Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
mich Franklin aus meinen Gedanken. Zwei überraschte Augenpaare richteten sich auf meinen Vater, der die Schultern zuckte. „Ich hatte noch nie Urlaub in meinem Leben. Das ist die Gelegenheit.“
„Dad! Wir reden hier nicht von Sonne, Sand und Meer und einem All-inklusive-Hotel. Unterwelt! Ist dir klar, was das heißt?“
Er nickte. „Davor habe ich keine Angst. Es ist Ewigkeiten her, dass ich an einem Außeneinsatz beteiligt war. Das habe ich früher sehr genossen. Und es gibt für mich nichts mehr zu verlieren, egal wie die Entscheidung im Orden ausfällt. Sollen sie machen, was sie wollen, mein Kind ist mir wichtiger.“
Wie konnte ich nach diesen Worten noch Nein sagen? Es war Wahnsinn. Es war leichtsinnig. Aber es war auch beruhigend, die beiden Männer, die ich am meisten liebte, bei mir zu wissen, wenn ich das Wagnis auf mich nahm.
Franklin kehrte noch einmal ins Mutterhaus zurück, nachdem es beschlossene Sache war, ihn mitzunehmen. Er musste Maurice in Kenntnis setzen, dass er eine Weile fort sein würde. Da William Benjamin Deptshire erklärt hatte, er dürfe sich weiterhin frei bewegen, war auch ein Urlaub nichts, was man ihm untersagen konnte. Bis zu unserer Abreise sollte er bei uns wohnen.
Armand und ich blickten ihm nach. Mein Liebster hatte den Arm um meine Mitte geschlungen und sein Kinn auf meinen Scheitel gestützt.
„Komisches Gefühl, wenn der Schwiegervater einzieht“, scherzte er.
Meine Anspannung vertrieb er nicht. „Ich habe Angst, Armand.“
„Ich weiß. Aber ich bin bei dir.“
Ich drehte mich zu ihm um, Tränen auf den Wangen und ein banges Gefühl im Herzen. In seinen Augen lag Ruhe. Ich beneidete ihn darum.
Meine Wut wegen der Eifersucht auf Blue war längst verraucht. Im Angesicht der Gefahr verlor das alles an Bedeutung. Ich brauchte ihn, wollte ihn nicht verlieren und war darum nicht mehr sicher, ob es das Richtige war, wenn er mitkam.
„Ich will nicht, dass du mich begleitest“, bat ich verzweifelt. Angst schnürte mir die Kehle zu, weil ich die Erinnerung an Serenas Worte nicht loswurde.
Armand nahm mich beruhigend in die Arme. „Was ist los, ma chére? So aufgelöst kenne ich dich gar nicht. Eben warst du noch überzeugt, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben.“
Der Strom von Tränen wurde stärker, ich sah ihn nur noch durch einen Schleier aus Rot. „Ich habe Angst, Armand. Was, wenn wir da unten auf etwas treffen, dem wir nicht gewachsen sind? Wenn du … wenn ich dich verliere?“
Er küsste mich auf die Stirn und streichelte mir übers Haar. „So ein Unsinn. Du wirst mich nicht verlieren. Wir haben schon Schlimmeres durchgestanden.“
Ich seufzte und entschied, ihm die Wahrheit zu sagen. „Es ist wegen Serena. Sie hatte eine Vision. Deshalb kam sie zu mir. Sie sagte, ich würde jemanden verlieren, den ich liebe. Armand, ich liebe niemanden so sehr wie dich. Ich ertrage den Gedanken nicht, dass dir da unten etwas zustößt. Bitte bleib hier und lass mich allein gehen.“
Mein Liebster schüttelte lächelnd den Kopf. „Aber Mel. Du wirst dich doch nicht verunsichern lassen.“
Als ich seinem Blick auswich und weiter mit den Tränen kämpfte, hob er sanft mein Gesicht mit seinem Zeigefinger an. Seine Augen waren voller Wärme. Meine Unterlippe zitterte, doch ich versuchte, tapfer zu sein.
„Denkst du wirklich, ich hätte die Festung ohne Wiederkehr überlebt, um jetzt vor den Toren der Unterwelt zu krepieren? Da kennst du mich aber schlecht.“ Neckend rieb er seine Nase an meiner. „Und jetzt will ich keine Tränen mehr sehen. Wir gehen da zusammen rein und kommen auch zusammen wieder raus. Inklusive deinem Vater. Versprochen.“
Ich wollte ihm so gern glauben. Seufzend schlang ich meine Arme um ihn und schmiegte mich an seine starke Brust. Hoffte, so ein wenig von seiner Zuversicht auf mich übertragen zu können.
„Es passiert so viel. Ich weiß gar nicht mehr, was ich denken soll und wem wir trauen können. Vor einem Jahr war alles noch klar. Der Paranormale Untergrund galt als Feind und die Fronten von Gut und Böse waren verteilt. Jetzt haben wir Freunde im PU und müssen uns dennoch vor ihm verstecken. Ich werde Verbrechen beschuldigt, die ich selbst gern aufklären würde, habe kein Zuhause mehr und werde vielleicht sterben, weil irgendjemand glaubt, dass ich Teil einer Prophezeiung bin, die vor fünftausend Jahren ausgesprochen wurde.“
Armand rieb mir tröstend die Arme. „Wir werden das alles zusammen durchstehen,
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