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Ruf ins Jenseits

Ruf ins Jenseits

Titel: Ruf ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Harwood
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haben.»
    «Constance, du musst geträumt haben. Niemand hat mich hier eingeschlossen. Ich dachte, ich hätte sichergestellt, dass die Tür offen bleibt, aber sie schlug zu, und ich konnte sie nicht aufbrechen.»
    «Nein», sagte ich. «Er war in der Galerie, er kam durch den Sarg, er wollte mich umbringen. Ich versteckte die Sprengladung in der Rüstung, und sie hat ihn erschlagen.»
    «Constance», sagte er und starrte mich befremdet an. «Du hast einen furchtbaren Schock erlitten. Egal, wir müssen hier weg. Das Haus kann jeden Moment in sich zusammenstürzen.»
    Er ging voran in die Eingangshalle, wo er die Tür zum Salon öffnete und – staunend beim Anblick der Verwüstung darinnen – stehen blieb.
    «Ich weiß nicht, was wir am besten tun sollen», sagte er schließlich. «Wir können nicht die ganze Nacht draußen bleiben, du würdest dich zu Tode frieren. Ich glaube, wir müssen es auf einen weiteren Einsturz ankommen lassen. Dein Zimmer liegt auf der anderen Seite im Haus – es sollte sicher sein. Ich werde einige Stühle zerbrechen, um Feuer zu machen.»
    Wir machten uns auf den Rückweg, hinauf zu meinem Zimmer, wo wir uns vom gröbsten Schmutz, soweit das eiskalte Wasser das erlaubte, befreiten. Ich machte einen weiteren Versuch, ihm von dem Geschehenen zu berichten, aber er hörte nicht zu, ehe er ein behelfsmäßiges Feuer entfacht hatte, das den Raum zunehmend mit dem Geruch nach verbranntem Firnis erfüllte, und wir ein Stück Brot und Käse gegessen und ein Glas Wein getrunken hatten.
    «Also», sagte er dann. «Hast du geschlafen, als die Mauer einstürzte?»
    «Nein, ich war hellwach. Ich ging in die Galerie, um die Laterne zu holen. Da sah ich, wie sich der Sargdeckel zu öffnen begann   …»
    «Unmöglich, das garantiere ich dir. Die Schlösser waren vollkommen eingerostet.»
    «An den Schlössern wurde nicht gerührt.» Ich sah es plötzlich wieder vor mir. «Es war nur der obere Teil des Deckels. Ich hörte seine Schritte; er hatte eine Laterne. Ich nahm den Zylinder aus der Zinnkiste in der Galerie, zündete ihn an und versteckte ihn in der Rüstung. Siehst du, hier: Ich habe ein Stück Stoff von meinem Kleid abgerissen, damit er denken sollte, ich sei in der Rüstung. Und dann – er sagte, er sei Doktor Davenant, er sei gekommen, um mich zu retten   –»
    Edwins veränderter Gesichtsausdruck ließ mich innehalten. Er starrte auf das Stück Stoff, als hätte er nie zuvor ein Kleid gesehen. Er sah mir in die Augen, als er plötzlich voller Entsetzen begriff.
«Davenant?»,
stammelte er. «Du hast James Davenant in die Luft gejagt?»
    «Ja, aber es war Magnus. Er wollte mich umbringen – warum siehst du mich so an?»
    «Verstehst du nicht? Wenn die Polizei davon erfährt, kannst du wegen Mordes verurteilt werden – oder zumindest wegen Totschlags   –»
    «Aber er kam durch den Sarg! Wer sonst   –»
    «Du
glaubst,
dass er durch den Sarg kam. Aber du warst außer dir vor Angst, das Licht war schlecht. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass du dir eingebildet hast, dass sich der Deckel bewegte – und dass Davenant durch die Eingangstür kam, die wir für den Kutscher offen gelassen hatten.»
    «Ich hab mir das nicht eingebildet! Und wie kann er in diesem Nebel den Weg hierher gefunden haben? Er war die ganze Zeit über hier; er wartete, bis die anderen abgefahren waren,und kam vor dem Nebel zurück. Erinnerst du dich nicht? Wir haben ihn in der Bibliothek gehört – er wollte herausfinden, welche Indizien wir gegen ihn haben.»
    «Ich verstehe», sagte er langsam. «Das Problem ist, dass uns – selbst wenn du recht hast – niemand glauben wird. Wenn du das der Polizei erzählst, kommst du ins Gefängnis – oder ins Irrenhaus. Wenn du allerdings nur sagst, du seist in der Bibliothek gewesen, als es die Explosion gab   … Und sollten sie Davenant finden, werden sie denken, dass er sie ausgelöst hat.»
    «Aber wenn Nell noch am Leben ist   –», setzte ich an.
    «Nell, Nell, Nell!», rief er ungeduldig aus. «Siehst du denn nicht, welchen Schaden deine Besessenheit angerichtet hat? Vielleicht war Davenant vollkommen unschuldig? Du legst dir selbst den Strick um den Hals! Und abgesehen davon gibt es nicht das geringste Anzeichen dafür, dass Nell noch am Leben ist.
Warum
bist du dir dessen so sicher?»
    «Weil ich Clara Wraxford bin!»
    Edwin schwieg erschrocken.
    «Hast du dafür Beweise?», sagte er endlich. «Hast du von ihr gehört?»
    «Nein, aber John Montague war

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