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Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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einem Buch aus Atlantis gelesen. Es handelte von dessen Niedergang, der mit einem königlichen Geschwisterpaar zusammenhing. Ihm war ein handschriftliches Dokument beigefügt, das ich seinerzeit nur überflogen hatte, weil mir die Sprache und die Zeichen fremd waren. Jemand hatte zwar einen Übersetzungscode dazugelegt, doch das wäre mir zu mühsam gewesen. Mein Interesse an Atlantis war damals nur mäßig, ich hatte das Buch mehr als Gutenacht-Lektüre mitgenommen.
    Ich konnte mich erinnern, dass Buch und Schriftstück sauber verfasst, aber sehr alt waren. Allem Anschein nach stammte es von einem Überlebenden, dessen weiteres Schicksal ungewiss war. Damals hatte ich noch keine Ahnung, wie eng dieses Buch und insbesondere der Papyrus mit meiner eigenen Geschichte und meinem Schicksal verbunden waren. Inzwischen hatte ich mehr als nur eine Ahnung. Es war Gewissheit, dass die Geschwister, um die es in dem Buch ging, Kaliste und Tizian beschrieben.
    Wie konnte eine junge Vampirin, die ich nun mal war, eine Königin besiegen, die seit Tausenden von Jahren lebte und über ihre Kinder herrschte? Wenn es nicht einmal Tizian wusste, blieb eigentlich nur Magotar. Der Vater der beiden.
    „Und warum fragst du ihn nicht?“
    Osira war immer so herrlich pragmatisch.
    „Weil am Fahrstuhl zur Unterwelt gerade ein ‚out-of-order’-Schild hängt“, gab ich zurück. Sie rümpfte kurz die Nase.
    „Außerdem haben die nicht Tag der offenen Tür. In die Unterwelt spaziert man nicht mal so eben rein, und dasaus gutem Grund.“
    Osira baute sich wie eine Lehrerin vor mir auf, die ihren Schüler tadeln muss.
    „Vergisst du nicht etwas?“, fragte sie honigsüß.
    Als ich nicht sofort schaltete, stupste sie meine Hand an. „Du besitzt einen Ring der Nacht. Die öffnen alle Tore in die Unterwelt.“
    Ich starrte nachdenklich auf den Sternsmaragd und drehte den Ring an meinem Finger. Theoretisch hatte sie recht. Leicht war es sicher trotzdem nicht. Lohnte es das Wagnis? Im Zweifelsfall …
    Ash schaute bei mir in der kleinen Bibliothek vorbei und unterbrach somit unsere Unterhaltung. Langeweile stand ihm ins Gesicht geschrieben. Es fiel ihm schwer, sich hier einzuleben. Mich wunderte, dass er nicht häufiger mit Maurice zusammensaß, aber vielleicht hatten die Jahre, die Maurice bei uns und Ash in Spanien verbracht hatte, die Männer zu sehr verändert. Dann ließen sich alte Freundschaften oft nicht so fortführen, wie man über den Kontakt per Mail und Telefon denken mochte.
    „Kann ich dir helfen?“, fragte er.
    Ich grinste und hielt ihm den Papyrus unter die Nase. „Klar, wenn du das hier übersetzen willst.“
    Er warf einen Blick darauf. „Okay.“
    Überrascht hob ich die Brauen. „Du kannst das lesen?“
    Ash grinste schief. „Ich habe einen Magister in Dämonologie, schon vergessen? Das sind Beschwörungssymbole, nichts weiter. Als Alphabet verwendet. Es dauert ein paar Tage, aber keine große Sache.“
    Da Zeit kostbar war, freute ich mich über Unterstützung. Vielleicht brauchte ich dann auch nicht mehr über einen Besuch in der Unterwelt nachzudenken, der mir zugegeben Angst machte.
    Ash quälte auch das Elektrum nicht, das auf dem Einband prangte.
    „Was ist so interessant an dem Buch?“
    Ich zögerte. Die Wahrheit konnte ich ihm schlecht sagen. „Persönliches Interesse. Familiengeschichte sozusagen.“
    „Ah! Über Vampire, ja?“
    „Ja.“
    Er stellte keine weiteren Fragen, wofür ich ihm dankbar war, denn so musste ich ihn nicht anlügen.
    „Ich habe gehört“, begann er leise, studierte aber weiterhin die Zeichen und machte sich Notizen, „dass du den Weg in die Dunkelheit freiwillig betreten hast.“
    Sein Interesse an dem Thema behagte mir von Anfang an nicht, doch da er mir half, wollte ich nicht ungerecht sein und ihn vor den Kopf stoßen.
    „Mehr oder weniger“, gab ich daher zu.
    Er nahm einen großen Schluck von dem Whiskey, den er sich mitgebracht hatte. „Was heißt das? Mehr oder weniger?“
    Ich zuckte die Achseln. „Es soll heißen, dass ich den Weg wohl so oder so irgendwann gegangen wäre. Doch zu dem Zeitpunkt, als ich es tat, hatte ich schlichtweg nicht mehr die Wahl. Ich konnte sterben oder ewig leben, mehr nicht. Und eigentlich hatte ich nicht einmal mehr die Wahl des Sterbens. Die hatte mir schon ein anderer abgenommen.“
    „Armand“, sagte er leise und nickte verstehend.
    Ich sah ihn an. Ungläubig erst, doch dann wurde mir klar, wie wenig er vermutlich wusste und welche

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