Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
Schicksalskriegerin zu verwandeln. Also einen Weg zu finden, wie ich Kaliste ausschalten konnte. Das Beste war, wenn wir dafür nach London zurückkehrten, denn im Mutterhaus befanden sich die Schriftrolle und ein Buch, das ich schon vor ein paar Jahren mit den Urgeschwistern in Verbindung gebracht hatte. Ein erster Anhaltspunkt.
Steven meldete sich, weil er einem Stadt-Troll einen Splitter aus einer Stichwunde gezogen hatte, der seinerMeinung nach aus Elektrum bestand. Das sah nach Kaliste aus, denn sie verfügte über Elektrum, wie vor allem Armand noch gut in Erinnerung hatte. Auch die Ashera besaß geringe Mengen. Vielleicht auch die Sangui, obwohl ich nicht sicher war. Noch ein Rätsel. Noch ein Puzzlestein? Es nagte in mir, dass ich eine Verbindung zwischen all dem sah, obwohl diese augenscheinlich nicht zwingend bestand. Doch meine Instinkte hatten mich nur selten getrogen und ich tat gut daran, auf sie zu hören. Jedes Mal wenn ich sie ignorierte, weil sie mir zu unwahrscheinlich erschienen, saß ich über kurz oder lang in der Patsche.
Zu allem Überfluss nagte mein schlechtes Gewissen an mir, obwohl Armand mir mit keinem Wort einen Vorwurf machte. Nicht einmal fragte, was zwischen Tizian und mir passiert war. Das konnte natürlich auch daran liegen, dass es mir auf der Stirn geschrieben stand.
„Wohl kaum, da du nicht einmal selbst weißt, was passiert ist“, konterte Osira.
„Ich weiß es. Er ist ein Vampir. Und ich auch.“
„Ach ja, richtig. Gut, dass du mich daran erinnerst. Ich habe mich schon gefragt, warum du heute so blass um die Nase bist.“
„Nun hör schon auf. Du bist doch sonst der Moralapostel von uns beiden. Sag mir nicht, dass ausgerechnet du glaubst, wir hätten nur Händchen gehalten.“
Sie sprang vor mir aufs Sofa und legte den Kopf schief. „Es ist aber möglich. Vergiss nicht, wie mächtig sein Blut ist. Es ging ihm schließlich nur darum, dich die Vergangenheit sehen zu lassen. Seine Triebe sind eher männlich orientiert. Wie der Crawlerfürst … oder Armand.“
Bevor ich ihr einen bitterbösen Blick zuwerfen konnte, verschwand meine Wölfin auch schon wieder. Der Stich hatte gesessen, ließ er die Intimität, mit der sich die beiden in unserer Wohnung gegenübergestanden hatten, augenblicklich wieder in mir aufflammen.
„Wollen wir?“, fragte Armand, der gerade aus dem Schlafzimmer kam.
Die hautengen Jeans und das moderne Muscle-Shirt standen ihm gut. Ich bekam schon wieder Appetit. Das stand mir auf der Stirn geschrieben, denn er kam zu mir, wirbelte mich im Kreis und küsste mich leidenschaftlich. Grinsend hielt er mich in den Armen.
„Ich würde deinem Ansinnen gern nachkommen, aber ich glaube, wir haben noch das ein oder andere zu erledigen.
Er hatte recht, also fügte ich mich seufzend, löste mich von ihm und griff nach meiner Jacke. Da heute Stevens freier Tag war, wollten wir uns alle bei Pettra treffen und uns seinen Fund ansehen.
Meine Daywalker-Freundin bewohnte zusammen mit Slade ein Loft im Zentrum. Zwei Vampire, die immun gegen Tageslicht waren. Aus unterschiedlichen Gründen. Seit ihrer Hochzeit wartete ich mit einer Mischung aus Freude und Sorge darauf, dass Pettra mir mitteilte, schwanger zu sein. Bislang blieb es aus, ob das Glück oder Pech war, wagte ich nicht zu beurteilen. Was würde dabei herauskommen? Und brachte Pettra ein lebendes Kind zur Welt oder würde sie – wie ihre Vascazyr-Mutter – Eier legen? Dann hätten wir eine weitere Vampirart auf diesem Planeten.
Tuscon, Pettras Timberwolf, begrüßte uns stürmisch. Vor allem Osira. Armand und ich waren übereingekommen, dass es für den allgemeinen Frieden besser war, wenn Welodan sich nicht blicken ließ. Ich hatte keine Ahnung, was ein eifersüchtiger, echter Wolf anrichten würde.
Seit Slade von Steven die Proben und Zeichnungen aus dem Anschlag auf das Leonardo’s bekommen hatte, arbeitete Pettra daran, die Spuren zu einer Quelle zu verfolgen. Bislang ohne Erfolg. Vielleicht brachte uns der Splitter weiter. Sowohl sie als auch Slade konnten ihn anfassen, ohne etwas zu merken. Es war für sie nur ein Stück Metall.
„Das lass ich mal durch den Scanner laufen“, meinte sie und verschwand im Nebenraum.
Ich folgte ihr und staunte, wie sehr sie ihr privates Labor ausgebaut hatte, seit ich das letzte Mal hier gewesen war. Die Computeranlage befand sich auf modernstem Niveau, sie schrieb fast alle Software-Programme selbst und hinterließ damit im Netz ebenso wenig Spuren wie
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