Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
ihn Zugriff auf weitere gesperrte Bereiche, in die sich Pettra vor diesem Auftrag noch nicht vorgearbeitet hatte. Aber das wäre nur eine Frage der Zeit gewesen. Derzeit prüfte sie diese Sektoren und sicher fand sich auch dort der eine oder andere Schwachpunkt.
Ben seufzte. Er dachte darüber nach, Sally zu fragen, wie es nach Beendigung seines Jobs weitergehen würde, aber die Angst vor der Antwort hielt ihn ab. Mehrmals haderte er mit sich, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war. Vermutlich litt er an Paranoia aufgrund seiner Vergangenheit. Doch die ließ sich nun mal nicht abstellen.
„Hey, alles okay?“
Sallys Stimme holte ihn aus seinen Gedanken. Er hatte nicht bemerkt, dass er die Arbeit eingestellt hatte und vor sich hinstarrte, die Tasse in der Hand. Er rang sich ein Lächeln ab. „Ich hab nur gerade über eine Lücke nachgedacht, die ich heute Morgen entdeckte. Gar nicht so einfach, alles dichtzumachen, damit sich keine Maus mehr reinschleichen kann.“
„Versuch doch, ein paar Katzen zu programmieren“, neckte Sally und ließ ihn wieder allein.
Er sah ihr hinterher, sehnte sich danach, mehr zu wagen als die Gespräche und das Essengehen. Schon am ersten Tag hatte sie ihm gefallen, inzwischen fühlte er sich zu ihr hingezogen. Sie mochte ihn, das spürte er. Sonst hätte sie ihm nicht so viel über ihre Familie erzählt. Ob sie ähnlich empfand wie er für sie, konnte er nicht sagen. Und was, wenn ja? Sollte er es wagen, sie zu fragen? Eine Nacht mit ihr verbringen? Es wäre das erste Mal seit seiner Flucht aus der Namib. Allein der Gedanke, dass er sich im Schlaf verraten und jemand erfahren könnte, was mit ihm geschehen, wo er Jahre seines Lebens verbracht – sie verloren – hatte, erschien unerträglich. Dann schwieg er lieber, blieb weiter allein, himmelte Sally von fern an und genoss nur ihre Nähe. Irgendwann war sein Job beendet. Dann ging er wieder nach Miami, sah sie nicht wieder und konnte sie vergessen. Das war sicher besser.
Ben konzentrierte sich auf den Bildschirm. Er gab den nächsten Befehl ein und drückte die Entertaste. Nanu? Was war
„Pettra?“, murmelte er verwundert vor sich hin.
Er hielt es zwar für unwahrscheinlich, dass sie ohne Freigabe sein System prüfte, aber man konnte nie wissen. Besser, er fragte sie, also loggte er sich in den Sprach-Modus ein.
„Hi Ben. Was gibt’s?“
„Hallo Pettra. Was machst du? Ich war noch nicht fertig.“
Verwirrtes Schweigen auf der anderen Seite.
„Alles okay?“
„Ja“, antwortete Pettra. „Aber ich verstehe nicht, was du meinst. Ich bin nicht mal online, ich koche gerade.“
Er schluckte. Wenn sie die neuen Programmbefehle nicht testete, wer dann?“
„Ich meld mich später noch mal. Ciao.“
Er klappte den Rechner zu und rannte Sally hinterher. Wenn sein System bereits geprüft wurde, wusste sie davon. „Sally?“
Sie sprach mit einem der anderen Programmierer, die Ben zwar immer noch nicht mochten, aber inzwischen wenigstens tolerierten. Als sie ihn kommen sah, beendete sie die Unterhaltung auf ihre höfliche Art und kam zu ihm.
„Du bist ja ganz aufgeregt. Was ist los?“
„Kann ich dich was fragen?“ Vor Nervosität wurden seine Hände feucht. „Gibt es schon Tests an meinem Programm?“
Sie runzelte die Stirn, was ihm Antwort genug war. Er fluchte leise.
„Dann hackt sich de facto jemand in die Server.“
Sally schlug die Hand vor den Mund. „Oh Gott. Das müssen wir sofort melden.”
Er nickte. „Tu das. Ich lasse von Pettra eine zweite Firewall installieren. Die fremden Dateien kann ich sofort löschen. Gut, dass ich gerade daran gearbeitet habe. Sonst wäre es mir nicht gleich aufgefallen.
Eine halbe Stunde später war das System wieder sauber. Sally kam mit ernster Miene zu Bens Arbeitspatz.
„Die waren ziemlich aufgebracht.“
Betreten sah Ben zu Boden. „Tut mir leid.“
Sally legte ihm die Hand auf die Schulter. „Nicht doch. Was dich angeht, sind sie voll des Lobes. Aber dass die anderen nichts davon bemerkt haben, ist unverzeihlich.“ Sie blickte verstohlen in die Runde. „Da werden einige Köpfe rollen.“
Ben schluckte. „Das hab ich nicht gewollt.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nicht deine Schuld. Es ist ihr Job. Na ja, für den ein oder anderen künftig nicht mehr.“
Das war die Gelegenheit, zu fragen. „Was … was passiert eigentlich, wenn man hier … wenn der Job erledigt ist? Oder …“
Einen Moment schien sie nicht zu begreifen, worauf er hinauswollte,
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