Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
um Biff anzutreiben. Seine Finger flogen über die Tasten, während er den Atem des Wolfes in seinem Nacken spürte. Der Gedanke, wie sie ihm die Kehle und den Bauch aufrissen, seine Eingeweide fraßen und ihn im eigenen Blut verrecken ließen, ließ seinen Puls rasen, bis er ihn in den Fingerspitzen fühlte. Seine Augenlider zuckten. Scheiß auf den guten Vorsatz. Er brauchte Stoff. Wenn das wirklich ein Trip war, würde die nächste Dosis ihn in eine andere Version katapultieren. Und wenn das echt war, konnte er es nur mit ner ordentlichen Dröhnung ertragen.
Woran saßen die anderen Hacker? Wie viele Ziele gab es und zu welchem Zweck? Mit drei Dutzend Experten wie ihm könnten diese Dreckskerle die gesamte Ostküste lahmlegen. Oder schlimmer.
„Was wollt ihr eigentlich bezwecken?“
Zur Antwort traf ihn ein Pistolenknauf im Nacken. Biff sah Sternchen.
„Frag nicht so viel, sondern halt dich ran.“
„Wenn ihr mir den Schädel einschlagt, krieg ich gar nix mehr hin.“ Er rieb sich die pochende Stelle am Hinterkopf. Der Werwolf lachte hämisch. Biff hätte nie gedacht, dass so ein Vieh überhaupt lachen konnte.
„Dann mach lieber keinen Ärger. Wer den Job nicht hinkriegt, ist Futter.“
Er zweifelte keine Sekunde. Mit zusammengebissenen Zähnen hämmerte er die Befehle in die Tasten, schaltete die Sicherheitssysteme ab und fuhr das Kraftwerk auf null. Die Energieanzeigen auf dem Bildschirm sanken. Er spielte ein Programm in die Kühlsysteme ein, schützte es mit mehreren Sicherheitsblocks und einer Firewall. So hielt die Kühlung, bis die Stäbe von selbst weit genug abgeklungen waren. Erst dann fuhr auch dieses System Schritt für Schritt runter. Einen Holocaust wollten die Kerle schließlich nicht. Ganz blöd konnten sie also nicht sein.
„Sehr gut. Geht doch. Und jetzt sorg dafür, dass man es so schnell nicht mehr starten kann.“
Es brodelte in ihm, aber auf Leben und Tod war sich jeder selbst der Nächste. Darum legte er widerspruchslos die CD ins Laufwerk und spielte die Virenprogramme auf. Er warf seinem Bewacher einen finsteren Blick zu, der ihm grinsend den nächsten Umschlag reichte. Bundesbehörde! An so was hatte Biff sich noch nie rangetraut. Das waren keine 08/15- Sicherheitsprogramme. Das war High Security. „Die verfolgen das zurück und machen hier alles platt”, versuchte er es mit Vernunft.
„Spar dir den Scheiß und fang an“, zischte der Werwolf.
Biffs Hände zitterten, als er die Seite aufrief. Der Lauf der Pistole schob sich vor sein Gesicht.
„Und pass besser auf, dass die nichts zurückverfolgen. Sonst ist die erste Kugel aus dem Lauf für den bisschen Matsch, den du dein Hirn nennst.“
Biff schluckte, starrte auf seinen Bildschirm und nickte langsam. In dem Moment sauste etwas draußen am Fenster vorbei, gefolgt von einem Schrei, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ, sodass sein Herz kaum dagegen anpumpen konnte, obwohl es raste.
Der Wolfsmensch ging gelangweilt hinüber, schaute nach unten und grinste Biff boshaft an. „Gebrochene Knochen lassen sich leichter kauen. Sieh es als Anreiz, besser zu sein als der da.“
Seit Blue mit seinem Bruder verschwunden war, hatte Ash nichts mehr von den beiden gehört. Er wusste auch nicht, wie er sie erreichen konnte. Der Dolmenwächter hatte ihm nicht mal eine Handynummer hinterlassen.
Die neu entstandenen Tore waren überprüft, mit einem erschreckenden Ergebnis. Auch die alten Tore, die am stärksten frequentiert wurden, lagen an Orten, die ihm Sorge bereiteten. Er rang mit sich, wollte gern noch einmal mit Blue sprechen, ob er neue Erkenntnisse hatte, aber da der Kerl auch nach mehreren Tagen nicht auftauchte, entschied Ash, seinem Bauchgefühl nachzugeben und mit Franklin zu reden.
Er ging nach unten in dessen Arbeitszimmer, doch der Ashera-Vater war nicht da. Auf sein Klopfen meldete sich niemand aus den Privaträumen. Wo mochte Franklin stecken? Ash suchte in den Bibliotheken und fragte bei Vicky in der Küche. Die dralle Irin sagte, dass sie Franklin Richtung Kellertreppe hätte gehen sehen. Vielleicht wollte er etwas in den Archiven nachsehen.
Ash ging nur selten hinunter. Für ihn brachte es Assoziationen an einen mittelalterlichen Folterkeller mit sich. Warum, konnte er nicht sagen. Das diffuse Licht, die schwarzen Steinmauern und die Kühle, die in den Räumen hing, bereiteten ihm Gänsehaut. Alles war still. Auch hier keine Spur von Franklin. Ash rief nach seinem Vorgesetzten und fühlte, wie
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