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Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Gleichgewicht brachte. Aber es gab keine Arbeit mehr, die man verrichten konnte, weil es kaum etwas gab, wobei man keinen Strom brauchte. Ob Maschinen oder Computer – selbst Schlachtereien und Öfen in den Bäckereien benötigten Strom. Sämtliche Fahrzeuge waren ohne Treibstoff in kürzester Zeit nichts weiter als Schrott. Windräder und Solarzellen nutzten ebenso wenig wie Kernkraftwerke, wenn ihre Energie nicht gespeichert und weitertransportiert werden konnte. Ein makabrer Pluspunkt für Domeniko, dass er die meisten von Letzteren in korrekter Abfolge innerhalb einer Woche abgeschaltet hatte und sogar umsichtig genug gewesen war, die Kühlung über separate Programme und mit Einsatz von Dieselgeneratoren lange genug aufrecht zu erhalten, damit eine Kernschmelze oder Ähnliches ausblieb. Er wollte die Welt nicht zerstören, er wollte sie beherrschen. Und dabei dachte er an alles.
    Hatten die Regierungen und Atom-Betreiber nicht mal behauptet, man könne die Reaktoren nicht so ohne Weiteres vom Netz nehmen? Von Monaten war die Rede gewesen. Ein Lycaner hatte sie nun als Lügner entlarvt, auch wenn das niemanden mehr interessierte. Domeniko verdeutlichte, wie schnell die Abschaltung der Reaktoren ging. Lediglich die Kühlung musste weiterlaufen. Das war dank seiner chinesischen Steuerungszentrale und der Kontrolle über die verbliebenen Kernkraftwerke, mit der er seine eigenen Systeme speiste sowie den restlichen Kraftstoffreserven der Welt, die ebenfalls sein privates Eigentum geworden waren, kein Problem. Domeniko hatte an alles gedacht.
    Die Menschen froren in ihren Häusern, weil die Heizungen nicht funktionierten. Man sah des Nachts überall Feuer hintern den Scheiben flackern. Es wurde alles verbrannt, was einigermaßen Wärme abgab. Immer wieder gerieten Flammen außer Kontrolle und Familien verloren ihr Dach über dem Kopf. Unter den Brücken und in leer stehenden Gebäuden sammelten sich Gruppen von Leidensgenossen, die nichts mehr besaßen als das, was sie am Leib trugen. Den Wölfen waren sie ausgeliefert, doch für manchen bedeutete der Tod auch ein Ende von Angst und Hunger.
    Tagsüber waren die Angriffe aus Domenikos Reihen am Schlimmsten, wenn er mit dem geringsten Widerstand durch uns zu rechnen hatte. Sinnlos, dass sich Menschen gegen das Wolfspack stellten. Auf Eloins Seite standen zu wenige, um ihm Paroli zu bieten. Und die meisten anderen PSI-Wesen waren ihm unterlegen. Eine traurige Tatsache, dass Lycaner und Vampire die stärksten Spezies waren. Von ein paar mächtigen Einzeldämonen abgesehen, die sich aus allem raushielten, weil die Welt sie bereits seit Jahrtausenden nicht mehr interessierte. Damit war Domeniko klar im Vorteil, weil es ihn nicht zu kümmern brauchte, ob die Sonne oder der Mond am Himmel stand. Wir hingegen waren eingeschränkt.
    Jede Nacht wurde es schlimmer. Die Bevölkerungsdichte nahm rapide ab, die Mordlust hingegen zu. Anfangs stellten wir noch kleinere Rudel auf Beutezug und konnten unseren Feind schwächen, indem wir sie ausschalteten. Doch diese Verluste machten sie vorsichtiger, sodass wir kaum noch nachts auf Gegner stießen. Immer häufiger hingegen fanden wir Tote oder Sterbende, die nur zum Spaß hingerichtet worden waren.
    Es bereitete mir unbeschreibliche Seelenqual, das zu sehen und nichts tun zu können, außer abzuwarten, bis Domeniko mich oder Eloin herausforderte. Der frisch gefallene Schnee des Dezembers verwandelte die Stadt in eine unwirkliche Kulisse aus einem alten Film. Ohne Abgase, die sie schnell braun und grau färbten, blieben die Flocken jungfräulich weiß und tauchten alles in eine beinah romantische Stille, in der man fast vergessen konnte, welcher Schrecken sich hier abspielte. Nur das Blut trübte das Bild. Malte bizarre Muster in die Landschaft. Wo immer ich es sah, musste ich an Schneewittchen denken. Weiß wie Schnee die Welt, schwarz wie Ebenholz die Nacht mit ihren Schatten und rot wie Blut die Zeichen von Domenikos grausamem Spiel auf Leben und Tod.
    Zusammen mit Armand, Dracon und Lucien sah ich mir die Ergebnisse des letzten Tages an. Die Straßen waren menschenleer und es war so still wie auf einem Friedhof. Die Luft war schwanger vom Duft des Blutes. Überall Kadaver, angefressene Leichenteile. Das Grauen hatte die Stadt überrannt. Nein, es hatte die Welt überrannt. Dieser Krieg hätte nie beginnen dürfen, wenn man ihn denn als Krieg bezeichnen wollte, da er mehr oder weniger einseitig geführt wurde. Sollte er andauern,

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