Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
schließlich aufhalten. Ein Überraschungsangriff und die Sache ist erledigt.“
„Und du meinst, bei den ganzen Gefs in den Straßen könnte den Kerl was überraschen?“, höhnte Dracon. „Da muss ich Osira recht geben. Von dem Kram hier kriegt er schneller Wind, als wir Arschloch an die Wand sprühen können. Und er wird kochen vor Wut.“
„Dieses Miststück. Wie kann sie es wagen?“
Domeniko war so wütend, dass er den Gef, der ihm von den Botschaften an Londons Häuserwänden berichtete, kurzerhand den Kopf abbiss. Das Tier schmeckte widerlich, weshalb er es ausspuckte und sich mit ausgestreckten Krallen an Pharac wendete.
„Was denkt sie sich? Mich zum Gespött meiner Leute zu machen!“
Er warf den schweren Holztisch um, ungeachtet der Sachen, die darauf standen und zu Bruch gingen. Pharac wich seinem Blick aus und brachte einige Schritte Abstand zwischen sich und ihn. Wohl um nicht ein weiteres Opfer seines Tobsuchtsanfalls zu werden.
„Sie wird dich reizen wollen. Zu einem Fehler verleiten.“
Sein größter Fehler war, dass er bisher zugesehen hatte, statt sie seine Macht spüren zu lassen. Was dachte sie, wer er war? Ein Feigling? Ein Stümper? Sie war diejenige, die im Dunkeln tappte. Die hilflos mit ansehen musste, wie er seinem Ziel jeden Tag ein Stück näher kam. Er hatte alles im Griff, war besser als die Menschen mit ihrer ach so wundervollen Technologie. Was brachte ihnen ihr Fortschritt jetzt? So ein schwaches Ding. Kinderleicht zum Einsturz zu bringen. Und Melissa Ravenwood? Sie konnte es nicht aufhalten, konnte
ihn
nicht aufhalten. Sie war zu schwach und wollte es nicht wahrhaben, weshalb ihr nichts Besseres einfiel, als ihn zu beschimpfen. Diese Vampirin konnte ihm nicht das Wasser reichen. So eine hatte Corelus um Hilfe gebeten? Als Beschützer für diesen Schwächling Eloin auserwählt? Wo war der überhaupt? Hatte sich in sein Rattenloch verkrochen. Über ihn sollte man Parolen an die Häuserwände schmieren. Was für ein Fürst, der sich nicht mal auf die Straße wagte. Geschweige denn den Schneid besaß, ihn herauszufordern. Er würde sie alle vernichten. Einen nach dem anderen. Mit seiner bloßen Hand wollte er Melissa das Herz aus der Brust reißen und es hinunterschlingen, während sie mit ihrem letzten Atemhauch zusah. Ja, der Gedanke gefiel ihm. Domeniko hatte die Hand erhoben, als ob er das Herz schon hielte, bereit, es zu zerquetschen. Als er Pharacs misstrauischen Blick bemerkte, spürte, dass dieser sich fragte, ob er den Verstand verlor, ließ er den Arm sinken. Auch das Siegerlächeln schwand von seinem Gesicht.
„Das werde ich mir nicht gefallen lassen!“
Pharac hob beschwichtigend die Hände. „Es zeigt nur ihre Hilflosigkeit. Kein Grund, sich eine Blöße zu geben.“
„Damit hat sie mich bereits bloßgestellt. Macht mich lächerlich vor jedem, der es liest. Als ob ich nicht wagen würde, mich ihr zu stellen. Ich werde es ihr zeigen.“
Wenn er auf Zuspruch seines Vertrauten hoffte, wurde Domeniko enttäuscht. Pharac gemahnte zur Ruhe und Ignoranz. „Ich wäre vorsichtig, Domeniko. Werde nicht leichtsinnig, indem du dich provozieren lässt.“
„Unsinn! Diese verdammte Hexe soll mich kennenlernen. Ich bin ihr um einiges voraus. Je eher sie tot ist, umso besser.“
Er stürmte aus dem Raum und hinunter in den Keller, wo noch immer die Lupins, wenn auch außerhalb der Einzelzellen, gehalten wurden, solange er sie nicht einsetzte.
„Surevi! Aliya! Ragna!“
Die angesprochenen Lupins hoben ihre Köpfe und spitzten die Ohren. Bereits in Hab-Acht-Stellung, weil sie seine Stimmung erkannten. Domeniko baute sich vor ihnen auf, ließ seinen Blick über alle drei gleiten und bedeutete ihnen, ihre Gestalt zu wechseln, was sie zögernd taten. Er fletschte die Zähne, mehr aus boshafter Zufriedenheit denn Zorn.
„Sehr gut. Ihr holt mir bis heute Abend Geiseln. Das sollte euch nicht weiter schwerfallen.“
Ragna nickte und machte sich daran, aufzubrechen. Er packte sie so fest am Arm, dass sie aufstöhnte, brachte sein Gesicht nah an ihre Ohren und fixierte bei seinen Worten die beiden anderen. „Strengt euch an. Gewöhnliche Menschen nutzen mir nichts. Ich brauche solche, bei denen die Vampirkönigin statt ihres Verstands ihren Gefühlen folgen wird.“
Unsicher blickten die Schwarzwölfinnen sich an. Auch Pharac runzelte die Stirn und verstand nicht, worauf Domeniko hinauswollte.
„Ich brauche Menschen, die ihr wichtiger sind als ihr eigenes
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