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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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ergriff, stürzte es ihm aus dem Munde, ein rother Blutquell, und er war hingesunken, ohne die Hand loszulassen.
     
Dreiundfünfzigstes Kapitel.
     
Eine Entführung.
    So viel wusste man bis in die entferntesten Winkel, aber in der Masse verschwand das Persönliche vor dem sturmbewegten Gefühl. Man begnügte sich nicht mehr mit einem Händedruck, auch Leute, die sich nicht leiden mochten, stürzten sich in die Arme: »Das Vaterland ist gerettet!« – »Zugeschlagen. Nun ihm das Garaus gemacht!« – »Drauf los! – Tod allen Franzosen!«
    »Davon werden sie auch nicht sterben!« brummte der Offizier, welcher vorhin York genannt wurde, der sich jetzt Luft nach dem Ausgange machte, während die Tücher der Damen ihm fast um die Ohren schlugen: »Wenn überhaupt die Geschichte wahr ist.«
    Walter van Asten führte seine Cousine durch das Gedränge. Einer der jüngeren Offiziere, deren Geschwätz der Oberst vorhin durch seinen zornfunkelnden Blick zum Schweigen gebracht, benutzte den Augenblick, wo Walter sich bückte, um den Pompadour aufzuheben, der dem jungen Mädchen aus der Hand gefallen war. Er drängte sich zwischen Beide und wusste den Arm der Dame in seinen zu schieben: »Mein schönstes Fräulein, Sie hatten einen Führer, der den Weg nicht kennt. Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen den nächsten zeige.«
    Minchen Schlarbaums Arm hing wirklich am Arm des Offiziers, als ob es so sein müsse, aber ihr Mund öffnete sich so weit als ihr Auge groß ward. »Mein Gott, verzeihen Sie, das ist ja mein –«
    »Ihr Pompadour,« fiel der Kornet ein. »Da – nehmen Sie ihn rasch. Ich hoffe, daß der – Herr da ihn für Sie aufgelangt hat.«
    »Und ich, Herr Kornet von Wolfskehl, hoffe,« sagte Walter, »daß Sie nur in der Trunkenheit der Freude meine Cousine mit – Jemand Ihrer Bekanntschaft verwechselt haben. Für eine andere Trunkenheit würde ich Rechenschaft fordern.«
    »Was! – Spricht da Einer von Rechenschaft – ich habe mich wohl verhört,« näselte der Kornet zu den Kameraden, die still lächelnd in der Nähe standen, als er schon Walters Hand an seinem Arm fühlte. Es war noch eine sanfte Berührung.
    »Ich, Kornet Wolfskehl,« sagte Walter in einem Tone, der noch dem Druck seiner Hand entsprach. »Auf der Stelle ersuche ich Sie so höflichst als dringend, Ihrer Wege zu gehen, da ich meinen vollkommen kenne, den ich gehen muß und werde, wenn Sie den Platz nicht augenblicklich verlassen.«
    »Herr« – fuhr der Kornet auf – »wer sind Sie in drei –« und hatte doch den Arm der Dame fahren lassen. Walters Blick hatte etwas herrisch durchdringendes. Auch auf den übermüthigen Jüngling hatte er unwillkürlich einen Eindruck gemacht.
    »Jemand, dem es leid thäte, sich an dem Rock des Königs vergreifen zu müssen, der aber keinen Augenblick zaudern würde wenn – Jemand, der nicht der Ehre werth ist, ihn zu tragen, darunter steckte.«
    »Was! – Unterfängt sich die Ca –«
    »Halt!« donnerte die Stimme des älteren Offiziers dazwischen. »Meine Herren Offiziere, wenn der Civilist da zu dem Frauenzimmer gehört, ist er im Rechte.«
    »Dulden wir das!« schien der zu den Kameraden gewandte Blick des Kornets zu sprechen. »Herr Oberst, er hat unsere Uniform berührt.« »So wird er Ihnen Rede zu stehen haben, warum,« entgegnete der Oberst.
    »Herr Jesus, um Gottes Willen keinen Skandal!« schrie Minchen Schlarbaum. »Da ist ja Herr Professor Catel, der kennt meinen Cousin.«
    In dem Augenblick ward aber die Aufmerksamkeit wieder auf den allgemeinen Gegenstand der Theilnahme gelenkt. Wie wenn ein Vorhang zu beiden Seiten aufrollte, hatten sich die Personen, welche um den Courier gestanden, nach beiden Seiten vertheilt, um der stürmischen Forderung des Publikums zu genügen. Bovillard lag auf dem Boden, das umkränzte Haupt vom Theaterarzt gestützt, während seine ausgestreckte Rechte die Hand des jungen Mädchens noch immer gefasst hielt, welche den Kranz ihm aufgedrückt. Diese kniete, entweder durch ihre Lage dazu genöthigt oder aus eigener Bewegung, daneben. Von der Fieberröthe fluthete nichts mehr auf ihrem Gesicht, es war todtenblaß, nur die schönen großen Augen starrten auf den Jüngling zu ihren Füßen. Sie selbst schien der Hülfe zu bedürfen, denn die Fürstin hielt sie umfasst. Die Wallensteinschen Krieger, auf ihre langen Degen gestützt, standen im Halbkreis wie eine Wache. Es war nicht Arrangement, es hatte sich von selbst so gemacht. Wer den Rest Spiritus auf dem Altar

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