Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
wollte ihm heute Abend noch alles sagen, was er zu tun und zu lassen hatte? Er drehte sich langsam um. Egal, was für ein Dämon, Gestaltwandler, Troll oder was auch immer sich mit ihm anlegen wollte, der Kerl sollte ihn kennenlernen. Seinem kleinen Bruder gab er noch nach, aber nicht so einem dahergelaufenen PSI. Sein Ärger verrauchte in dem Moment, als er seinem Gegenüber in die Augen sah. Es verschlug ihm sogar die Sprache.
„Komm mit“, sagte der Fremde und fasste ihn am Arm.
Das ging zu weit. „Hey!“ Er riss sich los und funkelte den dunkelhaarigen Mann an. „Ich kann selbst entscheiden, wo ich hingehe.“
„Ach ja?“, fragte der andere und lächelte lakonisch. „Wenn du da reingehst, bringen sie dich um.“
„Was?“
Eine bleiche Hand streckte sich ihm entgegen. „Ich bin Armand. Und du der Dämonenjäger der Sangui, der sich um Mel kümmern soll. Und um Cyron.“
Er schluckte. „Du weißt ganz schön viel über mich.“
Armand zuckte die Achseln. „Ich bekomme einiges mit, immerhin ist Mel meine Verlobte.“
Blue pfiff leise durch die Zähne. „Und da rettest du mir den Arsch, wenn du glaubst, dass ich deine Süße um die Ecke bringen will?“
Lachend schüttelte der Vampir den Kopf. „Ich glaube nicht, dass du sie umbringen willst. Sonst hättest du nicht mit Franklin gesprochen.“
Ah richtig. Jetzt dämmerte es ihm. Irgendwie war heute nicht sein Tag, dass er so lange brauchte. Der Schwiegervater in spe.
„Die da drinnen wissen mehr als deinem Orden lieb ist.“
Hatte er schon erwähnt, dass heute ein scheiß Tag war? „Was du nicht sagst. Zum Beispiel?“
„Wo sich Cyron rumtreibt. Oder dass diese neuartigen Waffen, mit denen in letzter Zeit Anschläge verübt werden, aus euren Reihen stammen.“
Blue verstummte und spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Abzustreiten, dass er etwas damit zu tun hatte, wäre nicht nur dumm, sondern auch unglaubwürdig angesichts der Fakten. Hatte jemand am Ende sogar seine Treffen mit Kaliste beobachtet? Dann war er geliefert. Und Rybing sein geringstes Problem.
Der Vampir lächelte und deutete mit dem Kopf fort von dem Eingang. „Komm erst mal weg von hier und lass uns reden. Später stell ich dich vielleicht ein paar Freunden vor, die dir weiterhelfen können.“
Da ihm nichts anderes übrig blieb, folgte Blue Melissas Verlobtem. Er machte nicht den Eindruck, als wollte er ihn bedrohen. Sie gingen in einen Pub, wo Armand zwei Ale bestellte und sie sich in eine Ecke zurückzogen.
„Weißt du, wo der Gestaltwandler ist?“, kam Blue zur Sache. Wenn er Cyron wieder einfing, war ein Problem gelöst, dann konnte er weitersehen.
„Nein.“
Die Antwort war ernüchternd. „Aber du hast doch eben gesagt …“
Armand hob beschwichtigend die Hand. „Es gibt einige im Untergrund, zu denen er Kontakt aufgenommen hat. Die Kanäle im PU funktionieren so gut wie die jedes Geheimdienstes. Oder Ordens.“ Er grinste ihn zynisch an. „Aber der Gestaltwandler ist auf der Hut.“
„Ich muss ihn finden.“
„Ich weiß.“
Der Vampir beugte sich über den Tisch und musterte ihn eindringlich. Blue lief ein kalter Schauder über den Rücken. Der Kerl blickte in seine Seele, genau wie Lucien. Oder war es nur Einbildung? Wenn der Typ nur nicht so verdammt gut ausgesehen hätte. Aber erstens war Armand der Verlobte dieser Melissa Ravenwood, und zweitens wusste Blue seit seiner heißen Nacht mit Lucien, dass Vampire nicht zu unterschätzen waren. Der hier garantiert nicht. So was wie mit dem Lord brauchte er nicht noch mal. Armand würde ihm mit Sicherheit den Kopf abreißen, wenn er erfuhr, was Lucien in dieser Nacht rausbekommen hatte.
Armand holte tief Luft und lehnte sich wieder zurück. Er betrachtete Blue weiterhin unter halb geschlossenen Lidern, was ihn nervös machte.
„Ich habe nur ein Interesse“, sagte der Vampir. „Dass Mel nichts geschieht. Würde ich denken, dass du eine Gefahr für sie bist, wärst du jetzt tot. Aber dann hätte Lucien mir diese Arbeit schon abgenommen.“
Blue erbleichte. Seine Nervosität wandelte sich in ein Gefühl der Bedrohung, das sich tief in seine Eingeweide grub, seine Nerven prickeln ließ und ihn in Anspannung versetzte. Fliehen oder Angreifen? Was wusste Armand von seiner Verbindung zu Lucien? Das Grinsen im bleichen Antlitz wurde teuflisch.
„Ich kann sein Blut in dir riechen.“
Die Stimme sandte Blue einen weiteren Schauder durch den Leib, von dem er nicht sagen konnte, ob es Angst war oder
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