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Ruhe unsanft

Ruhe unsanft

Titel: Ruhe unsanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Schiff sagte sie selbst, sie liebe jemand, den sie nicht he i raten könne. Das führte uns zusammen.‹ Und so weiter. Und so weiter.« Gwenda schloss das Tagebuch und sah auf. »Helen und mein Vater fühlten sicher eine gewisse Seelenverwandtschaft, und irgendwie musste auch für mich gesorgt werden, und sie glaubte wohl, sie würde ihn glücklich machen und dadurch schließlich selbst wieder ganz glücklich werden.« Gwenda nickte abschließend und sagte strahlend zu Miss Marple: »So war es.«
    Giles’ Miene war leicht gereizt.
    »Du fantasierst einen ganzen Roman zusammen, Gwenda, und behauptest, so habe sich alles zugetragen.«
    »Aber es muss so gewesen sein! Und so haben wir einen dritten Kandidaten für den unbekannten X.«
    »Den Ehemann vom Schiff?«
    »Natürlich. Wir wissen nicht, ob er wirklich so nett und ehrenhaft war, wie wir annehmen. Er kann ebenso gut halb verrückt gewesen sein, sie bis Dillmouth verfolgt haben…«
    »Du hast ihn eben erst bei der Ausreise nach Indien g e schildert!«
    »Na und? Wer ausreist, kann auch wieder einreisen, o der? Helen tat es, und Walter Fane auch. Nebenbei b e merkt, verschwand Helen erst ein Jahr später. Ich sage nicht, dass dieser X aus Indien zurückkam, sondern nur, dass es möglich ist. Du reitest ja dauernd auf der Frage herum, wer ›die Männer in ihrem Leben‹ waren, und sol l test froh sein, dass nun schon drei aufgetaucht sind: Wa l ter Fane, ein früherer Flirt, dessen Namen Dr. Kennedy weiß, und der Mann auf dem Schiff…«
    »… dessen Existenz noch nicht erwiesen ist«, ergänzte Giles.
    »… was sich aber feststellen lassen wird. Nicht wahr, Miss Marple?«
    »Ich kann nur wiederholen«, sagte Miss Marple, »dass man mit der Zeit und mit viel Geduld manches erfährt. Hier ein kleiner Beitrag. Im Laufe einer sehr erfreulichen kleinen Unterhaltung im Modegeschäft habe ich heute gehört, dass die Köchin Edith Pagett, die zur fraglichen Zeit in ›St. Catherine angestellt war, noch in Dillmouth wohnt. Ihre Schwester ist mit einem hiesigen Konditor verheiratet. Ich glaube, es wäre das Normalste von der Welt, wenn Sie sich mit ihr unterhielten. Sie kann Ihnen sicher viel erzählen.«
    »Großartig«, sagte Gwenda begeistert. »Mir ist übrigens noch eine Idee gekommen. Ich werde ein neues Test a ment machen. Schau nicht so ernst, Giles, du bleibst mein Universalerbe. Ich möchte nur Walter Fane mit der Abfassung betrauen.«
    »Gwenda«, mahnte Giles, »sei vorsichtig!«
    »Ein Testament zu machen, ist vollkommen unverfän g lich. Und der Beweggrund, den ich mir zurechtgelegt h a be, ist gut. Jedenfalls möchte ich Fane aufsuchen, um ihn gründlich unter die Lupe zu nehmen. Dann erst kann ich beurteilen, ob er…« Sie ließ den Satz unbeendet.
    »Was mich, wundert«, sagte Giles, »ist, dass sich ni e mand außer Dr. Kennedy auf unser Zeitungsinserat g e meldet hat. Zum Beispiel die Köchin – Edith Pagett –, die Sie erwähnt haben.«
    »In ländlichen Gegenden«, sagte Miss Marple, »bra u chen die Leute oft lange, ehe sie sich auf etwas einlassen. Sie sind misstrauisch. Sie tun nichts Unüberlegtes.«

12
     
    L ily Kimble breitete eine Lage Zeitungspapier auf dem Küchentisch aus, um darauf die Pommes frites zu trocknen, die noch im Topf zischten, und beugte sich müßig, einen Schlager vor sich hin su m mend, über die Anzeigenseite, die gerade obenauf lag.
    Plötzlich unterbrach sie ihr Summen und rief:
    »Jim! Hör mal zu, Jim, ja?«
    »Hm?«, antwortete Jim Kimble mit gewohnter Einsi l bigkeit vom Spülbecken her, wo er sich gerade wusch.
    »Da steht was in der Zeitung, eine Suchanzeige: Jeder, der über den Verbleib von Mrs Helen Spenlove Halliday, geborene Kennedy, Auskunft geben kann, wird hiermit gebeten, sich mit Messrs. Reed & Hardy, Southampton Row, in Verbindung zu setzen.‹ Das muss die Mrs Hall i day sein, bei der ich in Stellung war, in ›St. Catherine‹. Sie und ihr Mann hatten das Haus von der seligen Mrs Fi n deyson übernommen. Helen hieß sie, das stimmt, und – ja, richtig, sie war eine geborene Kennedy. Ihr älterer Bruder, der Doktor, hat mir damals immer gesagt, ich müsste mir die Polypen rausnehmen lassen.«
    Der wortkarge Jim Kimble prustete in das Handtuch, mit dem er sich das Gesicht abtrocknete, während seine Frau die Pommes frites mit geübten Griffen umdrehte. Dann wandte sie sich wieder der Zeitung zu.
    »Natürlich ist das eine alte Nummer, gut eine Woche alt. Ich möchte wissen, was das soll. Könnte

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