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Ruhe unsanft

Ruhe unsanft

Titel: Ruhe unsanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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einem Wutausbruch beinahe einmal seinen Bruder e r schlagen. Schön, ein Kind, in dem sich zu viel angestaut hat, ist zu manchem fähig; nur bei dem artigen, geduld i gen Walter wirkt es besonders erschreckend. Dieser Wa l ter Fane verliebt sich nun als junger Mann in Helen Ke n nedy. Er ist nicht nur verliebt, er ist verrückt nach ihr. Sie weist ihn ab, und er geht nach Indien. Später schreibt sie ihm, sie will nun doch zu ihm kommen und ihn heiraten. Er ist außer sich vor Freude, und schon trifft ihn der zweite Schlag. Sie kommt, aber nur, um ihm mitzuteilen, dass sie sich abermals anders besonnen hat. Sie habe während der Schiffsreise ihr Herz verloren. Damit fährt sie zurück und heiratet Kelvin Halliday. Walter Fane muss annehmen, Kelvin sei der Grund für Helens Able h nung gewesen. Er brütet darüber nach, nährt einen wahnsinnigen Hass in sich und kehrt bald ebenfalls nach Dillmouth zurück. Den Hallidays gegenüber benimmt er sich so nett und harmlos, als wäre nichts geschehen, kommt oft zu Besuch, spielt den Hausfreund, den getre u en Paladin. Aber Helen traut dem Frieden nicht ganz; sie durchschaut ihn, sie spürt, dass es in dem guten, ruhigen Walter innerlich gärt. Sie sagt zu ihm, er sei nicht normal, und sie hätte schon immer Angst vor ihm gehabt. Sie macht heimlich Pläne, von Dillmouth wegzuziehen. W a rum? Weil sie Angst hat, in Walters Nähe zu bleiben. Nun kommen wir wieder zu dem entscheidenden Abend. Hier ist manches unklar. Wir wissen nicht, wo Fane in den kritischen Stunden war, und es besteht wenig Au s sicht, dies nachträglich herauszufinden. Jedenfalls war er insofern am Schauplatz, als er nur zwei oder drei Gehm i nuten entfernt wohnt. Falls seine Abwesenheit zuhause überhaupt auffiel, kann er sie auf jede Weise erklärt h a ben: mit frühem Schlafengehen wegen Kopfweh, mit langem Aufsitzen über dringenden Akten. Inzwischen kann er alles getan haben, was der Mörder tat. Und ihm ist von den drei Verdächtigen am ehesten zuzutrauen, dass er falsche Sachen in den Koffer packt. Leute wie er wissen nie, was Frauen zum Anziehen brauchen.«
    »Komisch«, sagte Gwenda, »als ich wegen des Test a ments bei ihm im Büro war, hat er mich plötzlich an ein Haus mit herabgelassenen Jalousien erinnert, und – so seltsam es scheinen mag – ich dachte, in dem Haus läge eine Leiche.« Sie sah Miss Marple an. »Klingt das in Ihren Ohren sehr verrückt?«
    »Nein, mein liebes Kind. Vielleicht haben Sie sogar Recht.«
    »Und nun«, fuhr Gwenda fort, »kommen wir zu Afflick, dem Busunternehmer. Zu Jackie, dem Geschäftstücht i gen, Gerissenen. Ein bedenklicher Punkt bei ihm ist, dass Dr. Kennedy ihm eine Art beginnenden Verfolgung s wahn bescheinigt. Das würde heißen, er war nie ganz normal. Er tat seine Beziehung zu Helen als harmlose Jugendliebe ab, doch wir sind uns einig, dass er lügt. Dann hat er in Helen nicht nur ein munteres junges Mä d chen gesehen, sondern war leidenschaftlich, wahnwitzig in sie verliebt. Sie dagegen amüsierte sich einfach nur. Sie war mannstoll, wie Miss Marple sagt.«
    »Nein, Kind, ich habe das nie gesagt. Ich denke nicht daran!«
    »Na, dann Nymphomanin, wenn Sie den Ausdruck vo r ziehen. Auf jeden Fall hat sie erst mit Jackie Afflick gefli r tet, und dann wollte sie ihn loswerden. Er ließ sich aber nicht einfach abschieben. Helens Bruder half ihr aus der Klemme, was Afflick nie vergaß und vergab. Außerdem verlor er seine Stelle, seiner Meinung nach, weil ihm Wa l ter Fane ein Bein stellte. Besonders letzteres könnte ein Zeichen von Verfolgungswahn sein.«
    »Andererseits«, warf Giles ein, »falls es stimmt, spräche dieser Umstand gegen Walter Fane, sogar sehr!«
    Gwenda spann ihren Faden weiter:
    »Helen fährt nach Indien, und Afflick verlässt Dil l mouth. Aber er kann sie nicht vergessen, und als er hört, dass sie zurückgekommen ist und geheiratet hat, fährt er hin, um sie zu besuchen. Erst hat er uns gegenüber nur einen Besuch zugegeben, dann wurden mehrere daraus. Edith Pagett nannte ihn den geheimnisvollen Unbekan n ten mit dem schicken Wagen. Also kam er öfter, sodass die Angestellten schon über ihn redeten. Aber Helen hat ihn nie zum Bleiben ermuntert, damit sie ihn nicht mit meinem Vater bekannt machen musste. Vielleicht hatte sie Angst vor ihm. Vielleicht…«
    »Angst vor Afflick ließe auch eine andere Deutung zu«, unterbrach Giles. »Angenommen, Helen hatte ihn doch einmal geliebt, ihre erste Liebe! Vielleicht hatte sie sogar eine

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