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Ruhe unsanft

Ruhe unsanft

Titel: Ruhe unsanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Gwenda gefragt hatte, ob es sie sehr stören würde, wenn er seine Leute ein wenig im Garten graben ließe.
    Aus Primers Mund klang das, als gönne er seinen Le u ten etwas gesundheitsfördernde Bewegung im Freien und schicke sie nicht auf die Suche nach einer vor vielen Ja h ren vergrabenen Leiche.
    Da hatte Giles kurz entschlossen gesagt, er könne ihm vielleicht einen Hinweis geben, wo am wahrscheinlichsten etwas zu finden sei. Er führte den Inspektor ans Ende der Terrasse. Primer blickte zum vergitterten Erkerfenster im ersten Stock hoch und bemerkte: »Das ist wohl das eh e malige Kinderzimmer?«
    Giles bestätigte dies, und während zwei Polizisten mit Spaten zu der bezeichneten Stelle gingen, kehrten sie ins Haus zurück, wo Giles allen weiteren Fragen mit den Worten zuvorkam:
    »Ich glaube, Inspektor, meine Frau sollte Ihnen etwas erzählen, das sie bis jetzt nur mir und – hm, ja, noch j e mand anvertraut hat.«
    Primers freundlicher, aber unbestechlicher Blick ruhte prüfend auf Gwenda, als frage er sich insgeheim, ob er sie ernst nehmen könne oder eine Fantastin vor sich habe. Gwenda spürte seinen Zweifel so deutlich, dass sie fast verteidigend anfing:
    »Mag sein, dass ich mir alles eingebildet habe. Aber es erscheint mir sehr wirklich.«
    »Bitte, erzählen Sie, Mrs Reed!«, sagte Inspektor Primer beschwichtigend.
    Und Gwenda erzählte: Wie ihr das Haus auf den ersten Blick so bekannt vorgekommen war. Wie sie später e r fuhr, dass sie tatsächlich als Kind schon einmal hier g e wohnt hatte. Wie sie sich an die Tapeten im Kinderzi m mer und die Verbindungstür erinnert und das Gefühl gehabt hatte, dass die Terrassenstufen im Garten u r sprünglich woanders gewesen waren.
    Dann nahm sie alle Kraft zusammen und erzählte den entscheidenden Punkt: Wie ihr während einer Theate r vorstellung blitzartig die Erkenntnis gekommen war, dass sie als Kind so etwas Ähnliches erlebt hatte – dass sie eine tote Frau in der Halle gesehen hatte, hier gleich n e benan.
    »Weil ich noch so klein war, sah ich sie durchs Tre p pengeländer. Sie lag da, erwürgt, mit blau angelaufenem Gesicht und wirrem blondem Haar – Helen. Das Dumme war nur, dass ich keine Ahnung hatte, wer diese Helen eigentlich war.« Giles wollte es genauer erklären, aber der Inspektor sagte unerwartet bestimmt:
    »Bitte, lassen Sie Ihre Frau mit ihren eigenen Worten erzählen.«
    Und Gwenda fuhr stockend fort. Der Inspektor stellte nur gelegentlich eine Frage, deren geschickte Formuli e rung sie nicht merken ließ, dass er sie auf höchst raffinie r te Weise verhörte.
    »Das Theaterstück war also von Webster: Die Herzogin von Amalfi«, wiederholte er sinnend. »Und Sie sagen A f fenpfoten?«
    »Das war sicher nur ein Angsttraum«, sagte Giles.
    »Mr Reed – bitte!«
    »Vielleicht ist alles ein Angsttraum gewesen«, sagte Gwenda.
    »Wohl kaum«, meinte der Inspektor. »Mrs Kimbles Tod wäre sehr schwer zu motivieren, wenn es damals nicht wirklich einen Mord in diesem Haus gegeben hätte, der jetzt herauszukommen droht.«
    Das klang so vernünftig, beinahe tröstlich, dass Gwe n da mit neuem Mut fortfuhr:
    »Mein Vater war nicht der Mörder. Bestimmt nicht! S o gar Dr. Penrose erklärte, dass mein Vater unfähig gew e sen sei, irgendjemand etwas Böses anzutun. Und auch Dr. Kennedy glaubte es nicht, er sprach von Wahnvorstellu n gen. Es muss jemand gewesen sein, der meinem Vater den Mord in die Schuhe schieben wollte, und wir wissen auch, wer – das heißt, einer von zwei Verdächtigen kommt infrage…«
    »Gwenda«, unterbrach Giles, »soweit können wir u n möglich…«
    »Mr Reed«, sagte Inspektor Primer, »könnten Sie wohl einmal in den Garten gehen und nachsehen, wie weit meine Leute sind? Sagen Sie ruhig, ich hätte Sie g e schickt.«
    Er schloss höflich die Terrassentür hinter Giles, schob den Riegel vor und kehrte zu Gwenda zurück.
    »Nun erzählen Sie einfach, was Sie gedacht haben, auch wenn es etwas durcheinander geht.«
    Und Gwenda schilderte alle Vermutungen und Schlus s folgerungen und was sie unternommen hatten, um mö g lichst viel über die drei Männer, die in Helens Leben eine Rolle gespielt haben konnten, zu erfahren; und dass Wa l ter Fane und Jack Afflick am vergangenen Nachmittag nach »Hillside« gekommen waren, angeblich hatte Giles sie telefonisch hergebeten.
    »Begreifen Sie, Inspektor, dass einer von beiden lügen muss?«
    »Das ist eines der Hauptprobleme in meinem Beruf«, erwiderte Primer freundlich und

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