Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
Zimmer direkt unter dem Dach zurückzog, war ich glücklich, endlich wieder zu Hause zu sein. In meinem eigenen kleinen Reich. Wenn ich aus dem Fenster sah, erwartete mich der Anblick des Brunnens und der alten, ehrwürdigen Bäume. Von meinem Bett konnte ich durch das kleine Dachfenster die Sterne funkeln sehen oder mich verträumt dem Anblick des Mondes hingeben. Ich fand es wunderschön, wenn es regnete, und die Tropfen in kleinen Bahnen an der Scheibe hinunterrannen. Etwas, das ich auf der Uni schmerzlich vermisste hatte.
Das Zimmer war nur spärlich eingerichtet, denn viel brauchte ich nicht. Ein großes, bequemes Bett, das von einem hellblauen Gazevorhang umhüllt wurde, einen Toilettentisch und zwei Kleiderschränke für meine Sachen. Die Wände wiesen eine Holzvertäfelung auf und auf mein inständiges Bitten hin hatte ich mir einen alten Holzofen in die Ecke stellen dürfen. Ich konnte stundenlang in die knisternden Flammen schauen. An das Zimmer grenzte ein kleines Bad mit Dusche, Waschbecken und WC – und dem außerordentlichen Luxus einer Badewanne, in der ich herrlich die Seele baumeln lassen konnte. Hier in diesen beiden Zimmern war meine Zuflucht.
An diesem Abend bemerkte ich schon beim Eintreten, dass etwas anders war. Ich fühlte mich nicht allein, obwohl ich niemanden sehen konnte. Schließlich führte ich das Gefühl auf meine Erschöpfung zurück und begann, mich auszuziehen. Nackt stellte ich mich vor den großen Spiegel und bürstete meine Haare. Das Licht der Kerzen auf dem Toilettentisch verfing sich in den langen roten Strähnen und ließ sie wie Feuer aufblitzen. Ich war ganz zufrieden mit mir. Mein Körper war schlank und sehnig. Muskulös, aber trotzdem sehr weiblich. Aus meinem Gesicht blickten mich zwei smaragdgrüne Katzenaugen an, und die sinnlich geschwungenen Lippen lächelten entspannt.
„Merveilleux! Du bist wunderschön!“
Ich stieß einen leisen Schrei aus. Noch während ich herumwirbelte, um zu sehen, wer das gesagt hatte, griff ich nach meinem Nachthemd, das auf dem Stuhl lag, und hielt es vor mich.
„Spar dir deine Scham. Es gibt nichts an dir, was ich nicht schon gesehen hätte.“
Ich errötete bis in die Haarspitzen. Mein Besucher quittierte dies mit einem Lächeln. Er stand im Schatten, aber ich sah seine Zähne aufblitzen.
„Es ist ungehörig, eine Dame heimlich zu beobachten“, gab ich mich empört. „Noch dazu, ohne sich vorzustellen.“
Er trat näher ins Licht, und es verschlug mir schier den Atem. Ich hatte fast vergessen, wie schön er war. Groß, schlank und muskulös, mit schulterlangem schwarzem Haar, in welches der Kerzenschein ein irisierendes blaues Licht zauberte. Seine grauen Augen, wie aus Eis, wurden von einem Kranz seidiger schwarzer Wimpern umrahmt, darüber feingeschwungene Brauen. Eine gerade schmale Nase über sinnlichen weichen Lippen, die sich zu einem sanften Lächeln kräuselten. Seine Gesichtszüge waren markant, aber nicht hart. Die Haut porenlos und glatt, wie Marmor. Mein Herz schlug schneller, ich ließ das Nachthemd sinken und tat einen Schritt auf ihn zu.
„Armand de Toulourbet – noch immer dein ergebener Diener.“
Mit einer eleganten Bewegung verbeugte er sich tief vor mir, bevor er näher trat, um meine Hand zu ergreifen und sie an seine Lippen zu führen. Er fühlte sich warm und stark an. Jetzt, wo er mir so nah war, schien seine Aura jede Faser meines Körpers zu durchdringen. Ich konnte nicht länger an mich halten und sank mit einem Seufzer der Freude in seine Arme.
„Du hast mir so schrecklich gefehlt, mein Liebster.“
Er vergrub das Gesicht in meinem Haar und presste mich fest an sich. „Du mir auch, Mel. Egal, wo du auch immer hinwillst, ich lasse dich auf keinen Fall mehr allein weg.“
Ich lehnte mich in seinem Arm zurück. „Du weißt es also?“
Er lächelte. „Sie auch. Denkst du, deine Eltern wären blind? Sie wissen es schon seit deinen letzten Semesterferien. Wer so viele Bücher über Ägypten in sein Zimmer schleppt, kann das nicht ohne Absicht tun.“
Ich biss mir auf die Lippen. „Und was haben sie dazu gesagt?“
Armand seufzte theatralisch. „Franklin würde dich am liebsten in einen Käfig sperren und den Schlüssel wegwerfen.“
„Mist!“
Er lachte über meine zerknirschte Miene. „Aber Joanna hat ihn überzeugt. Auf deine Ma kannst du dich eben verlassen.“
„Juchhu!“ Ich vergaß allen Anstand und wirbelte vor Freude im Kreis herum, bis mein Verlobter mich einfing und
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