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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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viel.
     
    an der andern:
     
    90,000 + 28 Jahr – Verstand.
    p.p. 90,000
    180,000 + 28 Jahr – Verstand.???
     
    Der Legationsrath war fertig und hielt ihm die Schrift hin: »Wollen Sie probiren – englische Immortell-Dinte, neueste Erfindung von Parry – es ließe sich darin ein Geschäft machen. Um alle Simulation zu vermeiden, habe ich unter heutigem Datum acceptirt.« – »Wollen Herr Legationsrath noch gefälligst darunter notiren: Duplikat des an dem und dem acceptirten Solawechsels.« – »Wozu, theuerster Mann, wir tauschen die Papiere aus und damit ist die Sache abgemacht.« – »Möchte gern den ersten Wechsel auch behalten, nur aus Kuriosität, von wegen der sympathetischen Tinte. Geschieht Ihnen ja kein Schade dadurch, lieber Herr Legationsrath. Können noch, der Sicherheit wegen, hinzubemerken: Duplikat u.s.w. wodurch der Primawechsel außer Kraft gesetzt ist Weiter nichts. Bin ein Raritätensammler, und trenne mich nicht gern von Seltenheiten.«
    Wandel war in die Höhe gesprungen, wie der Tiger beim Geräusch des herangeschlichenen Jägers. So funkelte auch sein Auge, als er krampfhaft die Stuhllehne presste. Der Stuhl in seiner Hand hätte zur Waffe werden können, aber nicht gegen Den, der ihm gegenüber stand. Die markigen Hände des Kaufmanns umklammerten den Stock, sein Kinn lehnte sich darauf und seine hellblauen Augen fielen ohne Blinkern auf die gelbglühenden des Andern. »Was wollen Sie noch?« fragte Wandel. – »Sie haben noch einen Wechsel, von mir acceptirt, auf Höhe von zehn Tausend Thalern.« – »Der am vierzehnten Oktober fällig ist, mein Herr.« – »Weiß es, wir könnten aber doch vielleicht noch ein Geschäftchen machen. Schreiben Sie mir noch ein solches Duplikat – der Wechsel wird auch blaß.« – Wandel verkniff die Lippen. Nach einer Pause sagte er: »Wie Sie wünschen.« – »Ist mir lieb, daß Sie so gefällig sind; den Verfalltag wünsch' ich nur etwas anders. Schreiben Sie gütigst: acceptirt zum ersten September.« – »Herr! Das sind nicht vierzehn Tage.« – »Weiß es.« – »Das könnte mich derangiren.« – »Würde mir sehr leid thun.« – »Das ist unverschämt.« – »Kann sein. Ein Kaufmann muß die Konjunkturen benutzen. Ist sich Jeder selbst der Nächste, darin werden Sie mir Recht geben« – »Ihre Gründe, Herr von Asten! Durch das Duplikat verschwindet jede Besorgniß wegen der Dinte.« – »Gründe wollen Sie! So viel Sie wollen: bis zum vierzehnten Oktober kann Krieg ausgebrochen, Sie können todt, bankerott, Sie können nach Asien und Sibirien gereist sein. Ich könnte Ihnen noch viel mehr Gründe sagen, der Hauptgrund aber ist, ich will mein Geld haben.« – »Das ist ein sehr verständlicher, mein Herr van Asten. Wenn ich mich recht besinne, könnte ich mich dazu bestimmen lassen. Ich erwarte Rimessen aus Thüringen, die jeden Augenblick eintreffen müssen. Indessen, Kaufmann gegen Kaufmann – dies unbeschadet unserer Freundschaft – was geben Sie für die Gefälligkeit?« – »Die Wechsel fürs Geld.« – »Und die Prima für die Anticipation?«
    Beide sahen sich durchdringend an. Beide waren Kaufleute durch und durch in dem Augenblick, die durchbohrenden Blicke wurden milder, die Drohung schmolz in ein Lächeln. Wandel schrieb auch den zweiten Wechsel um, und nachdem van Asten ihn sorgsam geprüft, tauschte er beide neue Wechsel gegen die Primawechsel aus. Von dem geschraubten Ton vorhin merkte man nichts mehr. Die Unterhaltung floß noch einige Augenblicke über gleichgültige Dinge, wie zwischen Geschäftsmännern, die eine unangenehme Disharmonie durch freundliches Entgegenkommen verlöschen wollen. Van Asten versicherte, daß er die Differenz schon so gut wie vergessen habe, Wandel lobte es, wer erfolgreich leben wolle, müsse an die Zukunft und so wenig als möglich an die Vergangenheit denken. Auch vor Raritäten müsse man sich hüten, sie würden am Ende todtes Kapital, in welchem unser Lebensstock immer sparsamer, dünner wird. »Da! –« er riß aus einer Lade unter der schwarzen Tafel eine Partie Papiere hervor – »was habe ich davon, daß ich diese Assignate zwölf Jahre aufhob, eine halbe Million und darüber!«
    »Freilich jetzt nur Raritäten,« sagte nachdenklich der Kaufmann. »Kein Gläubiger ist mehr so dumm, sie für Activa anzusehen. Vor fünf bis sechs Jahren konnte man wohl noch etwas darauf erschwindeln.« – »Fidibus, Theuerster! Zum Feueranmachen brauche ich sie.« – »Ueber eine halbe

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