Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
Sprengladungen Versahen – und vermutlich nicht nur diesen – standen für Ben zwei Dinge fest. Die Sicherheitsleute waren gekauft oder Gestaltwandler, denn anders war es nicht zu erklären, dass sie diese Vorgänge nicht auf den Überwachungsmonitoren bemerkten und einschritten. Und er musste Sally da rausholen, weil er sie auf keinen Fall verlieren wollte.
„Aber wenn du so sicher bist, dass die Security mit dem Feind paktiert, woher willst du wissen, dass sie nicht auch zu denen gehört und dich nur benutzt hat?“
Pettra versuchte, an seinen Verstand zu appellieren, aber er wollte davon nichts hören. Die Frage hatte er sich schon gestellt, doch er kam immer zu demselben Schluss. Das zwischen ihnen war echt. Kein Trick. Sally war ein Opfer wie er.
„Und wie willst du da reinkommen? Die suchen nach dir. Du schaffst es nicht mal auf zehn Meter an den äußeren Zaun und die knallen dich ab.“
Ben rührte Pettras Sorge sehr, doch sie würde ihn nicht umstimmen.
„Ich bin vorsichtig. Mit einer Meisterdiebin kann ich zwar nicht mithalten, aber bei der Ashera lernt man auch, sich unbemerkt irgendwo reinzuschleichen. Wird schon schief gehen.“
„Dann kommen wir mit.“
Ben schüttelte mit schrägem Grinsen den Kopf und klopfte Slade auf die Schulter. „Das weiß ich zu schätzen, Kumpel, aber de facto würdet ihr noch mehr auffallen als ich. Nein, das kann ich nur allein machen.“
Das Einzige, worum er die beiden bat, war, die äußeren Sicherheitssysteme auszuschalten, damit er nicht schon am Elektrozaun gebraten wurde.
Eine gute Stunde später schlich er über die Anlage auf ein Nebengebäude zu. Es war Irrsinn, doch mit dem Gedanken, Schuld an Sallys Tod zu sein, weil er bloß seine eigene Haut retten wollte, hätte er nicht weiterleben können.
So sehr ihm Hollywood-Klischees stanken, aber in diesem Fall war die vielgesehene Methode des Lüftungsschachtes wohl perfekt, um zumindest erst mal ins Gebäude hineinzugelangen. Er musste Sally finden und sie allein abpassen. Das war aus seiner Sicht der schwierigste Teil des Plans.
Auf das erste Hindernis stieß er schon früher. So viele Security-Leute hatte er noch nie hier gesehen. Nicht mal am Morgen, als sie nach ihm gesucht hatten. Die bewachten nicht nur die Eingänge, sondern jedes kleine Loch – also auch die Lüftungsgitter.
„Mist! Jetzt müsste man James Bond sein.“
Eine Möglichkeit gab es natürlich, aber die war gefährlich. Ben schloss die Augen, lauschte in sich hinein und traf seine Entscheidung.
„Sally Field.“
„Sally, ich bin’s. Ben.“
Einen Moment herrschte Schweigen. Er überlegte, was er sagen sollte, damit sie nicht sofort die Sicherheit alarmierte.
„Bitte glaub mir, ich habe nichts mit dem zu tun, was da vor sich geht. Und das ganze Ausmaß könnt ihr noch gar nicht abschätzen.“
Die folgende Stille kam ihm wie eine Ewigkeit vor, in der sein Herz gegen die Rippen hämmerte.
„Ich verstehe, Sir. Und wo genau soll das sein?“
Erst war er verwirrt, doch dann begriff Ben. Sie verriet ihn nicht, aber sie konnte nicht frei reden. Klar, da drin ging sicher alles drunter und drüber.
„Ich bin auf dem Gelände. Wollte über den hinteren Lüftungsschacht reinkommen. Aber hier ist alles voller Schwerbewaffneter.“
„Ich bin sofort da, Sir. Das werden wir sicher schnell lösen.“
Sie legte auf. Jetzt galt es, zu warten und darauf zu vertrauen, dass sie ihn richtig einschätzte. Minuten zogen sich wie Stunden. Er presste sich in die Ecke zwischen den beiden Gebäuden, wo er nicht zu sehen war und lauschte. Die Schritte der Männer auf dem Kies veränderten sich kaum. Irgendwann musste sie doch kommen. Oder täuschte er sich in ihr und gleich umzingelte ihn ein Dutzend von der Security?
„Ben.“
Ihr Flüstern war so leise, dass er es fast nicht gehört hätte. Suchend blickte er sich um, bis er sie über sich an einem kleinen Fenster entdeckte. Sie warf ihm ein improvisiertes Seil runter und ohne zu zögern, kletterte er hinauf. Oben angekommen schloss er Sally in die Arme. Die Erleichterung ließ seine Knie zittern. Sie war bei ihm. Er konnte sie hier rausbringen.
Sanft, aber bestimmt, schob sie ihn von sich. „Bist du verrückt, hier aufzukreuzen? Hast du eine Ahnung, was hier los ist? Die haben schon dein Quartier auf den Kopf gestellt und jetzt ist eine Fahndung nach dir raus.“
Er nickte. „Ich dachte mir das schon, nachdem wir den fremden Zugriff bemerkt haben. Irgendwer nutzt unser System.
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