Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
Vom Netzwerk:
Fürstin hat zugesagt, und ich – Sie sehen mich in einer kleinen Aufregung und Spannung – ich hoffe auch, Jean Paul wird kommen.«
    »Jean Paul Friedrich Richter!«
    »Ich hoffe wenigstens. Man reißt sich so um ihn, daß man es wirklich einen glücklichen Augenblick nennen kann, wo man ihn frei trifft. – Indessen – wie gesagt also, gehen Sie zu den Eltern, und Sie werden schon die beste Art finden, es ihnen begreiflich zu machen. Es hätte sich erst heute so zufällig gemacht –«
    »Es wird schwer sein, die Art zu finden, die nicht beleidigt.«
    »So sagen Sie, nein sagen Sie, was Sie wollen, es ist mir im Grunde ganz gleichgültig. Was gehören Alltags zu Jean Paul!«
    Van Asten verneigte sich wieder, aber an der Thür rief ihn die Geheimräthin wieder zurück: »
A propos,
ich habe doch vergessen, was ich Ihnen sagen wollte. Mein Kompliment dem Lehrer, sie lernt unbegreiflich schnell, aber sie müssen ihr etwas mehr ästhetischen Elan geben.«
    Van Asten sah sie erstaunt an: »Ich finde in ihr ein Verständniß der Dichter –«
    »Ja, ja, das ist schon recht – das ist es aber nicht –«
    »Ihr Gedächtniß für alle wahrhaft schönen Stellen –«
    »Ist bewunderungswürdig. Das Fischerlied von Goethe hörte sie nur ein Mal von Ihnen, und am Abend recitirte sie es mir vor dem Zubettegehen. Admirabel! Das ist alles recht schön, auch kann sie die Glocke beinahe auswendig. Schiller war enchantirt davon. Ich hatte es nämlich so einzurichten gewusst, daß er sich mit der Berg an der Thür im Nebenzimmer unterhielt, als sie von den jungen Mädchen wie zufällig aufgefordert, einige Partien daraus deklamirte. Aber Sie hätten ihr Gesicht sehen sollen, als Schiller plötzlich in die Hände klatschte. Glauben Sie, daß, wenn ich sie vorher ihm vorgestellt, sie nur den Mund aufgethan hätte? Mit Schiller passirte das noch, aber wie benahm sie sich gegen Jean Paul! Da von der Gesellschaft unter den Linden will ich nicht sagen. Es war ja ein Gedränge um ihn, beinahe ein Skandal.«
    Walter lächelte. Der böse Leumund erzählte von zwei Freundinnen, die in derselben Absicht nach dem Sessel eilten, von dem der Dichter eben aufgestanden. Der Natur der Dinge nach konnte nur eine die glückliche sein und sitzen, wo der Dichter gesessen. Man behauptete, daß beide seitdem nicht mehr Freundinnen wären.
    Die Geheimräthin las aus Walters Lächeln den Sinn: »So seid Ihr alle, und Keiner besser als der Andere. Die Huldigungen edler Frauen für eine Größe, wenn sie Euch selbst nicht gelten, sind nur gut für Euren Spott. Nicht wahr, das charmante Triolett, was durch die Stadt läuft, ist von einem Ihrer Freunde, von dem Herrn Tieck oder Bernhardy, oder einem der Herren Schlegel?«
    »Unsere Freunde,« sagte er, »erkennen das echte Feuer, das aus diesem Genius in so wunderbaren Flammenwirbeln der Phantasie und des Humors gen Himmel prasselt, wenngleich der krause irdische Troß, den es mitnimmt, Vielen das Verständniß seiner Seelenaccorde erschwert.«
    »Wir nun bemerken nicht diesen Troß und sind darin glücklicher als die Herren der Schöpfung, denen so oft der Sinn über die verletzte Form verloren geht. – Das aber ist es, ja, ja, Herr van Asten, Sie wollen Ihrer Schülerin einen zu klassischen Sinn einimpfen. Sie dämpfen ihre Entzückungen – aber was ich sagen wollte, – ich habe ihn nachher mit Adelheid besucht –«
    »Jean Paul? – und mit Adelheid?«
    »Die Russische Fürstin war eben fortgefahren. Wir trafen nur noch vier Damen, die ihm einen Teppich gebracht, denn der Fußboden ist sehr kalt, weil er über einem Stall wohnt. Sie ließen es sich nicht nehmen, ihn selbst anzunageln, und während dem hatten wir die schönsten Minuten. Ach wie ganz anders ist Jean Paul als Schiller! Jeden Moment, jedes Blitzen eines Sonnenstrahls weiß er zu benutzen, es sprüht immer etwas Sinnvolles, Angenehmes. Wenn eine der Damen sich auf die Finger klopfte, beneideten die Genien sie um den Schmerz, den eine edle Seele bei einem Liebeswerk empfindet.«
    »Und die Damen erwiderten die Galanterien?«
    »Es scheint wirklich ein Pfingstgeist in unsere Landsmänninnen gefahren. Denken Sie, selbst die Eitelbach, wie berauscht von seiner Nähe, ward witzig. Sie sprach etwas, was im Hesperus stehen könnte.«
    »Oder vielleicht schon darin steht.«
    »Gleich viel, es ist eine Magie, die alle in seiner Gegenwart über sich selbst erhebt. Ich ließ ihm durch Adelheid ein Bouquet überreichen.«
    »Gewiß mit Worten, die im

Weitere Kostenlose Bücher