Er kam meiner Vorstellung eines Gottes verdammt nahe. Seine Lippen umschlossen meine Knospen, saugten daran, bis ich mich leise stöhnend wand.
Auch ihm war bewusst, welches Risiko wir eingingen. Äußerlich nahm er es gelassener als ich, innerlich spürte er dieselbe verzweifelte Angst. Was es aus uns machen würde, egal ob wir erfolgreich waren oder scheiterten. Wir würden nie wieder dieselben sein.
Armands Hände umfassten meine Handgelenke so fest, dass es schmerzte. Er küsste mich mit dem Hunger der Verzweiflung, liebte mich tief und verzehrend. Das Laken unter uns war getränkt von Blut, Schweiß und Tränen. Als uns die Dämmerung des Morgens in den Schlaf schickte, waren wir noch immer eins, ineinander verschlungen als wollten wir selbst dem Tod gemeinsam trotzen. Was im Grunde genau so war.
Steven warf die Schere und den Rest des Fadens auf den Tisch und betastete vorsichtig die Wunde. Weezle verzog das Gesicht. „Du hast verdammtes Glück gehabt.“
„Wie man’s nimmt“, presste der Luchsar zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
„Tut mir leid, dass ich hier kein Narkosemittel hab. Dazu hättest du ins Medical kommen müssen.“
Was er vielleicht nicht überlebt hätte. Ein paar Millimeter daneben und die Kugel hätte den Lungenflügel perforiert. Jede Bewegung war ein Risiko und er hatte sich den ganzen Weg zu Fuß hergeschleppt, sich vor Stevens Wohnung gelegt und gewartet, bis er erwachte.
„Hier, trink das.“
Weezle leerte das Glas und schüttelte sich. „Das war aber kein Whiskey.“
Steven lachte. „Nein, nur was gegen Infektionen. Whiskey hattest du genug.“
In Ermangelung eines Narkosemittels hatte er Weeze eine Flasche davon eingeflößt, um ihn in seiner Wohnung operieren zu können. Mit einem Steakmesser, einer Pinzette, Nähnadeln und Garn. Was er getan hätte, wenn ein größeres Gefäß durchtrennt gewesen wäre, wusste er nicht. Weezle war erstaunlich ruhig geblieben, während er an ihm rumschnippelte und die Kugel rausholte.
„Du kannst hier deinen Rausch ausschlafen, während ich zur Arbeit fahre. Die werden sich bestimmt schon fragen, wo ich bleibe.“
„Danke Mann. Der Typ war echt irre.“
Bevor Steven antworten konnte, war der Luchsar schon eingeschlafen. Kein
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