Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
bei ihren Jobs als Diebin und Auftragskillerin. Mit den Scannern und Analysegeräten konnte sie praktisch jedes Material in seine Bestandteile zerlegen – zumindest virtuell. Die Forensik-Abteilung der Polizei konnte kaum besser ausgestattet sein. Sie steckte den Splitter in einen Plastikbehälter und schob diesen in eine Apparatur, die mir schon beim bloßen Anblick Respekt einflößte. Einen Augenblick später warf ihr Rechner eine Übereinstimmung aus.
„Also doch kein Elektrum, wenn er es identifizieren kann“, stellte ich erfreut fest. Auch wenn das bedeutete, dass wir uns mit einer neuen Gefahr auseinandersetzen mussten, wenn unser Vampir-Organismus nicht nur auf Elektrum allergisch reagierte.
Aber Pettra schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Es ist keine bekannte und registrierte Substanz. Also geh mal vonElektrum aus. Ich kann es mit diesen Geräten nicht hundertprozentig analysieren, weil Elektrum offiziell nicht existiert. Darum gibt es keine Vergleichswerte in den Datenbanken. Aber ich hab die Daten von der Munition aus dem Anschlag ebenfalls schon gecheckt und sie abgespeichert als unbekannte Substanz E. Der Splitter ist aus demselben Material. Darum die Übereinstimmung.“
Den Kugeln war noch eine Keramiklegierung und handelsüblicher Stahl beigefügt. Der Splitter aus der Schnittwunde war rein.
„Wer kann so etwas haben und dann auch noch weiterverarbeiten?“
Sie zuckte die Achseln. „Im Prinzip jeder, der eine Quelle auftut und ein bisschen Ahnung von Waffen und Munition hat. Du musst dir darüber im Klaren sein, dass wir nur an der Oberfläche des Untergrundes kratzen. So lange sind Slade und Steven da ja noch nicht drin. Wir können nur mutmaßen. Aber warum sollten die Köpfe nicht über ähnliche Möglichkeiten verfügen wie Kaliste? Ich schätze, in der Unterwelt kommt man an manche Substanzen, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“
„Solange die nicht extraterrestrisch sind“, unkte ich. „Captain Kirk und Spock lassen grüßen.“
Pettra zog die Nase kraus.
„War das mein Stichwort?“, meldete sich Armand.
„Fast“, gab ich grinsend zurück. Sein Faible für Star Trek konnte ich zwar nicht nachvollziehen, gönnte es ihm aber von Herzen.
Wir zogen Bilanz dessen, was wir mit Sicherheit sagen konnten. Die Wahrscheinlichkeit, dass es Elektrum war, grenzte an Sicherheit. Das bestätigte auch Armand und er musste es ja wissen. Offenbar wirkte das Metall nicht auf alle PSI-Wesen, aber auf die meisten. Wenn auch unterschiedlich.
„Den Kugeln, die bei der Lycanerin tödlich gewirkt haben, wurde auch noch Silber beigemischt“, ergänzte Pettra. Wie viele von denen waren im Leonardo’s?
„Nur zwei. Denkst du, dass es trotzdem gezielt ihnen galt?“
Da blieben Zweifel. Allerdings konnte es auch sein, dass weitere Spezies auf Silber reagierten und jemand mehr wusste als wir. Ich wollte mir die Zusammensetzung der Kugeln noch mal genauer anschauen und ging zum Rechner. Dabei erwischte ich aber offenbar eine falsche Taste.
„Huch, was ist das denn?“
Eine Weltkarte mit unzähligen roten und blauen Punkten. Pettra grinste übers ganze Gesicht.
„Kontakte.“
„Kontakte?“ Auch Armand hob interessiert die Augenbrauen.
Mit einem Mal wirkte Pettra verlegen. „Na ja, Slade und ich wollten herausfinden, ob es noch andere von uns gibt. Also haben wir ein bisschen im Internet gesucht. Und was soll ich sagen? Wir sind fündig geworden.“
Sie strahlte und Slade, der gerade mit Steven hereinkam, umarmte sie und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe.
„Wir haben vier von Pettras Geschwistern gefunden. Und über siebzig Halfbloods.“
„Es kommt häufiger vor, als dein Lord dachte, dass eine sterbliche Mutter das Baby eines Vampirvaters austrägt.“
Ihre Aussage dämpfte meine Freude über ihren Erfolg. „Hat … von den Frauen auch eine überlebt?“
Pettra musste nicht antworten. Der Gesichtsausdruck sagte alles. Armand kam zu mir und legte mir die Hand auf den Arm. Er hatte das damals nicht gewusst, doch bei dem Gedanken an die Gefahr, in der ich als Sterbliche geschwebt hatte, wurde mir seltsam zumute.
„Konzentrieren wir uns lieber wieder auf den Untergrund und diese Waffen“, schlug Steven vor, um die Anspannung zu vertreiben.
Erleichtert nahmen wir den Faden auf, Pettra öffnete die richtige Datei und wir verbrachten den Rest der Nacht damit, Pläne zu schmieden, wie wir der Sache weiter auf den Grund gehen wollten.
Zeit des Aufbruchs
S o interessant
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